[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.
Du Licht im Dunkeln, und Gestalten ihr, Es rauscht umher! die Palmen wehen leise. Und sieh, in weißen Kleidern schwebt ein Chor, Mit ernstem Schweigen, wie in Geister-Weise, Von Ost und West aus Palmen-Schatten vor. Tief in den Tempel geht die stille Reise, Und hinter ihnen schließet sich das Thor. Doch von Gesprächen und Gesang in Chören, Kann ich bei stiller Luft die Worte hören: "Auferbaut ist das Heiligthum, "In Schwellen und Pfeilern, mit Ernst und Zier: "Bringet das Heilige nun, "Bringet den Gott in den Tempel!" -- "Wir bringen, wir bringen das Heilige! "In unsern Herzen und Stirnen lebt es! -- "Unsichtbar ist es, ein heiliges Drei; -- "Durch dies heilige Drei "Beten wir an -- den Unendlichen." -- "Nennt mit Namen das heilige Drei, "Daß euch verstehen die Jünger, wie die Meister, "Daß ihr Kunde bewährt "Von dem Sinne des eigenen Worts." -- "Friedlich'-treue Liebe, "Grünend, wie draußen die Palmen, "Fest und gründend, wie die Marmor- Schwellen; -- "Streben der Kunst und Wissenschaft,
Du Licht im Dunkeln, und Geſtalten ihr, Es rauſcht umher! die Palmen wehen leiſe. Und ſieh, in weißen Kleidern ſchwebt ein Chor, Mit ernſtem Schweigen, wie in Geiſter-Weiſe, Von Oſt und Weſt aus Palmen-Schatten vor. Tief in den Tempel geht die ſtille Reiſe, Und hinter ihnen ſchließet ſich das Thor. Doch von Geſpraͤchen und Geſang in Choͤren, Kann ich bei ſtiller Luft die Worte hören: „Auferbaut iſt das Heiligthum, „In Schwellen und Pfeilern, mit Ernſt und Zier: „Bringet das Heilige nun, „Bringet den Gott in den Tempel!“ — „Wir bringen, wir bringen das Heilige! „In unſern Herzen und Stirnen lebt es! — „Unſichtbar iſt es, ein heiliges Drei; — „Durch dies heilige Drei „Beten wir an — den Unendlichen.“ — „Nennt mit Namen das heilige Drei, „Daß euch verſtehen die Juͤnger, wie die Meiſter, „Daß ihr Kunde bewaͤhrt „Von dem Sinne des eigenen Worts.“ — „Friedlich’-treue Liebe, „Gruͤnend, wie draußen die Palmen, „Feſt und gruͤndend, wie die Marmor- Schwellen; — „Streben der Kunſt und Wiſſenſchaft, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <l> <pb facs="#f0286" n="264"/> </l> <l>Du Licht im Dunkeln, und Geſtalten ihr,</l><lb/> <l>Die ihr ſchon heilig wart in alter Zeit,</l><lb/> <l>Was fuͤr Geweihte ſollen hier erſcheinen,</l><lb/> <l>Welch heiliges Geſchaͤft wird ſie vereinen?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es rauſcht umher! die Palmen wehen leiſe.</l><lb/> <l>Und ſieh, in weißen Kleidern ſchwebt ein Chor,</l><lb/> <l>Mit ernſtem Schweigen, wie in Geiſter-Weiſe,</l><lb/> <l>Von Oſt und Weſt aus Palmen-Schatten vor.</l><lb/> <l>Tief in den Tempel geht die ſtille Reiſe,</l><lb/> <l>Und hinter ihnen ſchließet ſich das Thor.</l><lb/> <l>Doch von Geſpraͤchen und Geſang in Choͤren,</l><lb/> <l>Kann ich bei ſtiller Luft die Worte hören:</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>„Auferbaut iſt das <hi rendition="#g">Heiligthum</hi>,</l><lb/> <l>„In <hi rendition="#g">Schwellen</hi> und <hi rendition="#g">Pfeilern</hi>, mit <hi rendition="#g">Ernſt</hi></l><lb/> <l>und <hi rendition="#g">Zier</hi>:</l><lb/> <l>„Bringet das <hi rendition="#g">Heilige</hi> nun,</l><lb/> <l>„Bringet den <hi rendition="#g">Gott</hi> in den Tempel!“ —</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>„Wir bringen, wir bringen das Heilige!</l><lb/> <l>„In unſern Herzen und Stirnen lebt es! —</l><lb/> <l>„Unſichtbar iſt es, ein heiliges Drei; —</l><lb/> <l>„Durch dies heilige Drei</l><lb/> <l>„Beten wir an — den Unendlichen.“ —</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>„Nennt mit <hi rendition="#g">Namen</hi> das heilige Drei,</l><lb/> <l>„Daß euch verſtehen die Juͤnger, wie die Meiſter,</l><lb/> <l>„Daß ihr Kunde bewaͤhrt</l><lb/> <l>„Von dem Sinne des eigenen Worts.“ —</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>„<hi rendition="#g">Friedlich’-treue Liebe,</hi></l><lb/> <l><hi rendition="#g">„Gruͤnend</hi>, wie draußen die <hi rendition="#g">Palmen,</hi></l><lb/> <l><hi rendition="#g">„Feſt</hi> und <hi rendition="#g">gruͤndend</hi>, wie die <hi rendition="#g">Marmor-</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#g">Schwellen; —</hi> </l><lb/> <l><hi rendition="#g">„Streben der Kunſt und Wiſſenſchaft</hi>,</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0286]
Du Licht im Dunkeln, und Geſtalten ihr,
Die ihr ſchon heilig wart in alter Zeit,
Was fuͤr Geweihte ſollen hier erſcheinen,
Welch heiliges Geſchaͤft wird ſie vereinen?
Es rauſcht umher! die Palmen wehen leiſe.
Und ſieh, in weißen Kleidern ſchwebt ein Chor,
Mit ernſtem Schweigen, wie in Geiſter-Weiſe,
Von Oſt und Weſt aus Palmen-Schatten vor.
Tief in den Tempel geht die ſtille Reiſe,
Und hinter ihnen ſchließet ſich das Thor.
Doch von Geſpraͤchen und Geſang in Choͤren,
Kann ich bei ſtiller Luft die Worte hören:
„Auferbaut iſt das Heiligthum,
„In Schwellen und Pfeilern, mit Ernſt
und Zier:
„Bringet das Heilige nun,
„Bringet den Gott in den Tempel!“ —
„Wir bringen, wir bringen das Heilige!
„In unſern Herzen und Stirnen lebt es! —
„Unſichtbar iſt es, ein heiliges Drei; —
„Durch dies heilige Drei
„Beten wir an — den Unendlichen.“ —
„Nennt mit Namen das heilige Drei,
„Daß euch verſtehen die Juͤnger, wie die Meiſter,
„Daß ihr Kunde bewaͤhrt
„Von dem Sinne des eigenen Worts.“ —
„Friedlich’-treue Liebe,
„Gruͤnend, wie draußen die Palmen,
„Feſt und gruͤndend, wie die Marmor-
Schwellen; —
„Streben der Kunſt und Wiſſenſchaft,
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