Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht die genauesten Data, und die speciellesten
Nachrichten hätten. Für uns ist also die Ge-
schichte des Ordens kein Geheimniß
, ge-
schweige daß, wie es an einem gewissen Orte heißt,
das Geheimniß der Brüderschaft für uns in ihrer
Geschichte liegen sollte. Wenn sie außer der
Historie kein anderes Mysterium hätte, so würde
es schlecht mit uns stehen, denn unsere Arbeiten
wären ziemlich geschlossen."

Dieser Bund, der wie es schien, ziemlich aus-
gebreitet ist, und von dem ich in meiner ganzen,
nicht eben gewöhnlichen, maurerischen Laufbahn
nichts gehört hatte, schien mir höchst bedeutend,
denn ich fand hier etwas realisirt, was ich von
jeher unverrückt mit dem größten Enthusiasmus
gewünscht hatte. Was muß diesen vereinigten
Kräften, bei einem hellen Blick und sicherem
Standpunkte nicht möglich seyn! Die Wirkungen
dieser Forschungen auf ächte Begründung der wah-
ren Maurerei sind nicht zu berechnen.

Ueber diesen Gesprächen war es, ehe ich es
vermuthete, 11 Uhr geworden. "Wir haben,
sagte M. heut, unsers lieben Fremden wegen, eine
Ausnahme gemacht, und sind über die Zeit geblie-
ben. Die Hausfrauen sehen es gern, wenn wir
die Ordnung nicht übertreten. Lassen Sie uns
schließen, liebe BB.!" -- Es wurden einige schöne
Verse aus einem Liede gesungen, die BB. schüttel-
ten sich die Hände, und gingen nach Hause.

Ich war zu aufmerksam auf das Archiv der
L. geworden, als daß ich nicht, obgleich nicht ohne

nicht die genaueſten Data, und die ſpecielleſten
Nachrichten haͤtten. Fuͤr uns iſt alſo die Ge-
ſchichte des Ordens kein Geheimniß
, ge-
ſchweige daß, wie es an einem gewiſſen Orte heißt,
das Geheimniß der Bruͤderſchaft fuͤr uns in ihrer
Geſchichte liegen ſollte. Wenn ſie außer der
Hiſtorie kein anderes Myſterium haͤtte, ſo wuͤrde
es ſchlecht mit uns ſtehen, denn unſere Arbeiten
waͤren ziemlich geſchloſſen.“

Dieſer Bund, der wie es ſchien, ziemlich aus-
gebreitet iſt, und von dem ich in meiner ganzen,
nicht eben gewoͤhnlichen, maureriſchen Laufbahn
nichts gehoͤrt hatte, ſchien mir hoͤchſt bedeutend,
denn ich fand hier etwas realiſirt, was ich von
jeher unverruͤckt mit dem groͤßten Enthuſiasmus
gewuͤnſcht hatte. Was muß dieſen vereinigten
Kraͤften, bei einem hellen Blick und ſicherem
Standpunkte nicht moͤglich ſeyn! Die Wirkungen
dieſer Forſchungen auf aͤchte Begruͤndung der wah-
ren Maurerei ſind nicht zu berechnen.

Ueber dieſen Geſpraͤchen war es, ehe ich es
vermuthete, 11 Uhr geworden. „Wir haben,
ſagte M. heut, unſers lieben Fremden wegen, eine
Ausnahme gemacht, und ſind uͤber die Zeit geblie-
ben. Die Hausfrauen ſehen es gern, wenn wir
die Ordnung nicht uͤbertreten. Laſſen Sie uns
ſchließen, liebe BB.!“ — Es wurden einige ſchoͤne
Verſe aus einem Liede geſungen, die BB. ſchuͤttel-
ten ſich die Haͤnde, und gingen nach Hauſe.

Ich war zu aufmerkſam auf das Archiv der
L. geworden, als daß ich nicht, obgleich nicht ohne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0258" n="236"/>
nicht die genaue&#x017F;ten Data, und die &#x017F;pecielle&#x017F;ten<lb/>
Nachrichten ha&#x0364;tten. Fu&#x0364;r uns i&#x017F;t al&#x017F;o <hi rendition="#g">die Ge-<lb/>
&#x017F;chichte des Ordens kein Geheimniß</hi>, ge-<lb/>
&#x017F;chweige daß, wie es an einem gewi&#x017F;&#x017F;en Orte heißt,<lb/>
das Geheimniß der Bru&#x0364;der&#x017F;chaft fu&#x0364;r uns in ihrer<lb/><hi rendition="#g">Ge&#x017F;chichte</hi> liegen &#x017F;ollte. Wenn &#x017F;ie außer der<lb/>
Hi&#x017F;torie kein anderes My&#x017F;terium ha&#x0364;tte, &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
es &#x017F;chlecht mit uns &#x017F;tehen, denn un&#x017F;ere Arbeiten<lb/>
wa&#x0364;ren ziemlich ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er Bund, der wie es &#x017F;chien, ziemlich aus-<lb/>
gebreitet i&#x017F;t, und von dem ich in meiner ganzen,<lb/>
nicht eben gewo&#x0364;hnlichen, maureri&#x017F;chen Laufbahn<lb/>
nichts geho&#x0364;rt hatte, &#x017F;chien mir ho&#x0364;ch&#x017F;t bedeutend,<lb/>
denn ich fand hier etwas reali&#x017F;irt, was ich von<lb/>
jeher unverru&#x0364;ckt mit dem gro&#x0364;ßten Enthu&#x017F;iasmus<lb/>
gewu&#x0364;n&#x017F;cht hatte. Was muß die&#x017F;en vereinigten<lb/>
Kra&#x0364;ften, bei einem hellen Blick und &#x017F;icherem<lb/>
Standpunkte nicht mo&#x0364;glich &#x017F;eyn! Die Wirkungen<lb/>
die&#x017F;er For&#x017F;chungen auf a&#x0364;chte Begru&#x0364;ndung der wah-<lb/>
ren Maurerei &#x017F;ind nicht zu berechnen.</p><lb/>
        <p>Ueber die&#x017F;en Ge&#x017F;pra&#x0364;chen war es, ehe ich es<lb/>
vermuthete, 11 Uhr geworden. &#x201E;Wir haben,<lb/>
&#x017F;agte <hi rendition="#aq">M.</hi> heut, un&#x017F;ers lieben Fremden wegen, eine<lb/>
Ausnahme gemacht, und &#x017F;ind u&#x0364;ber die Zeit geblie-<lb/>
ben. Die Hausfrauen &#x017F;ehen es gern, wenn wir<lb/>
die Ordnung nicht u&#x0364;bertreten. La&#x017F;&#x017F;en Sie uns<lb/>
&#x017F;chließen, liebe BB.!&#x201C; &#x2014; Es wurden einige &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Ver&#x017F;e aus einem Liede ge&#x017F;ungen, die BB. &#x017F;chu&#x0364;ttel-<lb/>
ten &#x017F;ich die Ha&#x0364;nde, und gingen nach Hau&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Ich war zu aufmerk&#x017F;am auf das <hi rendition="#g">Archiv</hi> der<lb/>
L. geworden, als daß ich nicht, obgleich nicht ohne<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0258] nicht die genaueſten Data, und die ſpecielleſten Nachrichten haͤtten. Fuͤr uns iſt alſo die Ge- ſchichte des Ordens kein Geheimniß, ge- ſchweige daß, wie es an einem gewiſſen Orte heißt, das Geheimniß der Bruͤderſchaft fuͤr uns in ihrer Geſchichte liegen ſollte. Wenn ſie außer der Hiſtorie kein anderes Myſterium haͤtte, ſo wuͤrde es ſchlecht mit uns ſtehen, denn unſere Arbeiten waͤren ziemlich geſchloſſen.“ Dieſer Bund, der wie es ſchien, ziemlich aus- gebreitet iſt, und von dem ich in meiner ganzen, nicht eben gewoͤhnlichen, maureriſchen Laufbahn nichts gehoͤrt hatte, ſchien mir hoͤchſt bedeutend, denn ich fand hier etwas realiſirt, was ich von jeher unverruͤckt mit dem groͤßten Enthuſiasmus gewuͤnſcht hatte. Was muß dieſen vereinigten Kraͤften, bei einem hellen Blick und ſicherem Standpunkte nicht moͤglich ſeyn! Die Wirkungen dieſer Forſchungen auf aͤchte Begruͤndung der wah- ren Maurerei ſind nicht zu berechnen. Ueber dieſen Geſpraͤchen war es, ehe ich es vermuthete, 11 Uhr geworden. „Wir haben, ſagte M. heut, unſers lieben Fremden wegen, eine Ausnahme gemacht, und ſind uͤber die Zeit geblie- ben. Die Hausfrauen ſehen es gern, wenn wir die Ordnung nicht uͤbertreten. Laſſen Sie uns ſchließen, liebe BB.!“ — Es wurden einige ſchoͤne Verſe aus einem Liede geſungen, die BB. ſchuͤttel- ten ſich die Haͤnde, und gingen nach Hauſe. Ich war zu aufmerkſam auf das Archiv der L. geworden, als daß ich nicht, obgleich nicht ohne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/258
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/258>, abgerufen am 22.11.2024.