Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841.sind alle Dinge hienieden gegen die Herrlichkeit des himmli- Allerdings hängt die Qualität jenes Lebens von der Qua- *) Affectanti coelestia, terrena non sapiunt. Aeternis inhianti, fastidio sunt transitoria. Bernhard. (Epist. Ex persona Heliae mo- nachi ad parentes). Nihil nostra refert in hoc aevo, nisi de eo quam celeriter excedere. Tertullian. Apol. adv. Gentes. c. 41. **) Ille perfectus est qui mente et corpore a saeculo est elon-
gatus. De modo bene vivendi ad Sororem. S. VII. (Unter den unächten Schriften Bernhards.) ſind alle Dinge hienieden gegen die Herrlichkeit des himmli- Allerdings hängt die Qualität jenes Lebens von der Qua- *) Affectanti coelestia, terrena non sapiunt. Aeternis inhianti, fastidio sunt transitoria. Bernhard. (Epist. Ex persona Heliae mo- nachi ad parentes). Nihil nostra refert in hoc aevo, nisi de eo quam celeriter excedere. Tertullian. Apol. adv. Gentes. c. 41. **) Ille perfectus est qui mente et corpore a saeculo est elon-
gatus. De modo bene vivendi ad Sororem. S. VII. (Unter den unächten Schriften Bernhards.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0233" n="215"/> ſind alle Dinge hienieden gegen die Herrlichkeit des himmli-<lb/> ſchen Lebens <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Affectanti coelestia, terrena non sapiunt. Aeternis inhianti,<lb/> fastidio sunt transitoria. <hi rendition="#g">Bernhard</hi>. (Epist. Ex persona Heliae mo-<lb/> nachi ad parentes). Nihil nostra refert in hoc aevo, <hi rendition="#g">nisi de eo quam<lb/> celeriter excedere. Tertullian</hi>. Apol. adv. Gentes. c. 41.</hi></note>?</p><lb/> <p>Allerdings hängt die Qualität jenes Lebens von der Qua-<lb/> lität, der moraliſchen Beſchaffenheit dieſes Lebens ab, aber die<lb/> Moralität iſt ſelbſt beſtimmt durch den Glauben an das ewige<lb/> Leben. Und dieſe dem überirdiſchen Leben entſprechende Mo-<lb/> ralität iſt nur die Abkehr von dieſer Welt, die Negation dieſes<lb/> Lebens. Die ſinnliche Bewährung dieſer geiſtigen Abkehr aber<lb/> iſt das klöſterliche Leben. Alles muß ſich zuletzt äußerlich,<lb/> ſinnlich darſtellen <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq">Ille perfectus est qui mente et <hi rendition="#g">corpore</hi> a saeculo est elon-<lb/> gatus. <hi rendition="#g">De modo bene vivendi ad Sororem</hi>. S. VII.</hi> (Unter den<lb/> unächten Schriften Bernhards.)</note>. Was innere Geſinnung, muß ſich prak-<lb/> tiſch realiſiren. Das klöſterliche, überhaupt ascetiſche Leben<lb/> iſt das himmliſche Leben, wie es ſich hienieden bewährt und<lb/> bewähren kann. Wenn meine Seele dem Himmel angehört,<lb/> warum ſoll ich, ja wie kann ich mit dem Leibe der Erde ange-<lb/> hören? Die Seele animirt den Leib. Wenn aber die Seele<lb/> im Himmel iſt, ſo iſt der Leib verlaſſen, todt — abgeſtorben<lb/> alſo das Medium, das Verbindungsglied zwiſchen der Welt<lb/> und der Seele. Der Tod, die Scheidung der Seele vom Leibe,<lb/> wenigſtens von dieſem groben materiellen, ſündhaften Leibe,<lb/> iſt der Eingang zum Himmel. Wenn aber der <hi rendition="#g">Tod</hi> die <hi rendition="#g">Be-<lb/> dingung der Seligkeit und moraliſchen Vollkommen-<lb/> heit</hi> iſt, ſo iſt nothwendig die Abtödtung, die <hi rendition="#g">Mortification<lb/> das einzige Geſetz der Moral</hi>. Der <hi rendition="#g">moraliſche Tod</hi> iſt<lb/> die <hi rendition="#g">nothwendige Anticipation</hi> des natürlichen Todes —<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [215/0233]
ſind alle Dinge hienieden gegen die Herrlichkeit des himmli-
ſchen Lebens *)?
Allerdings hängt die Qualität jenes Lebens von der Qua-
lität, der moraliſchen Beſchaffenheit dieſes Lebens ab, aber die
Moralität iſt ſelbſt beſtimmt durch den Glauben an das ewige
Leben. Und dieſe dem überirdiſchen Leben entſprechende Mo-
ralität iſt nur die Abkehr von dieſer Welt, die Negation dieſes
Lebens. Die ſinnliche Bewährung dieſer geiſtigen Abkehr aber
iſt das klöſterliche Leben. Alles muß ſich zuletzt äußerlich,
ſinnlich darſtellen **). Was innere Geſinnung, muß ſich prak-
tiſch realiſiren. Das klöſterliche, überhaupt ascetiſche Leben
iſt das himmliſche Leben, wie es ſich hienieden bewährt und
bewähren kann. Wenn meine Seele dem Himmel angehört,
warum ſoll ich, ja wie kann ich mit dem Leibe der Erde ange-
hören? Die Seele animirt den Leib. Wenn aber die Seele
im Himmel iſt, ſo iſt der Leib verlaſſen, todt — abgeſtorben
alſo das Medium, das Verbindungsglied zwiſchen der Welt
und der Seele. Der Tod, die Scheidung der Seele vom Leibe,
wenigſtens von dieſem groben materiellen, ſündhaften Leibe,
iſt der Eingang zum Himmel. Wenn aber der Tod die Be-
dingung der Seligkeit und moraliſchen Vollkommen-
heit iſt, ſo iſt nothwendig die Abtödtung, die Mortification
das einzige Geſetz der Moral. Der moraliſche Tod iſt
die nothwendige Anticipation des natürlichen Todes —
*) Affectanti coelestia, terrena non sapiunt. Aeternis inhianti,
fastidio sunt transitoria. Bernhard. (Epist. Ex persona Heliae mo-
nachi ad parentes). Nihil nostra refert in hoc aevo, nisi de eo quam
celeriter excedere. Tertullian. Apol. adv. Gentes. c. 41.
**) Ille perfectus est qui mente et corpore a saeculo est elon-
gatus. De modo bene vivendi ad Sororem. S. VII. (Unter den
unächten Schriften Bernhards.)
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