her nur die Gläubigen, aber die Ungläubigen verstößt er. Er ist gut gegen die Gläubigen, aber böse gegen die Ungläubi- gen. Im Glauben liegt ein böses Princip.
Es ist nur der Egoismus, die Eitelkeit, die Selbstgefäl- ligkeit der Christen, daß sie in andern Religionen die Splitter, aber nicht die Balken in ihrem eignen Glauben erblicken. Nur die Art der religiösen Glaubensdifferenz ist anders bei den Christen, als bei andern Völkern. Es sind nur klimatische Unterschiede oder die Unterschiede der Volkstemperamente, die den Unterschied begründen. Ein an sich kriegerisches oder überhaupt feurig sinnliches Volk wird natürlich seinen religiö- sen Unterschied auch durch sinnliche Thaten, durch Waffenge- walt bethätigen. Aber die Natur des Glaubens als solchen ist überall dieselbe. Wesentlich verurtheilt, verdammt der Glaube. Allen Segen, alles Gute häuft er auf sich, auf seinen Gott, wie der Liebhaber auf seine Geliebte, allen Fluch, alles Ungemach und Uebel wirft er auf den Unglau- ben. Gesegnet, gottwohlgefällig, ewiger Seligkeit theilhaftig ist der Gläubige; verflucht, von Gott verstoßen und vom Men- schen verworfen der Ungläubige; denn was Gott verwirft, darf der Mensch nicht annehmen, nicht schonen; dieß wäre eine Kritik des göttlichen Urtheils. Die Türken ver- tilgen die Ungläubigen mit Feuer und Schwert, die Christen mit den Flammen der Hölle. Aber die Flammen des Jen- seits schlagen auch schon in das Dießseits herein, um die Nacht der ungläubigen Welt zu erleuchten. Wie der Gläu- bige schon hienieden die Freuden des Himmels anticipirt, so müssen auch hier schon zum Vorgeschmack der Hölle die Feuer des Höllenpfuhls lodern, wenigstens in den Momenten der höchsten Glaubensbegeisterung. Das Christenthum ge-
her nur die Gläubigen, aber die Ungläubigen verſtößt er. Er iſt gut gegen die Gläubigen, aber böſe gegen die Ungläubi- gen. Im Glauben liegt ein böſes Princip.
Es iſt nur der Egoismus, die Eitelkeit, die Selbſtgefäl- ligkeit der Chriſten, daß ſie in andern Religionen die Splitter, aber nicht die Balken in ihrem eignen Glauben erblicken. Nur die Art der religiöſen Glaubensdifferenz iſt anders bei den Chriſten, als bei andern Völkern. Es ſind nur klimatiſche Unterſchiede oder die Unterſchiede der Volkstemperamente, die den Unterſchied begründen. Ein an ſich kriegeriſches oder überhaupt feurig ſinnliches Volk wird natürlich ſeinen religiö- ſen Unterſchied auch durch ſinnliche Thaten, durch Waffenge- walt bethätigen. Aber die Natur des Glaubens als ſolchen iſt überall dieſelbe. Weſentlich verurtheilt, verdammt der Glaube. Allen Segen, alles Gute häuft er auf ſich, auf ſeinen Gott, wie der Liebhaber auf ſeine Geliebte, allen Fluch, alles Ungemach und Uebel wirft er auf den Unglau- ben. Geſegnet, gottwohlgefällig, ewiger Seligkeit theilhaftig iſt der Gläubige; verflucht, von Gott verſtoßen und vom Men- ſchen verworfen der Ungläubige; denn was Gott verwirft, darf der Menſch nicht annehmen, nicht ſchonen; dieß wäre eine Kritik des göttlichen Urtheils. Die Türken ver- tilgen die Ungläubigen mit Feuer und Schwert, die Chriſten mit den Flammen der Hölle. Aber die Flammen des Jen- ſeits ſchlagen auch ſchon in das Dießſeits herein, um die Nacht der ungläubigen Welt zu erleuchten. Wie der Gläu- bige ſchon hienieden die Freuden des Himmels anticipirt, ſo müſſen auch hier ſchon zum Vorgeſchmack der Hölle die Feuer des Höllenpfuhls lodern, wenigſtens in den Momenten der höchſten Glaubensbegeiſterung. Das Chriſtenthum ge-
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her nur die Gläubigen, aber die Ungläubigen verſtößt er. Er
iſt gut gegen die Gläubigen, aber böſe gegen die Ungläubi-
gen. Im Glauben liegt ein böſes Princip.
Es iſt nur der Egoismus, die Eitelkeit, die Selbſtgefäl-
ligkeit der Chriſten, daß ſie in andern Religionen die Splitter,
aber nicht die Balken in ihrem eignen Glauben erblicken. Nur
die Art der religiöſen Glaubensdifferenz iſt anders bei den
Chriſten, als bei andern Völkern. Es ſind nur klimatiſche
Unterſchiede oder die Unterſchiede der Volkstemperamente, die
den Unterſchied begründen. Ein an ſich kriegeriſches oder
überhaupt feurig ſinnliches Volk wird natürlich ſeinen religiö-
ſen Unterſchied auch durch ſinnliche Thaten, durch Waffenge-
walt bethätigen. Aber die Natur des Glaubens als ſolchen
iſt überall dieſelbe. Weſentlich verurtheilt, verdammt
der Glaube. Allen Segen, alles Gute häuft er auf ſich,
auf ſeinen Gott, wie der Liebhaber auf ſeine Geliebte, allen
Fluch, alles Ungemach und Uebel wirft er auf den Unglau-
ben. Geſegnet, gottwohlgefällig, ewiger Seligkeit theilhaftig
iſt der Gläubige; verflucht, von Gott verſtoßen und vom Men-
ſchen verworfen der Ungläubige; denn was Gott verwirft,
darf der Menſch nicht annehmen, nicht ſchonen; dieß
wäre eine Kritik des göttlichen Urtheils. Die Türken ver-
tilgen die Ungläubigen mit Feuer und Schwert, die Chriſten
mit den Flammen der Hölle. Aber die Flammen des Jen-
ſeits ſchlagen auch ſchon in das Dießſeits herein, um die
Nacht der ungläubigen Welt zu erleuchten. Wie der Gläu-
bige ſchon hienieden die Freuden des Himmels anticipirt, ſo
müſſen auch hier ſchon zum Vorgeſchmack der Hölle die Feuer
des Höllenpfuhls lodern, wenigſtens in den Momenten der
höchſten Glaubensbegeiſterung. Das Chriſtenthum ge-
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Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_christentum_1841/362>, abgerufen am 05.12.2024.
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