Eine Untersuchung, die sich der Gründlich¬ keit befleißiget, kann manches Streites, und der Erregung von mancherlei Scheelsucht sich überheben. Wie wir ehemals, in der Unter¬ suchung, von der die gegenwärtige die Fort¬ setzung ist, thaten, so werden wir auch hier thun. Wir werden Schritt vor Schritt ablei¬ ten, was aus dem aufgestellten Grund Unter¬ schiede folgt, und nur darauf sehen, daß diese Ableitung richtig sey. Ob nun die Verschie¬ denheit der Erscheinungen, die dieser Ableitung zufolge seyn sollte, in der wirklichen Erfahrung eintrete oder nicht, dies zu entscheiden, will ich lediglich Ihnen, und jedem Beobachter über¬ lassen. Zwar werde ich, was insbesondere den Deutschen betrift, zu seiner Zeit darlegen, daß er sich wirklich also gezeigt habe, wie er unsrer Ableitung zufolge seyn mußte. Was aber den Germanischen Ausländer betrift, so werde ich nichts dagegen haben, wenn einer unter ihnen wirklich versteht, wovon eigentlich hier die Rede sey, und wenn diesem hernach auch der Beweis gelingt, daß seine Landsleute eben auch dasselbe gewesen seyen, was die Deut¬ schen, und wenn er sie von den entgegengesetz¬
Eine Unterſuchung, die ſich der Gruͤndlich¬ keit befleißiget, kann manches Streites, und der Erregung von mancherlei Scheelſucht ſich uͤberheben. Wie wir ehemals, in der Unter¬ ſuchung, von der die gegenwaͤrtige die Fort¬ ſetzung iſt, thaten, ſo werden wir auch hier thun. Wir werden Schritt vor Schritt ablei¬ ten, was aus dem aufgeſtellten Grund Unter¬ ſchiede folgt, und nur darauf ſehen, daß dieſe Ableitung richtig ſey. Ob nun die Verſchie¬ denheit der Erſcheinungen, die dieſer Ableitung zufolge ſeyn ſollte, in der wirklichen Erfahrung eintrete oder nicht, dies zu entſcheiden, will ich lediglich Ihnen, und jedem Beobachter uͤber¬ laſſen. Zwar werde ich, was insbeſondere den Deutſchen betrift, zu ſeiner Zeit darlegen, daß er ſich wirklich alſo gezeigt habe, wie er unſrer Ableitung zufolge ſeyn mußte. Was aber den Germaniſchen Auslaͤnder betrift, ſo werde ich nichts dagegen haben, wenn einer unter ihnen wirklich verſteht, wovon eigentlich hier die Rede ſey, und wenn dieſem hernach auch der Beweis gelingt, daß ſeine Landsleute eben auch daſſelbe geweſen ſeyen, was die Deut¬ ſchen, und wenn er ſie von den entgegengeſetz¬
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0152"n="146"/><p>Eine Unterſuchung, die ſich der Gruͤndlich¬<lb/>
keit befleißiget, kann manches Streites, und<lb/>
der Erregung von mancherlei Scheelſucht ſich<lb/>
uͤberheben. Wie wir ehemals, in der Unter¬<lb/>ſuchung, von der die gegenwaͤrtige die Fort¬<lb/>ſetzung iſt, thaten, ſo werden wir auch hier<lb/>
thun. Wir werden Schritt vor Schritt ablei¬<lb/>
ten, was aus dem aufgeſtellten Grund Unter¬<lb/>ſchiede folgt, und nur darauf ſehen, daß dieſe<lb/>
Ableitung richtig ſey. Ob nun die Verſchie¬<lb/>
denheit der Erſcheinungen, die dieſer Ableitung<lb/>
zufolge ſeyn ſollte, in der wirklichen Erfahrung<lb/>
eintrete oder nicht, dies zu entſcheiden, will ich<lb/>
lediglich Ihnen, und jedem Beobachter uͤber¬<lb/>
laſſen. Zwar werde ich, was insbeſondere<lb/>
den Deutſchen betrift, zu ſeiner Zeit darlegen,<lb/>
daß er ſich wirklich alſo gezeigt habe, wie er<lb/>
unſrer Ableitung zufolge ſeyn mußte. Was<lb/>
aber den Germaniſchen Auslaͤnder betrift, ſo<lb/>
werde ich nichts dagegen haben, wenn einer<lb/>
unter ihnen wirklich verſteht, wovon eigentlich<lb/>
hier die Rede ſey, und wenn dieſem hernach<lb/>
auch der Beweis gelingt, daß ſeine Landsleute<lb/>
eben auch daſſelbe geweſen ſeyen, was die Deut¬<lb/>ſchen, und wenn er ſie von den entgegengeſetz¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[146/0152]
Eine Unterſuchung, die ſich der Gruͤndlich¬
keit befleißiget, kann manches Streites, und
der Erregung von mancherlei Scheelſucht ſich
uͤberheben. Wie wir ehemals, in der Unter¬
ſuchung, von der die gegenwaͤrtige die Fort¬
ſetzung iſt, thaten, ſo werden wir auch hier
thun. Wir werden Schritt vor Schritt ablei¬
ten, was aus dem aufgeſtellten Grund Unter¬
ſchiede folgt, und nur darauf ſehen, daß dieſe
Ableitung richtig ſey. Ob nun die Verſchie¬
denheit der Erſcheinungen, die dieſer Ableitung
zufolge ſeyn ſollte, in der wirklichen Erfahrung
eintrete oder nicht, dies zu entſcheiden, will ich
lediglich Ihnen, und jedem Beobachter uͤber¬
laſſen. Zwar werde ich, was insbeſondere
den Deutſchen betrift, zu ſeiner Zeit darlegen,
daß er ſich wirklich alſo gezeigt habe, wie er
unſrer Ableitung zufolge ſeyn mußte. Was
aber den Germaniſchen Auslaͤnder betrift, ſo
werde ich nichts dagegen haben, wenn einer
unter ihnen wirklich verſteht, wovon eigentlich
hier die Rede ſey, und wenn dieſem hernach
auch der Beweis gelingt, daß ſeine Landsleute
eben auch daſſelbe geweſen ſeyen, was die Deut¬
ſchen, und wenn er ſie von den entgegengeſetz¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/152>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.