Sinnbild habe bezeichnen können, sondern zum Traume seine Zuflucht genommen, um ein Bil d für eine andere Welt zu finden; zugleich würde einleuchten, daß dieser Unterschied nicht etwa durch die größere oder geringere Stärke des Sinns fürs Uebersinnliche in den beiden Völkern, sondern daß er lediglich durch die Verschiede n¬ heit ihrer sinnlichen Klarheit, damals, als sie Ue¬ bersinnliches bezeichnen wollten, begründet sey.
So richtet alle Bezeichnung des Uebersin n¬ lichen sich nach dem Umfange und der Klarheit der sinnlichen Erkenntniß desjenigen, der da bezeichnet. Das Sinnbild ist ihm klar, und drückt ihm das Verhältniß des Begriffenen zum geistigen Werkzeuge vollkommen verständ¬ lich aus, denn dieses Verhältniß wird ihm er¬ klärt durch ein anderes unmittelbar lebendiges Verhältniß zu seinem sinnlichen Werkzeuge. Diese also entstandene neue Bezeichnung, mit aller der neuen Klarheit, die durch diesen er¬ weiterten Gebrauch des Zeichens die sinnliche Erkenntniß selber bekommt, wird nun nieder¬ gelegt in der Sprache; und die mögliche künf¬ tige übersinnliche Erkenntniß wird nun nach ihrem Verhältnisse zu der ganzen in der ge¬
Sinnbild habe bezeichnen koͤnnen, ſondern zum Traume ſeine Zuflucht genommen, um ein Bil d fuͤr eine andere Welt zu finden; zugleich wuͤrde einleuchten, daß dieſer Unterſchied nicht etwa durch die groͤßere oder geringere Staͤrke des Sinns fuͤrs Ueberſinnliche in den beiden Voͤlkern, ſondern daß er lediglich durch die Verſchiede n¬ heit ihrer ſinnlichen Klarheit, damals, als ſie Ue¬ berſinnliches bezeichnen wollten, begruͤndet ſey.
So richtet alle Bezeichnung des Ueberſin n¬ lichen ſich nach dem Umfange und der Klarheit der ſinnlichen Erkenntniß desjenigen, der da bezeichnet. Das Sinnbild iſt ihm klar, und druͤckt ihm das Verhaͤltniß des Begriffenen zum geiſtigen Werkzeuge vollkommen verſtaͤnd¬ lich aus, denn dieſes Verhaͤltniß wird ihm er¬ klaͤrt durch ein anderes unmittelbar lebendiges Verhaͤltniß zu ſeinem ſinnlichen Werkzeuge. Dieſe alſo entſtandene neue Bezeichnung, mit aller der neuen Klarheit, die durch dieſen er¬ weiterten Gebrauch des Zeichens die ſinnliche Erkenntniß ſelber bekommt, wird nun nieder¬ gelegt in der Sprache; und die moͤgliche kuͤnf¬ tige uͤberſinnliche Erkenntniß wird nun nach ihrem Verhaͤltniſſe zu der ganzen in der ge¬
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Sinnbild habe bezeichnen koͤnnen, ſondern zum
Traume ſeine Zuflucht genommen, um ein Bil d
fuͤr eine andere Welt zu finden; zugleich wuͤrde
einleuchten, daß dieſer Unterſchied nicht etwa
durch die groͤßere oder geringere Staͤrke des
Sinns fuͤrs Ueberſinnliche in den beiden Voͤlkern,
ſondern daß er lediglich durch die Verſchiede n¬
heit ihrer ſinnlichen Klarheit, damals, als ſie Ue¬
berſinnliches bezeichnen wollten, begruͤndet ſey.
So richtet alle Bezeichnung des Ueberſin n¬
lichen ſich nach dem Umfange und der Klarheit
der ſinnlichen Erkenntniß desjenigen, der da
bezeichnet. Das Sinnbild iſt ihm klar, und
druͤckt ihm das Verhaͤltniß des Begriffenen
zum geiſtigen Werkzeuge vollkommen verſtaͤnd¬
lich aus, denn dieſes Verhaͤltniß wird ihm er¬
klaͤrt durch ein anderes unmittelbar lebendiges
Verhaͤltniß zu ſeinem ſinnlichen Werkzeuge.
Dieſe alſo entſtandene neue Bezeichnung, mit
aller der neuen Klarheit, die durch dieſen er¬
weiterten Gebrauch des Zeichens die ſinnliche
Erkenntniß ſelber bekommt, wird nun nieder¬
gelegt in der Sprache; und die moͤgliche kuͤnf¬
tige uͤberſinnliche Erkenntniß wird nun nach
ihrem Verhaͤltniſſe zu der ganzen in der ge¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/133>, abgerufen am 21.11.2024.
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