Schwachheiten seiner Mitmenschen ist gutmüthi- ges Bedauren, keinesweges zürnende Entrüstung. Er lebt im Glauben schon hienieden in einer bessern Welt, und dieser Glaube allein giebt in seinen Augen seinem Leben hienieden Werth, Bedeutung und Schönheit; aber er dringt am wenigsten diesen Glauben irgend einem auf, son- dern trägt ihn in sich, als einen verborgenen Schatz. --
Dies ist das Bild des vollendeten Menschen, dieß ist das Ideal des Maurers. Eine höhere Vollkommenheit, als der Mensch überall erreichen kann, wird auch dieser nicht begehren oder sich ihrer rühmen; seine Vollkommenheit kan keine andre, als eine menschliche und die menschliche seyn. Jeder Mensch muß in steter Annäherung zu diesem Ziele begriffen seyn; wenn der O. nur einige Wirksamkeit hat, muß jedes Glied sichtba- rer und mit Bewußtseyn in dieser Annäherung begriffen seyn; als aufgestelltes und seinem Herzen nahgelegtes Ideal muß ihm dies Bild vorschweben; wohin sein Auge trift, muß es sich ihm darstellen; es muß gleichsam die Natur seyn, in der er lebt und athmet.
Wohl möglich, daß nicht alle, ja daß vielleicht kein einziger von denen, welche sich Maurer nen- nen, diese Vollendung erreichen. Aber wer hat je die Güte eines Ideals oder nur einer Anstalt, nach dem, was die Individuen wirklich erreichen, abgemessen? Darauf kommt es an, was diese un-
Schwachheiten ſeiner Mitmenſchen iſt gutmuͤthi- ges Bedauren, keinesweges zuͤrnende Entruͤſtung. Er lebt im Glauben ſchon hienieden in einer beſſern Welt, und dieſer Glaube allein giebt in ſeinen Augen ſeinem Leben hienieden Werth, Bedeutung und Schoͤnheit; aber er dringt am wenigſten dieſen Glauben irgend einem auf, ſon- dern traͤgt ihn in ſich, als einen verborgenen Schatz. —
Dies iſt das Bild des vollendeten Menſchen, dieß iſt das Ideal des Maurers. Eine hoͤhere Vollkommenheit, als der Menſch uͤberall erreichen kann, wird auch dieſer nicht begehren oder ſich ihrer ruͤhmen; ſeine Vollkommenheit kan keine andre, als eine menſchliche und die menſchliche ſeyn. Jeder Menſch muß in ſteter Annaͤherung zu dieſem Ziele begriffen ſeyn; wenn der O. nur einige Wirkſamkeit hat, muß jedes Glied ſichtba- rer und mit Bewußtſeyn in dieſer Annaͤherung begriffen ſeyn; als aufgeſtelltes und ſeinem Herzen nahgelegtes Ideal muß ihm dies Bild vorſchweben; wohin ſein Auge trift, muß es ſich ihm darſtellen; es muß gleichſam die Natur ſeyn, in der er lebt und athmet.
Wohl moͤglich, daß nicht alle, ja daß vielleicht kein einziger von denen, welche ſich Maurer nen- nen, dieſe Vollendung erreichen. Aber wer hat je die Guͤte eines Ideals oder nur einer Anſtalt, nach dem, was die Individuen wirklich erreichen, abgemeſſen? Darauf kommt es an, was dieſe un-
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Schwachheiten ſeiner Mitmenſchen iſt gutmuͤthi-
ges Bedauren, keinesweges zuͤrnende Entruͤſtung.
Er lebt im Glauben ſchon hienieden in einer
beſſern Welt, und dieſer Glaube allein giebt in
ſeinen Augen ſeinem Leben hienieden Werth,
Bedeutung und Schoͤnheit; aber er dringt am
wenigſten dieſen Glauben irgend einem auf, ſon-
dern traͤgt ihn in ſich, als einen verborgenen
Schatz. —
Dies iſt das Bild des vollendeten Menſchen,
dieß iſt das Ideal des Maurers. Eine hoͤhere
Vollkommenheit, als der Menſch uͤberall erreichen
kann, wird auch dieſer nicht begehren oder ſich
ihrer ruͤhmen; ſeine Vollkommenheit kan keine
andre, als eine menſchliche und die menſchliche
ſeyn. Jeder Menſch muß in ſteter Annaͤherung
zu dieſem Ziele begriffen ſeyn; wenn der O. nur
einige Wirkſamkeit hat, muß jedes Glied ſichtba-
rer und mit Bewußtſeyn in dieſer Annaͤherung
begriffen ſeyn; als aufgeſtelltes und ſeinem Herzen
nahgelegtes Ideal muß ihm dies Bild vorſchweben;
wohin ſein Auge trift, muß es ſich ihm darſtellen;
es muß gleichſam die Natur ſeyn, in der er lebt
und athmet.
Wohl moͤglich, daß nicht alle, ja daß vielleicht
kein einziger von denen, welche ſich Maurer nen-
nen, dieſe Vollendung erreichen. Aber wer hat je
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nach dem, was die Individuen wirklich erreichen,
abgemeſſen? Darauf kommt es an, was dieſe un-
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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