Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

genes Glied, und sofort dis an den Gipfel;
wodurch wird denn nun euer leztes Glied, von
dem aller in der Maschine vorhandene Zwang
ausgeht, zu seinem Zwingen gezwungen? Ihr
sollt schlechthin allen Widerstand, der aus der
Reibung der Stoffe gegen jene lezte Triebfeder
entstehen könnte, überwunden, und ihr eine
Kraft gegeben haben, gegen welche alle andere
Kraft in Nichts verschwinde, was allein ihr
auch durch Mechanismus könnt, und sollt also
die allerkräftigste monarchische Verfassung er¬
schaffen haben; wie wollt ihr denn nun diese
Triebfeder selbst in Bewegung bringen, und
sie zwingen, ohne Ausnahme das Rechte zu
sehen, und zu wollen? Wie wollt ihr denn in
euer zwar richtig berechnetes und gefügtes, aber
stillstehendes Räderwerk das ewig bewegliche
einsetzen? Soll etwa, wie ihr dies auch zuwei¬
len in eurer Verlegenheit äußert, das ganze
Werk selbst zurükwirken, und seine erste Trieb¬
feder anregen? Entweder geschieht dies durch
eine selbst aus der Anregung der Triebfeder
stammende Kraft, oder es geschieht durch eine
solche Kraft, die nicht aus ihr stammt, sondern
die in dem Ganzen selbst, unabhängig von der

genes Glied, und ſofort dis an den Gipfel;
wodurch wird denn nun euer leztes Glied, von
dem aller in der Maſchine vorhandene Zwang
ausgeht, zu ſeinem Zwingen gezwungen? Ihr
ſollt ſchlechthin allen Widerſtand, der aus der
Reibung der Stoffe gegen jene lezte Triebfeder
entſtehen koͤnnte, uͤberwunden, und ihr eine
Kraft gegeben haben, gegen welche alle andere
Kraft in Nichts verſchwinde, was allein ihr
auch durch Mechanismus koͤnnt, und ſollt alſo
die allerkraͤftigſte monarchiſche Verfaſſung er¬
ſchaffen haben; wie wollt ihr denn nun dieſe
Triebfeder ſelbſt in Bewegung bringen, und
ſie zwingen, ohne Ausnahme das Rechte zu
ſehen, und zu wollen? Wie wollt ihr denn in
euer zwar richtig berechnetes und gefuͤgtes, aber
ſtillſtehendes Raͤderwerk das ewig bewegliche
einſetzen? Soll etwa, wie ihr dies auch zuwei¬
len in eurer Verlegenheit aͤußert, das ganze
Werk ſelbſt zuruͤkwirken, und ſeine erſte Trieb¬
feder anregen? Entweder geſchieht dies durch
eine ſelbſt aus der Anregung der Triebfeder
ſtammende Kraft, oder es geſchieht durch eine
ſolche Kraft, die nicht aus ihr ſtammt, ſondern
die in dem Ganzen ſelbſt, unabhaͤngig von der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0224" n="218"/>
genes Glied, und &#x017F;ofort dis an den Gipfel;<lb/>
wodurch wird denn nun euer leztes Glied, von<lb/>
dem aller in der Ma&#x017F;chine vorhandene Zwang<lb/>
ausgeht, zu &#x017F;einem Zwingen gezwungen? Ihr<lb/>
&#x017F;ollt &#x017F;chlechthin allen Wider&#x017F;tand, der aus der<lb/>
Reibung der Stoffe gegen jene lezte Triebfeder<lb/>
ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nnte, u&#x0364;berwunden, und ihr eine<lb/>
Kraft gegeben haben, gegen welche alle andere<lb/>
Kraft in Nichts ver&#x017F;chwinde, was allein ihr<lb/>
auch durch Mechanismus ko&#x0364;nnt, und &#x017F;ollt al&#x017F;o<lb/>
die allerkra&#x0364;ftig&#x017F;te monarchi&#x017F;che Verfa&#x017F;&#x017F;ung er¬<lb/>
&#x017F;chaffen haben; wie wollt ihr denn nun die&#x017F;e<lb/>
Triebfeder &#x017F;elb&#x017F;t in Bewegung bringen, und<lb/>
&#x017F;ie zwingen, ohne Ausnahme das Rechte zu<lb/>
&#x017F;ehen, und zu wollen? Wie wollt ihr denn in<lb/>
euer zwar richtig berechnetes und gefu&#x0364;gtes, aber<lb/>
&#x017F;till&#x017F;tehendes Ra&#x0364;derwerk das ewig bewegliche<lb/>
ein&#x017F;etzen? Soll etwa, wie ihr dies auch zuwei¬<lb/>
len in eurer Verlegenheit a&#x0364;ußert, das ganze<lb/>
Werk &#x017F;elb&#x017F;t zuru&#x0364;kwirken, und &#x017F;eine er&#x017F;te Trieb¬<lb/>
feder anregen? Entweder ge&#x017F;chieht dies durch<lb/>
eine &#x017F;elb&#x017F;t aus der Anregung der Triebfeder<lb/>
&#x017F;tammende Kraft, oder es ge&#x017F;chieht durch eine<lb/>
&#x017F;olche Kraft, die nicht aus ihr &#x017F;tammt, &#x017F;ondern<lb/>
die in dem Ganzen &#x017F;elb&#x017F;t, unabha&#x0364;ngig von der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0224] genes Glied, und ſofort dis an den Gipfel; wodurch wird denn nun euer leztes Glied, von dem aller in der Maſchine vorhandene Zwang ausgeht, zu ſeinem Zwingen gezwungen? Ihr ſollt ſchlechthin allen Widerſtand, der aus der Reibung der Stoffe gegen jene lezte Triebfeder entſtehen koͤnnte, uͤberwunden, und ihr eine Kraft gegeben haben, gegen welche alle andere Kraft in Nichts verſchwinde, was allein ihr auch durch Mechanismus koͤnnt, und ſollt alſo die allerkraͤftigſte monarchiſche Verfaſſung er¬ ſchaffen haben; wie wollt ihr denn nun dieſe Triebfeder ſelbſt in Bewegung bringen, und ſie zwingen, ohne Ausnahme das Rechte zu ſehen, und zu wollen? Wie wollt ihr denn in euer zwar richtig berechnetes und gefuͤgtes, aber ſtillſtehendes Raͤderwerk das ewig bewegliche einſetzen? Soll etwa, wie ihr dies auch zuwei¬ len in eurer Verlegenheit aͤußert, das ganze Werk ſelbſt zuruͤkwirken, und ſeine erſte Trieb¬ feder anregen? Entweder geſchieht dies durch eine ſelbſt aus der Anregung der Triebfeder ſtammende Kraft, oder es geſchieht durch eine ſolche Kraft, die nicht aus ihr ſtammt, ſondern die in dem Ganzen ſelbſt, unabhaͤngig von der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/224
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/224>, abgerufen am 14.05.2024.