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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Verletzung d. Eigenthums durch Entwend.
2) eine Willensbestimmung, welche auf An-
massung eines Rechts an der Sache gerichtet
ist *). Weder das eine, noch das andre al-
lein genügt zur Entwendung. Die Absicht
kann übrigens gerichtet seyn 1) auf Ausübung
des Eigenthumsrechts (animus rem sibi habendi),
oder auch 2) auf Ausübung eines andern
Rechts an der Sache, wie bey der Besitzent-
wendung
**). Mit Endigung des Aktes der
Zueignung ist das Verbrechen vollendet. Blosse
Berührung ***) der Sache ist daher so wenig hin-
reichend, als die Wegbringung von einem
Orte zum andern zur Vollendung nothwendig
ist +).



§. 358.
D. de acquir vel. om. poss. vergl. Averanius inter-
pr. jur
. L. 1. c. 28.
*) L. 22. D. eod.
**) Man darf daher nicht, wie gewöhnlich, blos animum
rem sibi habendi
zur Entwendung fodern auch darf man
nicht, wie Klein a. a. O. §. 429, den animus rem
sibi habendi
mit dem animus lucri faciendi verwech-
seln.
***) Aus Misverstand des Wortes contrectatio wird von
Vielen das Gegentheil behauptet. Franc. de
Amaya
Obs. L. II. c. 9. Clasen ad Art. 157.
C. C. C. p 511. 12. Das Gegentheil ergiebt sich
besonders aus L. 1. §. 2. D. b. t. L. 15. D. ad exhi-
bendum
. L. 3. §. 18. D. de acquir. vel amittenda poss.
vergl. Kleinschrods Abh. S. 67. 68.
+) Dies ergiebt sich schon aus dem Begriff von fur-
tum manifestum
L. 3. 4. 5. 21. D. h. t. P. G. O.
Art. 158. Kleinschrod a. a. O. S. 68. ff. Da-
gegen Carpzov. Q. 88. Nr. 5. Hommel Rhapf.
quaest
. 88. Nr. 5. Püttmann el. jur. crim. §.
431.

Verletzung d. Eigenthums durch Entwend.
2) eine Willensbeſtimmung, welche auf An-
maſsung eines Rechts an der Sache gerichtet
iſt *). Weder das eine, noch das andre al-
lein genügt zur Entwendung. Die Abſicht
kann übrigens gerichtet ſeyn 1) auf Ausübung
des Eigenthumsrechts (animus rem ſibi habendi),
oder auch 2) auf Ausübung eines andern
Rechts an der Sache, wie bey der Beſitzent-
wendung
**). Mit Endigung des Aktes der
Zueignung iſt das Verbrechen vollendet. Bloſse
Berührung ***) der Sache iſt daher ſo wenig hin-
reichend, als die Wegbringung von einem
Orte zum andern zur Vollendung nothwendig
iſt †).



§. 358.
D. de acquir vel. om. poſſ. vergl. Averanius inter-
pr. jur
. L. 1. c. 28.
*) L. 22. D. eod.
**) Man darf daher nicht, wie gewöhnlich, blos animum
rem ſibi habendi
zur Entwendung fodern auch darf man
nicht, wie Klein a. a. O. §. 429, den animus rem
ſibi habendi
mit dem animus lucri faciendi verwech-
ſeln.
***) Aus Misverſtand des Wortes contrectatio wird von
Vielen das Gegentheil behauptet. Franc. de
Amaya
Obſ. L. II. c. 9. Claſen ad Art. 157.
C. C. C. p 511. 12. Das Gegentheil ergiebt ſich
beſonders aus L. 1. §. 2. D. b. t. L. 15. D. ad exhi-
bendum
. L. 3. §. 18. D. de acquir. vel amittenda poſſ.
vergl. Kleinſchrods Abh. S. 67. 68.
†) Dies ergiebt ſich ſchon aus dem Begriff von fur-
tum manifeſtum
L. 3. 4. 5. 21. D. h. t. P. G. O.
Art. 158. Kleinſchrod a. a. O. S. 68. ff. Da-
gegen Carpzov. Q. 88. Nr. 5. Hommel Rhapf.
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. 88. Nr. 5. Püttmann el. jur. crim. §.
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[277/0305] Verletzung d. Eigenthums durch Entwend. 2) eine Willensbeſtimmung, welche auf An- maſsung eines Rechts an der Sache gerichtet iſt *). Weder das eine, noch das andre al- lein genügt zur Entwendung. Die Abſicht kann übrigens gerichtet ſeyn 1) auf Ausübung des Eigenthumsrechts (animus rem ſibi habendi), oder auch 2) auf Ausübung eines andern Rechts an der Sache, wie bey der Beſitzent- wendung **). Mit Endigung des Aktes der Zueignung iſt das Verbrechen vollendet. Bloſse Berührung ***) der Sache iſt daher ſo wenig hin- reichend, als die Wegbringung von einem Orte zum andern zur Vollendung nothwendig iſt †). §. 358. **) *) L. 22. D. eod. **) Man darf daher nicht, wie gewöhnlich, blos animum rem ſibi habendi zur Entwendung fodern auch darf man nicht, wie Klein a. a. O. §. 429, den animus rem ſibi habendi mit dem animus lucri faciendi verwech- ſeln. ***) Aus Misverſtand des Wortes contrectatio wird von Vielen das Gegentheil behauptet. Franc. de Amaya Obſ. L. II. c. 9. Claſen ad Art. 157. C. C. C. p 511. 12. Das Gegentheil ergiebt ſich beſonders aus L. 1. §. 2. D. b. t. L. 15. D. ad exhi- bendum. L. 3. §. 18. D. de acquir. vel amittenda poſſ. vergl. Kleinſchrods Abh. S. 67. 68. †) Dies ergiebt ſich ſchon aus dem Begriff von fur- tum manifeſtum L. 3. 4. 5. 21. D. h. t. P. G. O. Art. 158. Kleinſchrod a. a. O. S. 68. ff. Da- gegen Carpzov. Q. 88. Nr. 5. Hommel Rhapf. quaeſt. 88. Nr. 5. Püttmann el. jur. crim. §. 431. **) D. de acquir vel. om. poſſ. vergl. Averanius inter- pr. jur. L. 1. c. 28.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/305>, abgerufen am 23.11.2024.