öffentliche Geschichte. Zwar verbirgt der Ursprung und die erste Quelle dieser Bildung sich in gehei- mes Dunkel, oder verhüllt sich in mythische Poesie; und wir haben sogar späterhin Völker mit einer hohen Kultur gefunden (denke indeß nur an die Hindus und die Chinesen) deren Bildungsgeschichte sich an die Kette, die wir übersehen, durchaus nicht anfügt, kein Glied derselben ausmacht, und welche allein nur auf eine höhere Quelle der Kultur un- sers Geschlechts führen würden, als diejenige ist, welche unsre Geschichte kennt.
Indessen, davon abgesehen, erblicken wir doch auch in dieser unsrer Geschichte einen Fortgang und eine ununterbrochene Kette der Kul- tur, die von den Aegyptern zu den Griechen herab, von diesen zu den Kleinasiaten, von diesen wieder zu den Griechen, von ihnen zu den Römern, und von diesen, nach der Vereinigung mit dem indeß im Orient entstandenen Christenthume, zu den neuern Europäern fortgeht.
In dieser ganzen Folge bedurfte es gehei- mer Bildungsanstalten. Es ist wahrscheinlich, laut unsers obigen ersten Satzes, daß es deren wirklich gegeben habe.
Die ganze öffentliche Kultur in der beschriebe- nen Zeit und Völkerreihe, ist immer eine und eben dieselbe Kultur, ein zusammenhängender Faden, der lediglich das Gepräge des National- characters von jedem Volke annimmt, zu welchem er herabkommt, und durch die Fortschritte des
oͤffentliche Geſchichte. Zwar verbirgt der Urſprung und die erſte Quelle dieſer Bildung ſich in gehei- mes Dunkel, oder verhuͤllt ſich in mythiſche Poeſie; und wir haben ſogar ſpaͤterhin Voͤlker mit einer hohen Kultur gefunden (denke indeß nur an die Hindus und die Chineſen) deren Bildungsgeſchichte ſich an die Kette, die wir uͤberſehen, durchaus nicht anfuͤgt, kein Glied derſelben ausmacht, und welche allein nur auf eine hoͤhere Quelle der Kultur un- ſers Geſchlechts fuͤhren wuͤrden, als diejenige iſt, welche unſre Geſchichte kennt.
Indeſſen, davon abgeſehen, erblicken wir doch auch in dieſer unſrer Geſchichte einen Fortgang und eine ununterbrochene Kette der Kul- tur, die von den Aegyptern zu den Griechen herab, von dieſen zu den Kleinaſiaten, von dieſen wieder zu den Griechen, von ihnen zu den Roͤmern, und von dieſen, nach der Vereinigung mit dem indeß im Orient entſtandenen Chriſtenthume, zu den neuern Europaͤern fortgeht.
In dieſer ganzen Folge bedurfte es gehei- mer Bildungsanſtalten. Es iſt wahrſcheinlich, laut unſers obigen erſten Satzes, daß es deren wirklich gegeben habe.
Die ganze oͤffentliche Kultur in der beſchriebe- nen Zeit und Voͤlkerreihe, iſt immer eine und eben dieſelbe Kultur, ein zuſammenhaͤngender Faden, der lediglich das Gepraͤge des National- characters von jedem Volke annimmt, zu welchem er herabkommt, und durch die Fortſchritte des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0069"n="47"/>
oͤffentliche Geſchichte. Zwar verbirgt der Urſprung<lb/>
und die erſte Quelle dieſer Bildung ſich in gehei-<lb/>
mes Dunkel, oder verhuͤllt ſich in mythiſche Poeſie;<lb/>
und wir haben ſogar ſpaͤterhin Voͤlker mit einer<lb/>
hohen Kultur gefunden (denke indeß nur an die<lb/>
Hindus und die Chineſen) deren Bildungsgeſchichte<lb/>ſich an die Kette, die wir uͤberſehen, durchaus nicht<lb/>
anfuͤgt, kein Glied derſelben ausmacht, und welche<lb/>
allein nur auf eine hoͤhere Quelle der Kultur un-<lb/>ſers Geſchlechts fuͤhren wuͤrden, als diejenige iſt,<lb/>
welche unſre Geſchichte kennt.</p><lb/><p>Indeſſen, davon abgeſehen, erblicken wir doch<lb/>
auch in dieſer unſrer Geſchichte einen <hirendition="#g">Fortgang<lb/>
und eine ununterbrochene Kette der Kul-<lb/>
tur</hi>, die von den Aegyptern zu den Griechen herab,<lb/>
von dieſen zu den Kleinaſiaten, von dieſen wieder<lb/>
zu den Griechen, von ihnen zu den Roͤmern, und<lb/>
von dieſen, nach der Vereinigung mit dem indeß<lb/>
im Orient entſtandenen Chriſtenthume, zu den<lb/>
neuern Europaͤern fortgeht.</p><lb/><p>In dieſer ganzen Folge <hirendition="#g">bedurfte</hi> es gehei-<lb/>
mer Bildungsanſtalten. Es iſt <hirendition="#g">wahrſcheinlich</hi>,<lb/>
laut unſers obigen erſten Satzes, daß es deren<lb/>
wirklich gegeben habe.</p><lb/><p>Die ganze oͤffentliche Kultur in der beſchriebe-<lb/>
nen Zeit und Voͤlkerreihe, iſt immer <hirendition="#g">eine und<lb/>
eben dieſelbe Kultur</hi>, ein zuſammenhaͤngender<lb/>
Faden, der lediglich das Gepraͤge des National-<lb/>
characters von jedem Volke annimmt, zu welchem<lb/>
er herabkommt, und durch die Fortſchritte des<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[47/0069]
oͤffentliche Geſchichte. Zwar verbirgt der Urſprung
und die erſte Quelle dieſer Bildung ſich in gehei-
mes Dunkel, oder verhuͤllt ſich in mythiſche Poeſie;
und wir haben ſogar ſpaͤterhin Voͤlker mit einer
hohen Kultur gefunden (denke indeß nur an die
Hindus und die Chineſen) deren Bildungsgeſchichte
ſich an die Kette, die wir uͤberſehen, durchaus nicht
anfuͤgt, kein Glied derſelben ausmacht, und welche
allein nur auf eine hoͤhere Quelle der Kultur un-
ſers Geſchlechts fuͤhren wuͤrden, als diejenige iſt,
welche unſre Geſchichte kennt.
Indeſſen, davon abgeſehen, erblicken wir doch
auch in dieſer unſrer Geſchichte einen Fortgang
und eine ununterbrochene Kette der Kul-
tur, die von den Aegyptern zu den Griechen herab,
von dieſen zu den Kleinaſiaten, von dieſen wieder
zu den Griechen, von ihnen zu den Roͤmern, und
von dieſen, nach der Vereinigung mit dem indeß
im Orient entſtandenen Chriſtenthume, zu den
neuern Europaͤern fortgeht.
In dieſer ganzen Folge bedurfte es gehei-
mer Bildungsanſtalten. Es iſt wahrſcheinlich,
laut unſers obigen erſten Satzes, daß es deren
wirklich gegeben habe.
Die ganze oͤffentliche Kultur in der beſchriebe-
nen Zeit und Voͤlkerreihe, iſt immer eine und
eben dieſelbe Kultur, ein zuſammenhaͤngender
Faden, der lediglich das Gepraͤge des National-
characters von jedem Volke annimmt, zu welchem
er herabkommt, und durch die Fortſchritte des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/69>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.