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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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ersten, als seinem Grunde -- als schlechthin
durch sich daseyend, und so daseyend, wie er
es ist; welche Bedeutung, als die einzig mög¬
liche verständige des Worts Freiheit, wir fest¬
setzen wollen. Aber es sind, in Absicht auf den
innern Gehalt eines solchen Willensentschlus¬
ses, zwei Fälle möglich; entweder nemlich er¬
scheint in ihm nur die Erscheinung abgetrennt
vom Wesen, und ohne daß das Wesen auf ir¬
gend eine Weise in ihrem Erscheinen eintrete,
oder das Wesen tritt selbst erscheinend ein in
dieser Erscheinung eines Willensentschlusses:
und zwar ist hiebei sogleich mit anzumerken,
daß das Wesen nur in einem Willensentschlusse,
und durchaus in nichts anderem, zur Erschei¬
nung werden kann, wiewohl umgekehrt es Wil¬
lensentschlüsse geben kann, in denen keineswe¬
ges das Wesen, sondern nur die bloße Erschei¬
nung heraustritt. Wir reden zunächst von
dem letzten Falle.

Die bloße Erscheinung, bloß als solche, ist
durch ihre Abtrennung, und durch ihren Gegen¬
satz mit dem Wesen, sodann dadurch, daß sie
fähig ist, selbst auch zu erscheinen und sich darzu¬
stellen, unabänderlich bestimmt, und sie ist darum
nothwendig also, wie sie eben ist und ausfällt.

erſten, als ſeinem Grunde — als ſchlechthin
durch ſich daſeyend, und ſo daſeyend, wie er
es iſt; welche Bedeutung, als die einzig moͤg¬
liche verſtaͤndige des Worts Freiheit, wir feſt¬
ſetzen wollen. Aber es ſind, in Abſicht auf den
innern Gehalt eines ſolchen Willensentſchluſ¬
ſes, zwei Faͤlle moͤglich; entweder nemlich er¬
ſcheint in ihm nur die Erſcheinung abgetrennt
vom Weſen, und ohne daß das Weſen auf ir¬
gend eine Weiſe in ihrem Erſcheinen eintrete,
oder das Weſen tritt ſelbſt erſcheinend ein in
dieſer Erſcheinung eines Willensentſchluſſes:
und zwar iſt hiebei ſogleich mit anzumerken,
daß das Weſen nur in einem Willensentſchluſſe,
und durchaus in nichts anderem, zur Erſchei¬
nung werden kann, wiewohl umgekehrt es Wil¬
lensentſchluͤſſe geben kann, in denen keineswe¬
ges das Weſen, ſondern nur die bloße Erſchei¬
nung heraustritt. Wir reden zunaͤchſt von
dem letzten Falle.

Die bloße Erſcheinung, bloß als ſolche, iſt
durch ihre Abtrennung, und durch ihren Gegen¬
ſatz mit dem Weſen, ſodann dadurch, daß ſie
faͤhig iſt, ſelbſt auch zu erſcheinen und ſich darzu¬
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[228/0234] erſten, als ſeinem Grunde — als ſchlechthin durch ſich daſeyend, und ſo daſeyend, wie er es iſt; welche Bedeutung, als die einzig moͤg¬ liche verſtaͤndige des Worts Freiheit, wir feſt¬ ſetzen wollen. Aber es ſind, in Abſicht auf den innern Gehalt eines ſolchen Willensentſchluſ¬ ſes, zwei Faͤlle moͤglich; entweder nemlich er¬ ſcheint in ihm nur die Erſcheinung abgetrennt vom Weſen, und ohne daß das Weſen auf ir¬ gend eine Weiſe in ihrem Erſcheinen eintrete, oder das Weſen tritt ſelbſt erſcheinend ein in dieſer Erſcheinung eines Willensentſchluſſes: und zwar iſt hiebei ſogleich mit anzumerken, daß das Weſen nur in einem Willensentſchluſſe, und durchaus in nichts anderem, zur Erſchei¬ nung werden kann, wiewohl umgekehrt es Wil¬ lensentſchluͤſſe geben kann, in denen keineswe¬ ges das Weſen, ſondern nur die bloße Erſchei¬ nung heraustritt. Wir reden zunaͤchſt von dem letzten Falle. Die bloße Erſcheinung, bloß als ſolche, iſt durch ihre Abtrennung, und durch ihren Gegen¬ ſatz mit dem Weſen, ſodann dadurch, daß ſie faͤhig iſt, ſelbſt auch zu erſcheinen und ſich darzu¬ ſtellen, unabaͤnderlich beſtimmt, und ſie iſt darum nothwendig alſo, wie ſie eben iſt und ausfaͤllt.

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/234>, abgerufen am 21.11.2024.