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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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Frauen zu Zeugen, wenn unsere Männer einmal
ungewöhnlich heftig, oder feindselig, oder nicht ganz
gerade und ehrlich, oder verschwenderisch, nachlässig,
leichtsinnig seyn wollten, und wir kämen ihnen
mit der Frage entgegen: Ist das auch maurerisch?
sie würden sogleich wieder gute Männer seyn. --
Nein, mein Herr! (setzte Sie hinzu) wir wissen
aufs allerbestimmteste, was Maurerei ist.

"Es lebe die Maurerei und alle gute Maurer," sag-
ten die Frauen, und wir stießen mit vollen Gläsern an.

Aber, fing ich aufs neue an, sollten Sie. denn
nicht zuweilen wünschen, selbst in der L. zu seyn,
und diese Maurerei selbst zu lernen?

Mad. G. Lernen? Das Weid soll nicht lernen,
sagen unsere Männer, und wir geben ihnen Recht.
Das Weib ist entweder eine gute Natur oder nicht;
im ersten Falle darf sie nur ihre Natur anwenden,
nicht stören, auf die innere Stimme horchen, und
in allen Dingen hübsch besonnen seyn, dann braucht
sie nicht zu lernen; im zweiten Falle würde ihr
das Lernen nichts helfen. Der Mann muß ler-
nen und studieren und arbeiten, damit er alles
überschaue, das Weib darf nur ihren Blick auf
ihren kleinen Kreis richten, und ihr Herz reden
lassen. Die Maurerei ist zur Wissenschaft gewor-
den, sagt mein Mann; gut! für uns sind die
Wissenschaften nicht da. Er untersuche die Wur-
zeln, die Rinde, den Kern des maurerischen Bau-
mes; uns bleibt die Blüthe und die süße Frucht,
und diese wird kein guter Mann seiner verständigen
Frau vorenthalten. Wozu sollte ihm denn sonst das

Frauen zu Zeugen, wenn unſere Maͤnner einmal
ungewoͤhnlich heftig, oder feindſelig, oder nicht ganz
gerade und ehrlich, oder verſchwenderiſch, nachlaͤſſig,
leichtſinnig ſeyn wollten, und wir kaͤmen ihnen
mit der Frage entgegen: Iſt das auch maureriſch?
ſie wuͤrden ſogleich wieder gute Maͤnner ſeyn. —
Nein, mein Herr! (ſetzte Sie hinzu) wir wiſſen
aufs allerbeſtimmteſte, was Maurerei iſt.

„Es lebe die Maurerei und alle gute Maurer,“ ſag-
ten die Frauen, und wir ſtießen mit vollen Glaͤſern an.

Aber, fing ich aufs neue an, ſollten Sie. denn
nicht zuweilen wuͤnſchen, ſelbſt in der L. zu ſeyn,
und dieſe Maurerei ſelbſt zu lernen?

Mad. G. Lernen? Das Weid ſoll nicht lernen,
ſagen unſere Maͤnner, und wir geben ihnen Recht.
Das Weib iſt entweder eine gute Natur oder nicht;
im erſten Falle darf ſie nur ihre Natur anwenden,
nicht ſtoͤren, auf die innere Stimme horchen, und
in allen Dingen huͤbſch beſonnen ſeyn, dann braucht
ſie nicht zu lernen; im zweiten Falle wuͤrde ihr
das Lernen nichts helfen. Der Mann muß ler-
nen und ſtudieren und arbeiten, damit er alles
uͤberſchaue, das Weib darf nur ihren Blick auf
ihren kleinen Kreis richten, und ihr Herz reden
laſſen. Die Maurerei iſt zur Wiſſenſchaft gewor-
den, ſagt mein Mann; gut! fuͤr uns ſind die
Wiſſenſchaften nicht da. Er unterſuche die Wur-
zeln, die Rinde, den Kern des maureriſchen Bau-
mes; uns bleibt die Bluͤthe und die ſuͤße Frucht,
und dieſe wird kein guter Mann ſeiner verſtaͤndigen
Frau vorenthalten. Wozu ſollte ihm denn ſonſt das

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[252/0274] Frauen zu Zeugen, wenn unſere Maͤnner einmal ungewoͤhnlich heftig, oder feindſelig, oder nicht ganz gerade und ehrlich, oder verſchwenderiſch, nachlaͤſſig, leichtſinnig ſeyn wollten, und wir kaͤmen ihnen mit der Frage entgegen: Iſt das auch maureriſch? ſie wuͤrden ſogleich wieder gute Maͤnner ſeyn. — Nein, mein Herr! (ſetzte Sie hinzu) wir wiſſen aufs allerbeſtimmteſte, was Maurerei iſt. „Es lebe die Maurerei und alle gute Maurer,“ ſag- ten die Frauen, und wir ſtießen mit vollen Glaͤſern an. Aber, fing ich aufs neue an, ſollten Sie. denn nicht zuweilen wuͤnſchen, ſelbſt in der L. zu ſeyn, und dieſe Maurerei ſelbſt zu lernen? Mad. G. Lernen? Das Weid ſoll nicht lernen, ſagen unſere Maͤnner, und wir geben ihnen Recht. Das Weib iſt entweder eine gute Natur oder nicht; im erſten Falle darf ſie nur ihre Natur anwenden, nicht ſtoͤren, auf die innere Stimme horchen, und in allen Dingen huͤbſch beſonnen ſeyn, dann braucht ſie nicht zu lernen; im zweiten Falle wuͤrde ihr das Lernen nichts helfen. Der Mann muß ler- nen und ſtudieren und arbeiten, damit er alles uͤberſchaue, das Weib darf nur ihren Blick auf ihren kleinen Kreis richten, und ihr Herz reden laſſen. Die Maurerei iſt zur Wiſſenſchaft gewor- den, ſagt mein Mann; gut! fuͤr uns ſind die Wiſſenſchaften nicht da. Er unterſuche die Wur- zeln, die Rinde, den Kern des maureriſchen Bau- mes; uns bleibt die Bluͤthe und die ſuͤße Frucht, und dieſe wird kein guter Mann ſeiner verſtaͤndigen Frau vorenthalten. Wozu ſollte ihm denn ſonſt das

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/274>, abgerufen am 22.11.2024.