Pythagoras und sein berühmter Bund in den Staaten von Groß-Griechenland. Wir setzen sonach, als den ersten Satz, der unsre Aufmerksam- keit verdient, folgendes fest: Es mag wohl, so weit hinauf die Geschichte reicht, immer geheime, das ist, von der öffentlichen abge- sonderte und nothwendig abzusondernde Bildungsanstalten gegeben haben.
Wir wollen künftig sehen, was wir aus die- sem Satze weiter zu folgern haben.
Vierzehnter Brief.
Nur dort finden geheime Bildungsanstalten statt, wo es keine öffentlichen, durch die geordnete größere Gesellschaft giebt. Unter rohen Wilden, oder her- umstreifenden Hirtenvölkern bedarf es keiner An- stalt, um die Einseitigkeit des Priesterthums oder der Gesetzgebung zu verwischen, denn sie sind nicht einmal bis zu einem Priesterthum und einer Ge- setzgebung herangereift. Unter ihnen hat man also keine Mysterien zu suchen, es sey denn abgeschmackter Aberglaube; keine Mysterien, die die autorisirte Nationalwahrheit berichtigen und erhöhen, denn sie haben noch nicht einmal eine Nationalwahrheit.
Welchen Gang aber die öffentliche Bildung genommen habe, wissen wir so ziemlich durch die
Pythagoras und ſein beruͤhmter Bund in den Staaten von Groß-Griechenland. Wir ſetzen ſonach, als den erſten Satz, der unſre Aufmerkſam- keit verdient, folgendes feſt: Es mag wohl, ſo weit hinauf die Geſchichte reicht, immer geheime, das iſt, von der oͤffentlichen abge- ſonderte und nothwendig abzuſondernde Bildungsanſtalten gegeben haben.
Wir wollen kuͤnftig ſehen, was wir aus die- ſem Satze weiter zu folgern haben.
Vierzehnter Brief.
Nur dort finden geheime Bildungsanſtalten ſtatt, wo es keine oͤffentlichen, durch die geordnete groͤßere Geſellſchaft giebt. Unter rohen Wilden, oder her- umſtreifenden Hirtenvoͤlkern bedarf es keiner An- ſtalt, um die Einſeitigkeit des Prieſterthums oder der Geſetzgebung zu verwiſchen, denn ſie ſind nicht einmal bis zu einem Prieſterthum und einer Ge- ſetzgebung herangereift. Unter ihnen hat man alſo keine Myſterien zu ſuchen, es ſey denn abgeſchmackter Aberglaube; keine Myſterien, die die autoriſirte Nationalwahrheit berichtigen und erhoͤhen, denn ſie haben noch nicht einmal eine Nationalwahrheit.
Welchen Gang aber die oͤffentliche Bildung genommen habe, wiſſen wir ſo ziemlich durch die
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[46/0068]
Pythagoras und ſein beruͤhmter Bund in den
Staaten von Groß-Griechenland. Wir ſetzen
ſonach, als den erſten Satz, der unſre Aufmerkſam-
keit verdient, folgendes feſt: Es mag wohl, ſo
weit hinauf die Geſchichte reicht, immer
geheime, das iſt, von der oͤffentlichen abge-
ſonderte und nothwendig abzuſondernde
Bildungsanſtalten gegeben haben.
Wir wollen kuͤnftig ſehen, was wir aus die-
ſem Satze weiter zu folgern haben.
Vierzehnter Brief.
Nur dort finden geheime Bildungsanſtalten ſtatt,
wo es keine oͤffentlichen, durch die geordnete groͤßere
Geſellſchaft giebt. Unter rohen Wilden, oder her-
umſtreifenden Hirtenvoͤlkern bedarf es keiner An-
ſtalt, um die Einſeitigkeit des Prieſterthums oder
der Geſetzgebung zu verwiſchen, denn ſie ſind nicht
einmal bis zu einem Prieſterthum und einer Ge-
ſetzgebung herangereift. Unter ihnen hat man
alſo keine Myſterien zu ſuchen, es ſey denn
abgeſchmackter Aberglaube; keine Myſterien, die
die autoriſirte Nationalwahrheit berichtigen und
erhoͤhen, denn ſie haben noch nicht einmal eine
Nationalwahrheit.
Welchen Gang aber die oͤffentliche Bildung
genommen habe, wiſſen wir ſo ziemlich durch die
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/68>, abgerufen am 21.11.2024.
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