eine vorübergehende Zeit der eigenthümliche deutsche Geist vermißt worden wäre, so wäre doch die Hofnung geblieben, daß er wieder er¬ wachen werde, und jedes kräftigere Gemüth über den ganzen Boden hinweg hätte sich ver¬ sprechen können, Gehör zu finden, und sich ver¬ ständlich zu machen; es wäre doch immer eine deutsche Nation im Daseyn verblieben, und hätte sich selbst regiert, und sie wäre nicht un¬ tergegangen in einem andern von niederer Ordnung. Immer bleibt hier das wesentliche in unserer Berechnung, daß die deutsche Natio¬ nal-Liebe selbst an dem Ruder des deutschen Staats entweder sitze, oder doch mit ihrem Einflusse dahin gelangen könne. Wenn aber, zufolge unsrer frühern Voraussetzung, dieser deutsche Staat, -- ob er nun als einer oder meh¬ rere erscheine, thut nichts zur Sache, in der That ist es dennoch Einer, -- überhaupt aus deutscher Leitung in fremde fiele, so ist sicher, und das Gegentheil davon wäre gegen alle Natur, und schlechterdings unmöglich, es ist sicher, sage ich, daß von nun an nicht mehr deutsche Angelegenheit, sondern eine fremde
eine voruͤbergehende Zeit der eigenthuͤmliche deutſche Geiſt vermißt worden waͤre, ſo waͤre doch die Hofnung geblieben, daß er wieder er¬ wachen werde, und jedes kraͤftigere Gemuͤth uͤber den ganzen Boden hinweg haͤtte ſich ver¬ ſprechen koͤnnen, Gehoͤr zu finden, und ſich ver¬ ſtaͤndlich zu machen; es waͤre doch immer eine deutſche Nation im Daſeyn verblieben, und haͤtte ſich ſelbſt regiert, und ſie waͤre nicht un¬ tergegangen in einem andern von niederer Ordnung. Immer bleibt hier das weſentliche in unſerer Berechnung, daß die deutſche Natio¬ nal-Liebe ſelbſt an dem Ruder des deutſchen Staats entweder ſitze, oder doch mit ihrem Einfluſſe dahin gelangen koͤnne. Wenn aber, zufolge unſrer fruͤhern Vorausſetzung, dieſer deutſche Staat, — ob er nun als einer oder meh¬ rere erſcheine, thut nichts zur Sache, in der That iſt es dennoch Einer, — uͤberhaupt aus deutſcher Leitung in fremde fiele, ſo iſt ſicher, und das Gegentheil davon waͤre gegen alle Natur, und ſchlechterdings unmoͤglich, es iſt ſicher, ſage ich, daß von nun an nicht mehr deutſche Angelegenheit, ſondern eine fremde
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eine voruͤbergehende Zeit der eigenthuͤmliche
deutſche Geiſt vermißt worden waͤre, ſo waͤre
doch die Hofnung geblieben, daß er wieder er¬
wachen werde, und jedes kraͤftigere Gemuͤth
uͤber den ganzen Boden hinweg haͤtte ſich ver¬
ſprechen koͤnnen, Gehoͤr zu finden, und ſich ver¬
ſtaͤndlich zu machen; es waͤre doch immer eine
deutſche Nation im Daſeyn verblieben, und
haͤtte ſich ſelbſt regiert, und ſie waͤre nicht un¬
tergegangen in einem andern von niederer
Ordnung. Immer bleibt hier das weſentliche
in unſerer Berechnung, daß die deutſche Natio¬
nal-Liebe ſelbſt an dem Ruder des deutſchen
Staats entweder ſitze, oder doch mit ihrem
Einfluſſe dahin gelangen koͤnne. Wenn aber,
zufolge unſrer fruͤhern Vorausſetzung, dieſer
deutſche Staat, — ob er nun als einer oder meh¬
rere erſcheine, thut nichts zur Sache, in der
That iſt es dennoch Einer, — uͤberhaupt aus
deutſcher Leitung in fremde fiele, ſo iſt ſicher,
und das Gegentheil davon waͤre gegen alle
Natur, und ſchlechterdings unmoͤglich, es iſt
ſicher, ſage ich, daß von nun an nicht mehr
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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