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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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der Würde, der Sicherheit und Bestimmtheit, mit
der jeder der Anwesenden sprach und handelte,
reden? jeder wußte genau, was er zu thun habe,
niemand durfte erinnert werden, weder von Außen
noch im Innern war die geringste Stöhrung, nie
die kleinste Lücke, nirgends eine Spur von langer
Weile. Die Aufnahme war vollendet, der letzte
feierliche Akt derselben erschöpfte in seiner hohen
Einfachheit alles, was ich in meiner maurerischen
Laufbahn an Erhabenheit gesehen habe. "Nun
heißen sie Frei-Maurer, sagte der M. v. St., ob
Sie es sind, das kommt allein auf Sie selbst an.
Zwei Stücke machen den M.; die maurerische Ge-
sinnung und maurerische Kenntnisse. Jene zu
erwerben, zu verfeinern, zu verstärken, ist Ihre
Arbeit; Gelegenheit dazu werden Ihnen fortgesetzt,
unsere Versammlungen geben, die keinen andern Zweck
als diesen, haben. Diese wird befördert und begründet
durch das Studium der Geschichte unserer Brüder-
schaft; dazu kann Ihnen unser Archiv, das Ihnen
von heut an geöffnet ist, nützlich werden, besonders
wenn Sie den rechten Blick dazu mitbringen."

Die L. wurde geschlossen, die Linien auf dem
Boden verwischt, die drei Gr. L. und die Reprä-
sentanten der drei kleinen weggenommen. In der
Zwischenzeit fragte ich freimüthig über alles, was
mir aufgefallen war. Ich glaubte so manches ver-
mißt zu haben, was ich auch nach meinem Stu-
dium der verschiedenen Systeme, und troz
meiner Abstraktionen, für wesentlich hielt. "We-
sentlich kann das wohl nicht seyn, sagte mir Br. M.

der Wuͤrde, der Sicherheit und Beſtimmtheit, mit
der jeder der Anweſenden ſprach und handelte,
reden? jeder wußte genau, was er zu thun habe,
niemand durfte erinnert werden, weder von Außen
noch im Innern war die geringſte Stoͤhrung, nie
die kleinſte Luͤcke, nirgends eine Spur von langer
Weile. Die Aufnahme war vollendet, der letzte
feierliche Akt derſelben erſchoͤpfte in ſeiner hohen
Einfachheit alles, was ich in meiner maureriſchen
Laufbahn an Erhabenheit geſehen habe. „Nun
heißen ſie Frei-Maurer, ſagte der M. v. St., ob
Sie es ſind, das kommt allein auf Sie ſelbſt an.
Zwei Stuͤcke machen den M.; die maureriſche Ge-
ſinnung und maureriſche Kenntniſſe. Jene zu
erwerben, zu verfeinern, zu verſtaͤrken, iſt Ihre
Arbeit; Gelegenheit dazu werden Ihnen fortgeſetzt,
unſere Verſammlungen geben, die keinen andern Zweck
als dieſen, haben. Dieſe wird befoͤrdert und begruͤndet
durch das Studium der Geſchichte unſerer Bruͤder-
ſchaft; dazu kann Ihnen unſer Archiv, das Ihnen
von heut an geoͤffnet iſt, nuͤtzlich werden, beſonders
wenn Sie den rechten Blick dazu mitbringen.“

Die L. wurde geſchloſſen, die Linien auf dem
Boden verwiſcht, die drei Gr. L. und die Repraͤ-
ſentanten der drei kleinen weggenommen. In der
Zwiſchenzeit fragte ich freimuͤthig uͤber alles, was
mir aufgefallen war. Ich glaubte ſo manches ver-
mißt zu haben, was ich auch nach meinem Stu-
dium der verſchiedenen Syſteme, und troz
meiner Abſtraktionen, fuͤr weſentlich hielt. „We-
ſentlich kann das wohl nicht ſeyn, ſagte mir Br. M.

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[230/0252] der Wuͤrde, der Sicherheit und Beſtimmtheit, mit der jeder der Anweſenden ſprach und handelte, reden? jeder wußte genau, was er zu thun habe, niemand durfte erinnert werden, weder von Außen noch im Innern war die geringſte Stoͤhrung, nie die kleinſte Luͤcke, nirgends eine Spur von langer Weile. Die Aufnahme war vollendet, der letzte feierliche Akt derſelben erſchoͤpfte in ſeiner hohen Einfachheit alles, was ich in meiner maureriſchen Laufbahn an Erhabenheit geſehen habe. „Nun heißen ſie Frei-Maurer, ſagte der M. v. St., ob Sie es ſind, das kommt allein auf Sie ſelbſt an. Zwei Stuͤcke machen den M.; die maureriſche Ge- ſinnung und maureriſche Kenntniſſe. Jene zu erwerben, zu verfeinern, zu verſtaͤrken, iſt Ihre Arbeit; Gelegenheit dazu werden Ihnen fortgeſetzt, unſere Verſammlungen geben, die keinen andern Zweck als dieſen, haben. Dieſe wird befoͤrdert und begruͤndet durch das Studium der Geſchichte unſerer Bruͤder- ſchaft; dazu kann Ihnen unſer Archiv, das Ihnen von heut an geoͤffnet iſt, nuͤtzlich werden, beſonders wenn Sie den rechten Blick dazu mitbringen.“ Die L. wurde geſchloſſen, die Linien auf dem Boden verwiſcht, die drei Gr. L. und die Repraͤ- ſentanten der drei kleinen weggenommen. In der Zwiſchenzeit fragte ich freimuͤthig uͤber alles, was mir aufgefallen war. Ich glaubte ſo manches ver- mißt zu haben, was ich auch nach meinem Stu- dium der verſchiedenen Syſteme, und troz meiner Abſtraktionen, fuͤr weſentlich hielt. „We- ſentlich kann das wohl nicht ſeyn, ſagte mir Br. M.

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/252>, abgerufen am 22.11.2024.