lich erschien, dachten sie sich einen, diesem Wesen entsprechen- den, einen verächtlichen Ursprung. Den Juden war die Natur ein bloßes Mittel zum Zwecke des Egoismus, ein bloßes Wil- lensobject. Das Ideal, der Abgott des egoistischen Willens ist aber der Wille, welcher unbeschränkt gebietet, welcher, um seinen Zweck zu erreichen, sein Object zu realisiren, keiner Mit- tel bedarf, welcher, was er nur immer will, unmittelbar durch sich selbst, d. h. den bloßen Willen ins Dasein ruft. Den egoistischen Menschen schmerzt es, daß die Befriedigung seiner Wünsche und Bedürfnisse eine vermittelte ist, daß für ihn eine Kluft vorhanden ist zwischen der Realität und dem Wunsche, zwischen dem Zwecke in der Wirklichkeit und dem Zwecke in der Vorstellung. Er setzt daher, um diesen Schmerz zu heilen, um sich frei zu machen von den Schranken der Wirklichkeit als das wahre, als sein höchstes Wesen das Wesen, welches durch das bloße: Ich will den Gegenstand hervorbringt. Deßwegen war dem Hebräer die Natur, die Welt das Product eines dic- tatorischen Wortes, eines kategorischen Imperativs, eines zauberischen Machtspruchs.
Was für mich keine theoretische Bedeutung hat, was mir kein Wesen in der Theorie ist, dafür habe ich auch keinen theoretischen, keinen positiven Grund. Durch den Wil- len bekräftige, realisire ich nur seine theoretische Nich- tigkeit. Was wir verachten, das würdigen wir keines Blickes. Was man ansieht, achtet man. Anschauung ist Anerken- nung. Was man anschaut, das fesselt durch geheime An- ziehungskräfte, das überwältigt durch den Zauber, den es auf das Auge ausübt, den frevelnden Uebermuth des Willens, der Alles nur sich unterwerfen will. Was einen Eindruck auf den theoretischen Sinn, auf die Vernunft macht, das entzieht sich
lich erſchien, dachten ſie ſich einen, dieſem Weſen entſprechen- den, einen verächtlichen Urſprung. Den Juden war die Natur ein bloßes Mittel zum Zwecke des Egoismus, ein bloßes Wil- lensobject. Das Ideal, der Abgott des egoiſtiſchen Willens iſt aber der Wille, welcher unbeſchränkt gebietet, welcher, um ſeinen Zweck zu erreichen, ſein Object zu realiſiren, keiner Mit- tel bedarf, welcher, was er nur immer will, unmittelbar durch ſich ſelbſt, d. h. den bloßen Willen ins Daſein ruft. Den egoiſtiſchen Menſchen ſchmerzt es, daß die Befriedigung ſeiner Wünſche und Bedürfniſſe eine vermittelte iſt, daß für ihn eine Kluft vorhanden iſt zwiſchen der Realität und dem Wunſche, zwiſchen dem Zwecke in der Wirklichkeit und dem Zwecke in der Vorſtellung. Er ſetzt daher, um dieſen Schmerz zu heilen, um ſich frei zu machen von den Schranken der Wirklichkeit als das wahre, als ſein höchſtes Weſen das Weſen, welches durch das bloße: Ich will den Gegenſtand hervorbringt. Deßwegen war dem Hebräer die Natur, die Welt das Product eines dic- tatoriſchen Wortes, eines kategoriſchen Imperativs, eines zauberiſchen Machtſpruchs.
Was für mich keine theoretiſche Bedeutung hat, was mir kein Weſen in der Theorie iſt, dafür habe ich auch keinen theoretiſchen, keinen poſitiven Grund. Durch den Wil- len bekräftige, realiſire ich nur ſeine theoretiſche Nich- tigkeit. Was wir verachten, das würdigen wir keines Blickes. Was man anſieht, achtet man. Anſchauung iſt Anerken- nung. Was man anſchaut, das feſſelt durch geheime An- ziehungskräfte, das überwältigt durch den Zauber, den es auf das Auge ausübt, den frevelnden Uebermuth des Willens, der Alles nur ſich unterwerfen will. Was einen Eindruck auf den theoretiſchen Sinn, auf die Vernunft macht, das entzieht ſich
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iſt aber der Wille, welcher unbeſchränkt gebietet, welcher, um
ſeinen Zweck zu erreichen, ſein Object zu realiſiren, keiner Mit-
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egoiſtiſchen Menſchen ſchmerzt es, daß die Befriedigung ſeiner
Wünſche und Bedürfniſſe eine vermittelte iſt, daß für ihn eine
Kluft vorhanden iſt zwiſchen der Realität und dem Wunſche,
zwiſchen dem Zwecke in der Wirklichkeit und dem Zwecke in der
Vorſtellung. Er ſetzt daher, um dieſen Schmerz zu heilen, um
ſich frei zu machen von den Schranken der Wirklichkeit als das
wahre, als ſein höchſtes Weſen das Weſen, welches durch das
bloße: Ich will den Gegenſtand hervorbringt. Deßwegen
war dem Hebräer die Natur, die Welt das Product eines dic-
tatoriſchen Wortes, eines kategoriſchen Imperativs,
eines zauberiſchen Machtſpruchs.
Was für mich keine theoretiſche Bedeutung hat, was mir
kein Weſen in der Theorie iſt, dafür habe ich auch keinen
theoretiſchen, keinen poſitiven Grund. Durch den Wil-
len bekräftige, realiſire ich nur ſeine theoretiſche Nich-
tigkeit. Was wir verachten, das würdigen wir keines Blickes.
Was man anſieht, achtet man. Anſchauung iſt Anerken-
nung. Was man anſchaut, das feſſelt durch geheime An-
ziehungskräfte, das überwältigt durch den Zauber, den es auf
das Auge ausübt, den frevelnden Uebermuth des Willens, der
Alles nur ſich unterwerfen will. Was einen Eindruck auf den
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Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_christentum_1841/166>, abgerufen am 04.12.2024.
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