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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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Daß ich bei diesem gemeinfaßlichen Bei¬
spiele anhebe: Welcher edeldenkeude will nicht,
und wünscht nicht, in seinen Kindern und wie¬
derum in den Kindern dieser, sein eigenes Leben
von neuem, auf eine verbesserte Weise, zu wie¬
derholen, und in dem Leben derselben veredelt,
und vervollkommnet, auch auf dieser Erde, noch
fortzuleben, nachdem er längst gestorben ist;
den Geist, den Sinn, und die Sitte, mit denen
er vielleicht in seinen Tagen abschreckend war
für die Verkehrtheit, und das Verderben, be¬
festigend die Rechtschaffenheit, aufmunternd
die Trägheit, erhebend die Niedergeschlagen¬
heit, der Sterblichkeit zu entreißen, und sie,
als sein bestes Vermächtniß an die Nachwelt,
niederzulegen in den Gemüthern seiner Hinter¬
lassenen, damit auch diese sie einst eben also,
verschönert und vermehrt, wieder niederlegen?
Welcher Edeldenkende will nicht durch Thun
oder Denken, ein Saamenkorn streuen zu unend¬
licher immerfortgehender Vollkommnung seines
Geschlechts, etwas neues, und vorher nie da
gewesenes hineinwerfen in die Zeit, das in ihr
bleibe, und nie versiegende Quelle werde neuer
Schöpfungen; seinen Plaz auf dieser Erde, und

Daß ich bei dieſem gemeinfaßlichen Bei¬
ſpiele anhebe: Welcher edeldenkeude will nicht,
und wuͤnſcht nicht, in ſeinen Kindern und wie¬
derum in den Kindern dieſer, ſein eigenes Leben
von neuem, auf eine verbeſſerte Weiſe, zu wie¬
derholen, und in dem Leben derſelben veredelt,
und vervollkommnet, auch auf dieſer Erde, noch
fortzuleben, nachdem er laͤngſt geſtorben iſt;
den Geiſt, den Sinn, und die Sitte, mit denen
er vielleicht in ſeinen Tagen abſchreckend war
fuͤr die Verkehrtheit, und das Verderben, be¬
feſtigend die Rechtſchaffenheit, aufmunternd
die Traͤgheit, erhebend die Niedergeſchlagen¬
heit, der Sterblichkeit zu entreißen, und ſie,
als ſein beſtes Vermaͤchtniß an die Nachwelt,
niederzulegen in den Gemuͤthern ſeiner Hinter¬
laſſenen, damit auch dieſe ſie einſt eben alſo,
verſchoͤnert und vermehrt, wieder niederlegen?
Welcher Edeldenkende will nicht durch Thun
oder Denken, ein Saamenkorn ſtreuen zu unend¬
licher immerfortgehender Vollkommnung ſeines
Geſchlechts, etwas neues, und vorher nie da
geweſenes hineinwerfen in die Zeit, das in ihr
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[248/0254] Daß ich bei dieſem gemeinfaßlichen Bei¬ ſpiele anhebe: Welcher edeldenkeude will nicht, und wuͤnſcht nicht, in ſeinen Kindern und wie¬ derum in den Kindern dieſer, ſein eigenes Leben von neuem, auf eine verbeſſerte Weiſe, zu wie¬ derholen, und in dem Leben derſelben veredelt, und vervollkommnet, auch auf dieſer Erde, noch fortzuleben, nachdem er laͤngſt geſtorben iſt; den Geiſt, den Sinn, und die Sitte, mit denen er vielleicht in ſeinen Tagen abſchreckend war fuͤr die Verkehrtheit, und das Verderben, be¬ feſtigend die Rechtſchaffenheit, aufmunternd die Traͤgheit, erhebend die Niedergeſchlagen¬ heit, der Sterblichkeit zu entreißen, und ſie, als ſein beſtes Vermaͤchtniß an die Nachwelt, niederzulegen in den Gemuͤthern ſeiner Hinter¬ laſſenen, damit auch dieſe ſie einſt eben alſo, verſchoͤnert und vermehrt, wieder niederlegen? Welcher Edeldenkende will nicht durch Thun oder Denken, ein Saamenkorn ſtreuen zu unend¬ licher immerfortgehender Vollkommnung ſeines Geſchlechts, etwas neues, und vorher nie da geweſenes hineinwerfen in die Zeit, das in ihr bleibe, und nie verſiegende Quelle werde neuer Schoͤpfungen; ſeinen Plaz auf dieſer Erde, und

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/254>, abgerufen am 22.11.2024.