Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Ordnung aber ist die, freilich in keinem Be¬
griffe zu erfassende, aber dennoch wahrhaft vor¬
handne, besondere geistige Natur der menschli¬
chen Umgebung, aus welcher er selbst mit allem
seinen Denken, und Thun und mit seinem
Glauben an die Ewigkeit desselben hervorge¬
gangen ist, das Volk, von welchem er ab¬
stammt, und unter welchem er gebildet wurde,
und zu dem, was er jezt ist, heraufwuchs.
Denn so unbezweifelt es auch wahr ist, daß
sein Werk, wenn er mit Recht Anspruch macht
auf dessen Ewigkeit, keinesweges der bloße Er¬
folg des geistigen Naturgesetzes seiner Nation
ist, und mit diesem Erfolge rein aufgeht, son¬
dern daß es ein Mehreres ist, denn das, und
insofern unmittelbar ausströmt aus dem ur¬
sprünglichen und göttlichen Leben; so ist es
dennoch eben so wahr, daß jenes mehrere, so¬
gleich bei seiner ersten Gestaltung zu einer sicht¬
baren Erscheinung, unter jenes besondere gei¬
stige Naturgesez sich gefügt, und nur nach dem¬
selben sich einen sinnlichen Ausdruk gebildet
hat. Unter dasselbe Naturgesetz nun werden,
so lange dieses Volk besteht, auch alle fernere
Offenbarungen des göttlichen in demselben ein¬

Ordnung aber iſt die, freilich in keinem Be¬
griffe zu erfaſſende, aber dennoch wahrhaft vor¬
handne, beſondere geiſtige Natur der menſchli¬
chen Umgebung, aus welcher er ſelbſt mit allem
ſeinen Denken, und Thun und mit ſeinem
Glauben an die Ewigkeit deſſelben hervorge¬
gangen iſt, das Volk, von welchem er ab¬
ſtammt, und unter welchem er gebildet wurde,
und zu dem, was er jezt iſt, heraufwuchs.
Denn ſo unbezweifelt es auch wahr iſt, daß
ſein Werk, wenn er mit Recht Anſpruch macht
auf deſſen Ewigkeit, keinesweges der bloße Er¬
folg des geiſtigen Naturgeſetzes ſeiner Nation
iſt, und mit dieſem Erfolge rein aufgeht, ſon¬
dern daß es ein Mehreres iſt, denn das, und
inſofern unmittelbar ausſtroͤmt aus dem ur¬
ſpruͤnglichen und goͤttlichen Leben; ſo iſt es
dennoch eben ſo wahr, daß jenes mehrere, ſo¬
gleich bei ſeiner erſten Geſtaltung zu einer ſicht¬
baren Erſcheinung, unter jenes beſondere gei¬
ſtige Naturgeſez ſich gefuͤgt, und nur nach dem¬
ſelben ſich einen ſinnlichen Ausdruk gebildet
hat. Unter daſſelbe Naturgeſetz nun werden,
ſo lange dieſes Volk beſteht, auch alle fernere
Offenbarungen des goͤttlichen in demſelben ein¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0256" n="250"/>
Ordnung aber i&#x017F;t die, freilich in keinem Be¬<lb/>
griffe zu erfa&#x017F;&#x017F;ende, aber dennoch wahrhaft vor¬<lb/>
handne, be&#x017F;ondere gei&#x017F;tige Natur der men&#x017F;chli¬<lb/>
chen Umgebung, aus welcher er &#x017F;elb&#x017F;t mit allem<lb/>
&#x017F;einen Denken, und Thun und mit &#x017F;einem<lb/>
Glauben an die Ewigkeit de&#x017F;&#x017F;elben hervorge¬<lb/>
gangen i&#x017F;t, das Volk, von welchem er ab¬<lb/>
&#x017F;tammt, und unter welchem er gebildet wurde,<lb/>
und zu dem, was er jezt i&#x017F;t, heraufwuchs.<lb/>
Denn &#x017F;o unbezweifelt es auch wahr i&#x017F;t, daß<lb/>
&#x017F;ein Werk, wenn er mit Recht An&#x017F;pruch macht<lb/>
auf de&#x017F;&#x017F;en Ewigkeit, keinesweges der bloße Er¬<lb/>
folg des gei&#x017F;tigen Naturge&#x017F;etzes &#x017F;einer Nation<lb/>
i&#x017F;t, und mit die&#x017F;em Erfolge rein aufgeht, &#x017F;on¬<lb/>
dern daß es ein Mehreres i&#x017F;t, denn das, und<lb/>
in&#x017F;ofern unmittelbar aus&#x017F;tro&#x0364;mt aus dem ur¬<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;nglichen und go&#x0364;ttlichen Leben; &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
dennoch eben &#x017F;o wahr, daß jenes mehrere, &#x017F;<lb/>
gleich bei &#x017F;einer er&#x017F;ten Ge&#x017F;taltung zu einer &#x017F;icht¬<lb/>
baren Er&#x017F;cheinung, unter jenes be&#x017F;ondere gei¬<lb/>
&#x017F;tige Naturge&#x017F;ez &#x017F;ich gefu&#x0364;gt, und nur nach dem¬<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;ich einen &#x017F;innlichen Ausdruk gebildet<lb/>
hat. Unter da&#x017F;&#x017F;elbe Naturge&#x017F;etz nun werden,<lb/>
&#x017F;o lange die&#x017F;es Volk be&#x017F;teht, auch alle fernere<lb/>
Offenbarungen des go&#x0364;ttlichen in dem&#x017F;elben ein¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0256] Ordnung aber iſt die, freilich in keinem Be¬ griffe zu erfaſſende, aber dennoch wahrhaft vor¬ handne, beſondere geiſtige Natur der menſchli¬ chen Umgebung, aus welcher er ſelbſt mit allem ſeinen Denken, und Thun und mit ſeinem Glauben an die Ewigkeit deſſelben hervorge¬ gangen iſt, das Volk, von welchem er ab¬ ſtammt, und unter welchem er gebildet wurde, und zu dem, was er jezt iſt, heraufwuchs. Denn ſo unbezweifelt es auch wahr iſt, daß ſein Werk, wenn er mit Recht Anſpruch macht auf deſſen Ewigkeit, keinesweges der bloße Er¬ folg des geiſtigen Naturgeſetzes ſeiner Nation iſt, und mit dieſem Erfolge rein aufgeht, ſon¬ dern daß es ein Mehreres iſt, denn das, und inſofern unmittelbar ausſtroͤmt aus dem ur¬ ſpruͤnglichen und goͤttlichen Leben; ſo iſt es dennoch eben ſo wahr, daß jenes mehrere, ſo¬ gleich bei ſeiner erſten Geſtaltung zu einer ſicht¬ baren Erſcheinung, unter jenes beſondere gei¬ ſtige Naturgeſez ſich gefuͤgt, und nur nach dem¬ ſelben ſich einen ſinnlichen Ausdruk gebildet hat. Unter daſſelbe Naturgeſetz nun werden, ſo lange dieſes Volk beſteht, auch alle fernere Offenbarungen des goͤttlichen in demſelben ein¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/256
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/256>, abgerufen am 22.11.2024.