Ordnung aber ist die, freilich in keinem Be¬ griffe zu erfassende, aber dennoch wahrhaft vor¬ handne, besondere geistige Natur der menschli¬ chen Umgebung, aus welcher er selbst mit allem seinen Denken, und Thun und mit seinem Glauben an die Ewigkeit desselben hervorge¬ gangen ist, das Volk, von welchem er ab¬ stammt, und unter welchem er gebildet wurde, und zu dem, was er jezt ist, heraufwuchs. Denn so unbezweifelt es auch wahr ist, daß sein Werk, wenn er mit Recht Anspruch macht auf dessen Ewigkeit, keinesweges der bloße Er¬ folg des geistigen Naturgesetzes seiner Nation ist, und mit diesem Erfolge rein aufgeht, son¬ dern daß es ein Mehreres ist, denn das, und insofern unmittelbar ausströmt aus dem ur¬ sprünglichen und göttlichen Leben; so ist es dennoch eben so wahr, daß jenes mehrere, so¬ gleich bei seiner ersten Gestaltung zu einer sicht¬ baren Erscheinung, unter jenes besondere gei¬ stige Naturgesez sich gefügt, und nur nach dem¬ selben sich einen sinnlichen Ausdruk gebildet hat. Unter dasselbe Naturgesetz nun werden, so lange dieses Volk besteht, auch alle fernere Offenbarungen des göttlichen in demselben ein¬
Ordnung aber iſt die, freilich in keinem Be¬ griffe zu erfaſſende, aber dennoch wahrhaft vor¬ handne, beſondere geiſtige Natur der menſchli¬ chen Umgebung, aus welcher er ſelbſt mit allem ſeinen Denken, und Thun und mit ſeinem Glauben an die Ewigkeit deſſelben hervorge¬ gangen iſt, das Volk, von welchem er ab¬ ſtammt, und unter welchem er gebildet wurde, und zu dem, was er jezt iſt, heraufwuchs. Denn ſo unbezweifelt es auch wahr iſt, daß ſein Werk, wenn er mit Recht Anſpruch macht auf deſſen Ewigkeit, keinesweges der bloße Er¬ folg des geiſtigen Naturgeſetzes ſeiner Nation iſt, und mit dieſem Erfolge rein aufgeht, ſon¬ dern daß es ein Mehreres iſt, denn das, und inſofern unmittelbar ausſtroͤmt aus dem ur¬ ſpruͤnglichen und goͤttlichen Leben; ſo iſt es dennoch eben ſo wahr, daß jenes mehrere, ſo¬ gleich bei ſeiner erſten Geſtaltung zu einer ſicht¬ baren Erſcheinung, unter jenes beſondere gei¬ ſtige Naturgeſez ſich gefuͤgt, und nur nach dem¬ ſelben ſich einen ſinnlichen Ausdruk gebildet hat. Unter daſſelbe Naturgeſetz nun werden, ſo lange dieſes Volk beſteht, auch alle fernere Offenbarungen des goͤttlichen in demſelben ein¬
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Ordnung aber iſt die, freilich in keinem Be¬
griffe zu erfaſſende, aber dennoch wahrhaft vor¬
handne, beſondere geiſtige Natur der menſchli¬
chen Umgebung, aus welcher er ſelbſt mit allem
ſeinen Denken, und Thun und mit ſeinem
Glauben an die Ewigkeit deſſelben hervorge¬
gangen iſt, das Volk, von welchem er ab¬
ſtammt, und unter welchem er gebildet wurde,
und zu dem, was er jezt iſt, heraufwuchs.
Denn ſo unbezweifelt es auch wahr iſt, daß
ſein Werk, wenn er mit Recht Anſpruch macht
auf deſſen Ewigkeit, keinesweges der bloße Er¬
folg des geiſtigen Naturgeſetzes ſeiner Nation
iſt, und mit dieſem Erfolge rein aufgeht, ſon¬
dern daß es ein Mehreres iſt, denn das, und
inſofern unmittelbar ausſtroͤmt aus dem ur¬
ſpruͤnglichen und goͤttlichen Leben; ſo iſt es
dennoch eben ſo wahr, daß jenes mehrere, ſo¬
gleich bei ſeiner erſten Geſtaltung zu einer ſicht¬
baren Erſcheinung, unter jenes beſondere gei¬
ſtige Naturgeſez ſich gefuͤgt, und nur nach dem¬
ſelben ſich einen ſinnlichen Ausdruk gebildet
hat. Unter daſſelbe Naturgeſetz nun werden,
ſo lange dieſes Volk beſteht, auch alle fernere
Offenbarungen des goͤttlichen in demſelben ein¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/256>, abgerufen am 22.11.2024.
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