Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841.ist, ist: die Natur oder Welt ist gemacht, geschaffen, ein Pro- Aber der Utilismus ist die wesentliche Anschauung des Die Griechen betrachteten die Natur mit den theoretischen *) Hebraei Numen verbo quidquid videtur efficiens describunt et quasi imperio omnia creata tradunt, ut facilitatem in eo quod vult efficiendo, summamque ejus in omnia potentiam ostendant. Psal. 33, 6. Verbo Jehovae coeli facti sunt. Ps. 148, 5. Ille jussit eaque creata sunt. J. Clericus. Comment. in Mosem. Genes. I. v. 3. **) Quidquid est creatum, dunamei tale est, ut possit ex quocun-
que fieri quodlibet, respectu omnipotentiae Dei et misericor- diae. C. Peucer de praec. divinationum generibus. p. 81. Servestae 1591. iſt, iſt: die Natur oder Welt iſt gemacht, geſchaffen, ein Pro- Aber der Utilismus iſt die weſentliche Anſchauung des Die Griechen betrachteten die Natur mit den theoretiſchen *) Hebraei Numen verbo quidquid videtur efficiens describunt et quasi imperio omnia creata tradunt, ut facilitatem in eo quod vult efficiendo, summamque ejus in omnia potentiam ostendant. Psal. 33, 6. Verbo Jehovae coeli facti sunt. Ps. 148, 5. Ille jussit eaque creata sunt. J. Clericus. Comment. in Mosem. Genes. I. v. 3. **) Quidquid est creatum, δυνάμει tale est, ut possit ex quocun-
que fieri quodlibet, respectu omnipotentiae Dei et misericor- diae. C. Peucer de praec. divinationum generibus. p. 81. Servestae 1591. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" n="144"/> iſt, iſt: die Natur oder Welt iſt gemacht, geſchaffen, ein <hi rendition="#g">Pro-<lb/> duct des Befehls</hi>. Gott ſprach: es werde die Welt und es<lb/> ward die Welt, d. i. Gott <hi rendition="#g">befahl</hi>: es werde die Welt und<lb/> ohne Verzug ſtand ſie auf dieſen Befehl hin da <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Hebraei Numen verbo quidquid videtur efficiens describunt et<lb/> quasi <hi rendition="#g">imperio</hi> omnia creata tradunt, ut facilitatem in eo <hi rendition="#g">quod vult</hi><lb/> efficiendo, summamque ejus <hi rendition="#g">in omnia potentiam</hi> ostendant. Psal. 33,<lb/> 6. Verbo Jehovae coeli facti sunt. Ps. 148, 5. Ille <hi rendition="#g">jussit</hi> eaque creata<lb/> sunt. J. <hi rendition="#g">Clericus</hi>. Comment. in Mosem. Genes. I. v. 3.</hi></note>.</p><lb/> <p>Aber der <hi rendition="#g">Utilismus</hi> iſt die weſentliche Anſchauung des<lb/> Judenthums. Der Glaube an eine beſondere göttliche Vor-<lb/> ſehung iſt charakteriſtiſcher Glaube des Judenthums; der Glaube<lb/> an die Vorſehung der Glaube an Wunder; der Glaube an<lb/> Wunder aber iſt es, wo die Natur nur als ein Object der<lb/> Willkühr, des Egoismus, der eben die Natur nur zu willkühr-<lb/> lichen Zwecken gebraucht, angeſchaut wird <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq">Quidquid est creatum,</hi> δυνάμει <hi rendition="#aq">tale est, ut possit <hi rendition="#g">ex quocun-<lb/> que fieri quodlibet</hi>, respectu <hi rendition="#g">omnipotentiae</hi> Dei et <hi rendition="#g">misericor-<lb/> diae. C. Peucer</hi> de praec. divinationum generibus. p. 81. Servestae</hi> 1591.</note>. Das Waſſer<lb/> theilt ſich entzwei oder ballt ſich zuſammen, wie eine feſte<lb/> Maſſe, der Staub verwandelt ſich in Läuſe, der Stab in eine<lb/> Schlange, der Fluß in Blut, der Felſen in eine Quelle, an<lb/> demſelben Orte iſt es zugleich Licht und Finſterniß, die Sonne<lb/> ſteht bald ſtille in ihrem Laufe, bald geht ſie zurück. Und alle<lb/> dieſe Widernatürlichkeiten geſchehen <hi rendition="#g">zum Beſten</hi> Iſraels, le-<lb/> diglich auf <hi rendition="#g">Befehl Jehovah’s</hi>, der ſich um nichts als Iſrael<lb/> kümmert, nichts iſt als die perſonificirte Selbſtſucht des iſraeli-<lb/> tiſchen Volks, mit Ausſchluß aller andern Völker, die abſolute<lb/> Intoleranz — das Geheimniß des Monotheismus.</p><lb/> <p>Die Griechen betrachteten die Natur mit den theoretiſchen<lb/> Sinnen; ſie vernahmen himmliſche Muſik in dem harmoniſchen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0162]
iſt, iſt: die Natur oder Welt iſt gemacht, geſchaffen, ein Pro-
duct des Befehls. Gott ſprach: es werde die Welt und es
ward die Welt, d. i. Gott befahl: es werde die Welt und
ohne Verzug ſtand ſie auf dieſen Befehl hin da *).
Aber der Utilismus iſt die weſentliche Anſchauung des
Judenthums. Der Glaube an eine beſondere göttliche Vor-
ſehung iſt charakteriſtiſcher Glaube des Judenthums; der Glaube
an die Vorſehung der Glaube an Wunder; der Glaube an
Wunder aber iſt es, wo die Natur nur als ein Object der
Willkühr, des Egoismus, der eben die Natur nur zu willkühr-
lichen Zwecken gebraucht, angeſchaut wird **). Das Waſſer
theilt ſich entzwei oder ballt ſich zuſammen, wie eine feſte
Maſſe, der Staub verwandelt ſich in Läuſe, der Stab in eine
Schlange, der Fluß in Blut, der Felſen in eine Quelle, an
demſelben Orte iſt es zugleich Licht und Finſterniß, die Sonne
ſteht bald ſtille in ihrem Laufe, bald geht ſie zurück. Und alle
dieſe Widernatürlichkeiten geſchehen zum Beſten Iſraels, le-
diglich auf Befehl Jehovah’s, der ſich um nichts als Iſrael
kümmert, nichts iſt als die perſonificirte Selbſtſucht des iſraeli-
tiſchen Volks, mit Ausſchluß aller andern Völker, die abſolute
Intoleranz — das Geheimniß des Monotheismus.
Die Griechen betrachteten die Natur mit den theoretiſchen
Sinnen; ſie vernahmen himmliſche Muſik in dem harmoniſchen
*) Hebraei Numen verbo quidquid videtur efficiens describunt et
quasi imperio omnia creata tradunt, ut facilitatem in eo quod vult
efficiendo, summamque ejus in omnia potentiam ostendant. Psal. 33,
6. Verbo Jehovae coeli facti sunt. Ps. 148, 5. Ille jussit eaque creata
sunt. J. Clericus. Comment. in Mosem. Genes. I. v. 3.
**) Quidquid est creatum, δυνάμει tale est, ut possit ex quocun-
que fieri quodlibet, respectu omnipotentiae Dei et misericor-
diae. C. Peucer de praec. divinationum generibus. p. 81. Servestae 1591.
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