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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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II. Buch. II. Theil. II. Titel. I. Abschnitt.
§. 242.

2) Es darf auf die beygebrachte, an sich
nicht tödliche Verletzung keine von derselben
unabhängige Ursache folgen, welche entweder
für sich allein oder in Verbindung mit jener
Verletzung den Tod bewirkte *). Der einer
körperlichen Verletzung folgende Tod be-
gründet also nur dann das Verbrechen der Tö-
dung, wenn die Verletzung absolut-tödlich
(laesio absolute lethalis) ist, sie mag nun wegen
ihrer Natur überhaupt (laesio in abstracto letha-
lis
), oder wegen der individuellen Constitution
des Verletzten und äusserer bey der Verletzung
concurrirender, mit derselben aber zugleich
vorhandener Umstände, (laesio in concreto leth.)
hinreichende Ursache des erfolgten Todes seyn.
War die Verletzung blos durch die Dazwischen-
kunft anderer Ursachen tödlich (zufällig töd-
liche
Verletzung, laes. per accidens leth. *);

so
*) Die Aerzte und Rechtslehrer wenden diese Ein-
theilung mit Unrecht blos auf Wunden an; sie
ist auch auf andere Verletzungen z. B. auf Vergif-
tung anwendbar, obgleich hier die zufällige Töd-
lichkeit schwer zu erkennen ist. Ueber die Ein-
theilung der Wunden, in Rücksicht auf Tödlich-
keit s. Metzger gerichtl. Arzneyw. §. 60. ff., beson-
ders aber Ploncquet Diss. de unica et vera mortis
caussa proxima
. Tüb. 1786. und ders. über die ge-
waltsamen Todesarten
. Tüb. 1777. 8. S. 48--111. --
Bey den in concreto lethalen Wunden wollen eini-
ge Rechtslehrer, dass dem Verbrecher diese be-
sondern Umstände, von denen die Lethalität der
Wunde abhing, bekannt gewesen seyn musste, wenn
die ordentliche Strafe statt finden soll. Meister
jun. l. c. §. 132. not. c) Quistorp Thl. I. §. 219 in
fin.
II. Buch. II. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
§. 242.

2) Es darf auf die beygebrachte, an ſich
nicht tödliche Verletzung keine von derſelben
unabhängige Urſache folgen, welche entweder
für ſich allein oder in Verbindung mit jener
Verletzung den Tod bewirkte *). Der einer
körperlichen Verletzung folgende Tod be-
gründet alſo nur dann das Verbrechen der Tö-
dung, wenn die Verletzung abſolut-tödlich
(laeſio abſolute lethalis) iſt, ſie mag nun wegen
ihrer Natur überhaupt (laeſio in abſtracto letha-
lis
), oder wegen der individuellen Conſtitution
des Verletzten und äuſſerer bey der Verletzung
concurrirender, mit derſelben aber zugleich
vorhandener Umſtände, (laeſio in concreto leth.)
hinreichende Urſache des erfolgten Todes ſeyn.
War die Verletzung blos durch die Dazwiſchen-
kunft anderer Urſachen tödlich (zufällig töd-
liche
Verletzung, laeſ. per accidens leth. *);

ſo
*) Die Aerzte und Rechtslehrer wenden dieſe Ein-
theilung mit Unrecht blos auf Wunden an; ſie
iſt auch auf andere Verletzungen z. B. auf Vergif-
tung anwendbar, obgleich hier die zufällige Töd-
lichkeit ſchwer zu erkennen iſt. Ueber die Ein-
theilung der Wunden, in Rückſicht auf Tödlich-
keit ſ. Metzger gerichtl. Arzneyw. §. 60. ff., beſon-
ders aber Ploncquet Diſſ. de unica et vera mortis
cauſſa proxima
. Tüb. 1786. und derſ. über die ge-
waltſamen Todesarten
. Tüb. 1777. 8. S. 48—111. —
Bey den in concreto lethalen Wunden wollen eini-
ge Rechtslehrer, daſs dem Verbrecher dieſe be-
ſondern Umſtände, von denen die Lethalität der
Wunde abhing, bekannt geweſen ſeyn muſste, wenn
die ordentliche Strafe ſtatt finden ſoll. Meiſter
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[190/0218] II. Buch. II. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. §. 242. 2) Es darf auf die beygebrachte, an ſich nicht tödliche Verletzung keine von derſelben unabhängige Urſache folgen, welche entweder für ſich allein oder in Verbindung mit jener Verletzung den Tod bewirkte *). Der einer körperlichen Verletzung folgende Tod be- gründet alſo nur dann das Verbrechen der Tö- dung, wenn die Verletzung abſolut-tödlich (laeſio abſolute lethalis) iſt, ſie mag nun wegen ihrer Natur überhaupt (laeſio in abſtracto letha- lis), oder wegen der individuellen Conſtitution des Verletzten und äuſſerer bey der Verletzung concurrirender, mit derſelben aber zugleich vorhandener Umſtände, (laeſio in concreto leth.) hinreichende Urſache des erfolgten Todes ſeyn. War die Verletzung blos durch die Dazwiſchen- kunft anderer Urſachen tödlich (zufällig töd- liche Verletzung, laeſ. per accidens leth. *); ſo *) Die Aerzte und Rechtslehrer wenden dieſe Ein- theilung mit Unrecht blos auf Wunden an; ſie iſt auch auf andere Verletzungen z. B. auf Vergif- tung anwendbar, obgleich hier die zufällige Töd- lichkeit ſchwer zu erkennen iſt. Ueber die Ein- theilung der Wunden, in Rückſicht auf Tödlich- keit ſ. Metzger gerichtl. Arzneyw. §. 60. ff., beſon- ders aber Ploncquet Diſſ. de unica et vera mortis cauſſa proxima. Tüb. 1786. und derſ. über die ge- waltſamen Todesarten. Tüb. 1777. 8. S. 48—111. — Bey den in concreto lethalen Wunden wollen eini- ge Rechtslehrer, daſs dem Verbrecher dieſe be- ſondern Umſtände, von denen die Lethalität der Wunde abhing, bekannt geweſen ſeyn muſste, wenn die ordentliche Strafe ſtatt finden ſoll. Meiſter jun. l. c. §. 132. not. c) Quiſtorp Thl. I. §. 219 in fin. *)

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/218>, abgerufen am 23.11.2024.