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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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Mitbürgern absondert, deren gute Meinung durch
zweckmäßige Wirksamkeit gewönne. -- Uebrigens
versteht es sich von selbst, daß der gestern aufge-
nommene Bruder, eben so genau, als ich von der
Verwendung des Geldes unterrichtet ist, und über
dessen Anwendung seine Vorschläge und seine
Stimme abgiebt. -- Almosen, setzte er noch auf
meine Frage hinzu, geben wir nicht; für Bettler sind
die öffentlichen Armenanstalten, und maurerische
Bettler suchen uns nicht auf, weil sie von uns
nichts zu wissen scheinen."

Doch ich kehre zur L. zurück. Die Aufnahme
ging vor sich. So gern ich hier mit der größesten
Ausführlichkeit erzählen möchte, -- denn jedes
Wort, jede Handlung war mir höchst bedeutend --
so wage ich es doch nicht, es dem Papier anzuver-
trauen, weil ich für seine Schicksale nicht stehen
kann. So viel ist gewiß, ich lernte in dieser Stunde
in Absicht auf wahre Maurerei, und deren inner-
stes Wesen, mehr, als ich in allen meinen höheren
Graden gelernt hatte. Ich stelle mir vor, einem
guten Christen, der bisher in der katholischen oder
protestantischen Confession erzogen worden ist, und
der auf einmal in die Versammlung der alten
Christianer, die nichts, als das Wort des Herren
kannten, versetzt würde, müßte ohngefähr zu Muthe
seyn, wie es mir war. Alles, was zu verschiedenen
Zeiten und zu besonderen Zwecken, in England,
Frankreich, Deutschland, Schweden, Italien etc.
dem alten, ächten Stamm der Maurerei aufge-
pfropft worden war, und das ich durch mein Stu-

Mitbuͤrgern abſondert, deren gute Meinung durch
zweckmaͤßige Wirkſamkeit gewoͤnne. — Uebrigens
verſteht es ſich von ſelbſt, daß der geſtern aufge-
nommene Bruder, eben ſo genau, als ich von der
Verwendung des Geldes unterrichtet iſt, und uͤber
deſſen Anwendung ſeine Vorſchlaͤge und ſeine
Stimme abgiebt. — Almoſen, ſetzte er noch auf
meine Frage hinzu, geben wir nicht; fuͤr Bettler ſind
die oͤffentlichen Armenanſtalten, und maureriſche
Bettler ſuchen uns nicht auf, weil ſie von uns
nichts zu wiſſen ſcheinen.“

Doch ich kehre zur L. zuruͤck. Die Aufnahme
ging vor ſich. So gern ich hier mit der groͤßeſten
Ausfuͤhrlichkeit erzaͤhlen moͤchte, — denn jedes
Wort, jede Handlung war mir hoͤchſt bedeutend —
ſo wage ich es doch nicht, es dem Papier anzuver-
trauen, weil ich fuͤr ſeine Schickſale nicht ſtehen
kann. So viel iſt gewiß, ich lernte in dieſer Stunde
in Abſicht auf wahre Maurerei, und deren inner-
ſtes Weſen, mehr, als ich in allen meinen hoͤheren
Graden gelernt hatte. Ich ſtelle mir vor, einem
guten Chriſten, der bisher in der katholiſchen oder
proteſtantiſchen Confeſſion erzogen worden iſt, und
der auf einmal in die Verſammlung der alten
Chriſtianer, die nichts, als das Wort des Herren
kannten, verſetzt wuͤrde, muͤßte ohngefaͤhr zu Muthe
ſeyn, wie es mir war. Alles, was zu verſchiedenen
Zeiten und zu beſonderen Zwecken, in England,
Frankreich, Deutſchland, Schweden, Italien ꝛc.
dem alten, aͤchten Stamm der Maurerei aufge-
pfropft worden war, und das ich durch mein Stu-

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[228/0250] Mitbuͤrgern abſondert, deren gute Meinung durch zweckmaͤßige Wirkſamkeit gewoͤnne. — Uebrigens verſteht es ſich von ſelbſt, daß der geſtern aufge- nommene Bruder, eben ſo genau, als ich von der Verwendung des Geldes unterrichtet iſt, und uͤber deſſen Anwendung ſeine Vorſchlaͤge und ſeine Stimme abgiebt. — Almoſen, ſetzte er noch auf meine Frage hinzu, geben wir nicht; fuͤr Bettler ſind die oͤffentlichen Armenanſtalten, und maureriſche Bettler ſuchen uns nicht auf, weil ſie von uns nichts zu wiſſen ſcheinen.“ Doch ich kehre zur L. zuruͤck. Die Aufnahme ging vor ſich. So gern ich hier mit der groͤßeſten Ausfuͤhrlichkeit erzaͤhlen moͤchte, — denn jedes Wort, jede Handlung war mir hoͤchſt bedeutend — ſo wage ich es doch nicht, es dem Papier anzuver- trauen, weil ich fuͤr ſeine Schickſale nicht ſtehen kann. So viel iſt gewiß, ich lernte in dieſer Stunde in Abſicht auf wahre Maurerei, und deren inner- ſtes Weſen, mehr, als ich in allen meinen hoͤheren Graden gelernt hatte. Ich ſtelle mir vor, einem guten Chriſten, der bisher in der katholiſchen oder proteſtantiſchen Confeſſion erzogen worden iſt, und der auf einmal in die Verſammlung der alten Chriſtianer, die nichts, als das Wort des Herren kannten, verſetzt wuͤrde, muͤßte ohngefaͤhr zu Muthe ſeyn, wie es mir war. Alles, was zu verſchiedenen Zeiten und zu beſonderen Zwecken, in England, Frankreich, Deutſchland, Schweden, Italien ꝛc. dem alten, aͤchten Stamm der Maurerei aufge- pfropft worden war, und das ich durch mein Stu-

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/250>, abgerufen am 21.11.2024.