Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.Verletzung d. Eigenthums durch Entwend. dingliches Recht gründet *); eigne ich mir b)widerrechtlich ein Gebrauchsrecht an einer Sa- che zu, die ich entweder zu keinem oder zu einem andern rechtmässigen Gebrauch besitze, so bin ich der Gebrauchs-Entwendung (furtum usus) schuldig **). Vornemlich aber ist 2) eine körperliche Sache Gegenstand der Entwendung, (furt. rei ipsius) welche dann immer beweglich seyn muss. An einer unbeweglichen wird keine Entwendung begangen ***). §. 356. Tribonians §. 10. I. de obl. ex del. "aliqando et suae rei furtum quis committit" dürfen uns nicht stö- ren. *) Dahin gehört der Schuldner, der dem Gläubiger das Pfand entzieht, er mag es nun aus der Ge- wahrsam des Gläubigers nehmen oder nicht, §. 10. I. de obl. quae ex delicto. L. 36. D. de pignoratit. act. L. 15. pr. L. 19. §. 6. D. de furtis. Aber auch der commodans der dem commodatar, dessen Retentions- recht zuwider (L. 59. D. eod.), ja selbst der Eigen- thümer, der dem Nutzniesser, oder dem redlichen Be- sitzer die Sache entzieht, ist das furti possessionis schuldig. L. 20. §. 1. D. eod. An dem Besitz aus einem persönlichen Recht wird keine Besitz-Entwen- dung begangen, wie sich aus den angegebenen Ar- ten und aus L. 59. D. h. t. ergiebt. Uebrigens kennen die bisherigen Rechtslehrer diesen Unter- schied nicht, kennen auch gewöhnlich nur die Be- sitzentwendung in Ansehung des Pfandgläubigers, wie Koch inst. jur. crim. §. 172. **) §. 10. I. de obl. quae ex del. L. 52. §. 19. D. L. 40. 54. pr. L. 76. D. de furt. vergl. Schott Diss. de furto usus: Lips. 1776. ***) §. 7. I. de usucap. L. 25. pr. D. de furt. Gellii N. A. L. IX. c. 18. S 2
Verletzung d. Eigenthums durch Entwend. dingliches Recht gründet *); eigne ich mir b)widerrechtlich ein Gebrauchsrecht an einer Sa- che zu, die ich entweder zu keinem oder zu einem andern rechtmäſsigen Gebrauch beſitze, ſo bin ich der Gebrauchs-Entwendung (furtum uſus) ſchuldig **). Vornemlich aber iſt 2) eine körperliche Sache Gegenſtand der Entwendung, (furt. rei ipſius) welche dann immer beweglich ſeyn muſs. An einer unbeweglichen wird keine Entwendung begangen ***). §. 356. Tribonians §. 10. I. de obl. ex del. „aliqando et ſuae rei furtum quis committit“ dürfen uns nicht ſtö- ren. *) Dahin gehört der Schuldner, der dem Gläubiger das Pfand entzieht, er mag es nun aus der Ge- wahrſam des Gläubigers nehmen oder nicht, §. 10. I. de obl. quae ex delicto. L. 36. D. de pignoratit. act. L. 15. pr. L. 19. §. 6. D. de furtis. Aber auch der commodans der dem commodatar, deſſen Retentions- recht zuwider (L. 59. D. eod.), ja ſelbſt der Eigen- thümer, der dem Nutznieſser, oder dem redlichen Be- ſitzer die Sache entzieht, iſt das furti poſſeſſionis ſchuldig. L. 20. §. 1. D. eod. An dem Beſitz aus einem perſönlichen Recht wird keine Beſitz-Entwen- dung begangen, wie ſich aus den angegebenen Ar- ten und aus L. 59. D. h. t. ergiebt. Uebrigens kennen die bisherigen Rechtslehrer dieſen Unter- ſchied nicht, kennen auch gewöhnlich nur die Be- ſitzentwendung in Anſehung des Pfandgläubigers, wie Koch inſt. jur. crim. §. 172. **) §. 10. I. de obl. quae ex del. L. 52. §. 19. D. L. 40. 54. pr. L. 76. D. de furt. vergl. Schott Diſſ. de furto uſus: Lipſ. 1776. ***) §. 7. I. de uſucap. L. 25. pr. D. de furt. Gellii N. A. L. IX. c. 18. S 2
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Verletzung d. Eigenthums durch Entwend.
dingliches Recht gründet *); eigne ich mir b)
widerrechtlich ein Gebrauchsrecht an einer Sa-
che zu, die ich entweder zu keinem oder zu
einem andern rechtmäſsigen Gebrauch beſitze,
ſo bin ich der Gebrauchs-Entwendung (furtum
uſus) ſchuldig **). Vornemlich aber iſt 2) eine
körperliche Sache Gegenſtand der Entwendung,
(furt. rei ipſius) welche dann immer beweglich
ſeyn muſs. An einer unbeweglichen wird
keine Entwendung begangen ***).
§. 356.
*)
*) Dahin gehört der Schuldner, der dem Gläubiger
das Pfand entzieht, er mag es nun aus der Ge-
wahrſam des Gläubigers nehmen oder nicht, §. 10.
I. de obl. quae ex delicto. L. 36. D. de pignoratit. act.
L. 15. pr. L. 19. §. 6. D. de furtis. Aber auch der
commodans der dem commodatar, deſſen Retentions-
recht zuwider (L. 59. D. eod.), ja ſelbſt der Eigen-
thümer, der dem Nutznieſser, oder dem redlichen Be-
ſitzer die Sache entzieht, iſt das furti poſſeſſionis
ſchuldig. L. 20. §. 1. D. eod. An dem Beſitz aus
einem perſönlichen Recht wird keine Beſitz-Entwen-
dung begangen, wie ſich aus den angegebenen Ar-
ten und aus L. 59. D. h. t. ergiebt. Uebrigens
kennen die bisherigen Rechtslehrer dieſen Unter-
ſchied nicht, kennen auch gewöhnlich nur die Be-
ſitzentwendung in Anſehung des Pfandgläubigers,
wie Koch inſt. jur. crim. §. 172.
**) §. 10. I. de obl. quae ex del. L. 52. §. 19. D. L. 40.
54. pr. L. 76. D. de furt. vergl. Schott Diſſ. de
furto uſus: Lipſ. 1776.
***) §. 7. I. de uſucap. L. 25. pr. D. de furt. Gellii
N. A. L. IX. c. 18.
*) Tribonians §. 10. I. de obl. ex del. „aliqando et
ſuae rei furtum quis committit“ dürfen uns nicht ſtö-
ren.
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Zitationshilfe: | Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/303>, abgerufen am 21.06.2024. |