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Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841.

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seinen Füßen unterworfen haben, von Sünden reinigen u. s. w.
sind .... göttliche unendliche Eigenschaften, welche doch
nach Aussage der Schrift dem Menschen Christi gegeben
und mitgetheilt sind." "Daher gläuben, lehren und bekennen
wir, daß des Menschen Sohn .... jetzt nicht allein als Gott,
sondern auch als Mensch Alles weiß, Alles vermag,
allen Creaturen gegenwärtig ist
." "Demnach verwer-
fen
und verdammen wir ..... 15) daß er (der Sohn Got-
tes) nach der menschlichen Natur der Allmächtigkeit und
anderer Eigenschaften göttlicher Natur allerding nicht fähig
sei." Concordienb. summar. Begr. u. Erklär. Art. 8.
Unde et sponte sua fluit, Christo etiam qua humanam
naturam spectato cultum religiosum deberi. Bud-
deus
. l. c. l. IV. c. II. §. 17.
Dasselbe lehren ausdrück-
lich die Kirchenväter und Katholiken. Z. B. Eadem ad-
oratione adoranda
in Christo est divinitas et huma-
nitas
. ... Divinitas intrinsece inest humanitati per unio-
nem hypostaticam: ergo humanitas Christi seu Chri-
stus ut homo potest adorari absoluto cultu latriae. Theol.
Schol
. (sec. Thomam Aq. P. Mezger. T. IV. p. 124.)

Zwar heißt es: nicht der Mensch, nicht Fleisch und Blut für
sich selbst
, sondern das mit Gott verbundne Fleisch wird an-
gebetet, so daß der Cultus nicht dem Fleische oder dem Men-
schen, sondern Gott gilt. Aber es ist hier wie mit dem Hei-
ligen- und Bilderdienste. Wie der Heilige nur im Bilde, Gott
nur im Heiligen verehrt wird, weil man das Bild, den Heili-
gen selbst verehrt, so wird Gott nur im menschlichen Flei-
sche
angebetet, weil das menschliche Fleisch selbst angebetet
wird. Was im Bewußtsein der Religion Prädicat ist, ist
im Wesen, im ihr selbst verborgnen Grunde derselben das
wahre Subject. Gott wird Fleisch, Mensch, weil schon im
Grunde
der Mensch Gott ist. Wie könnte es Dir nur in
den Sinn kommen, das menschliche Fleisch mit Gott in so in-
nige Beziehung und Berührung zu bringen, wenn es Dir
etwas Unreines, Niedriges, Gottes Unwürdiges wäre? Wenn

ſeinen Füßen unterworfen haben, von Sünden reinigen u. ſ. w.
ſind .... göttliche unendliche Eigenſchaften, welche doch
nach Ausſage der Schrift dem Menſchen Chriſti gegeben
und mitgetheilt ſind.“ „Daher gläuben, lehren und bekennen
wir, daß des Menſchen Sohn .... jetzt nicht allein als Gott,
ſondern auch als Menſch Alles weiß, Alles vermag,
allen Creaturen gegenwärtig iſt
.“ „Demnach verwer-
fen
und verdammen wir ..... 15) daß er (der Sohn Got-
tes) nach der menſchlichen Natur der Allmächtigkeit und
anderer Eigenſchaften göttlicher Natur allerding nicht fähig
ſei.“ Concordienb. ſummar. Begr. u. Erklär. Art. 8.
Unde et sponte sua fluit, Christo etiam qua humanam
naturam spectato cultum religiosum deberi. Bud-
deus
. l. c. l. IV. c. II. §. 17.
Daſſelbe lehren ausdrück-
lich die Kirchenväter und Katholiken. Z. B. Eadem ad-
oratione adoranda
in Christo est divinitas et huma-
nitas
. … Divinitas intrinsece inest humanitati per unio-
nem hypostaticam: ergo humanitas Christi seu Chri-
stus ut homo potest adorari absoluto cultu latriae. Theol.
Schol
. (sec. Thomam Aq. P. Mezger. T. IV. p. 124.)

Zwar heißt es: nicht der Menſch, nicht Fleiſch und Blut für
ſich ſelbſt
, ſondern das mit Gott verbundne Fleiſch wird an-
gebetet, ſo daß der Cultus nicht dem Fleiſche oder dem Men-
ſchen, ſondern Gott gilt. Aber es iſt hier wie mit dem Hei-
ligen- und Bilderdienſte. Wie der Heilige nur im Bilde, Gott
nur im Heiligen verehrt wird, weil man das Bild, den Heili-
gen ſelbſt verehrt, ſo wird Gott nur im menſchlichen Flei-
ſche
angebetet, weil das menſchliche Fleiſch ſelbſt angebetet
wird. Was im Bewußtſein der Religion Prädicat iſt, iſt
im Weſen, im ihr ſelbſt verborgnen Grunde derſelben das
wahre Subject. Gott wird Fleiſch, Menſch, weil ſchon im
Grunde
der Menſch Gott iſt. Wie könnte es Dir nur in
den Sinn kommen, das menſchliche Fleiſch mit Gott in ſo in-
nige Beziehung und Berührung zu bringen, wenn es Dir
etwas Unreines, Niedriges, Gottes Unwürdiges wäre? Wenn

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[432/0450] ſeinen Füßen unterworfen haben, von Sünden reinigen u. ſ. w. ſind .... göttliche unendliche Eigenſchaften, welche doch nach Ausſage der Schrift dem Menſchen Chriſti gegeben und mitgetheilt ſind.“ „Daher gläuben, lehren und bekennen wir, daß des Menſchen Sohn .... jetzt nicht allein als Gott, ſondern auch als Menſch Alles weiß, Alles vermag, allen Creaturen gegenwärtig iſt.“ „Demnach verwer- fen und verdammen wir ..... 15) daß er (der Sohn Got- tes) nach der menſchlichen Natur der Allmächtigkeit und anderer Eigenſchaften göttlicher Natur allerding nicht fähig ſei.“ Concordienb. ſummar. Begr. u. Erklär. Art. 8. Unde et sponte sua fluit, Christo etiam qua humanam naturam spectato cultum religiosum deberi. Bud- deus. l. c. l. IV. c. II. §. 17. Daſſelbe lehren ausdrück- lich die Kirchenväter und Katholiken. Z. B. Eadem ad- oratione adoranda in Christo est divinitas et huma- nitas. … Divinitas intrinsece inest humanitati per unio- nem hypostaticam: ergo humanitas Christi seu Chri- stus ut homo potest adorari absoluto cultu latriae. Theol. Schol. (sec. Thomam Aq. P. Mezger. T. IV. p. 124.) Zwar heißt es: nicht der Menſch, nicht Fleiſch und Blut für ſich ſelbſt, ſondern das mit Gott verbundne Fleiſch wird an- gebetet, ſo daß der Cultus nicht dem Fleiſche oder dem Men- ſchen, ſondern Gott gilt. Aber es iſt hier wie mit dem Hei- ligen- und Bilderdienſte. Wie der Heilige nur im Bilde, Gott nur im Heiligen verehrt wird, weil man das Bild, den Heili- gen ſelbſt verehrt, ſo wird Gott nur im menſchlichen Flei- ſche angebetet, weil das menſchliche Fleiſch ſelbſt angebetet wird. Was im Bewußtſein der Religion Prädicat iſt, iſt im Weſen, im ihr ſelbſt verborgnen Grunde derſelben das wahre Subject. Gott wird Fleiſch, Menſch, weil ſchon im Grunde der Menſch Gott iſt. Wie könnte es Dir nur in den Sinn kommen, das menſchliche Fleiſch mit Gott in ſo in- nige Beziehung und Berührung zu bringen, wenn es Dir etwas Unreines, Niedriges, Gottes Unwürdiges wäre? Wenn

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Zitationshilfe: Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_christentum_1841/450>, abgerufen am 05.12.2024.