und es ist zu hoffen, daß, wenn die Nation Begierde nach dieser Lösung bezeugen sollte, dieselbe sich finden werde. Dieser ganze Theil der Erziehung ist nur Mittel und Vorübung zu dem zweiten wesentlichen Theile derselben, der bürgerlichen und religiösen Erziehung. Was hier¬ über im allgemeinen zu sagen dermalen Noth thut, ist in unsrer zweiten, und dritten Rede schon beigebracht, und wir haben in dieser Rüksicht nichts hinzuzusetzen. Eine bestimmte Anwei¬ sung zur Kunst dieser Erziehung zu geben ist, -- immer wie sich versteht in Berathung und Rük¬ sprache mit der Pestalozzischen eigentlichen Er¬ ziehungskunst -- die Sache derselben Philo¬ sophie, die eine deutsche National-Erziehung überhaupt in Vorschlag bringt; und diese Phi¬ losophie wird, wenn nur erst das Bedürfniß einer solchen Anweisung durch vollendete Aus¬ übung des ersten Theils eintritt, nicht säumen, dieselbe zu liefern. Wie es möglich seyn werde, daß jedweder Zögling, auch aus dem niedrig¬ sten Stande gebohren, indem der Stand der Geburt wahrhaftig keinen Unterschied in den Anlagen macht, den Unterricht über diese Ge¬ genstände, der allerdings, wenn man so will,
und es iſt zu hoffen, daß, wenn die Nation Begierde nach dieſer Loͤſung bezeugen ſollte, dieſelbe ſich finden werde. Dieſer ganze Theil der Erziehung iſt nur Mittel und Voruͤbung zu dem zweiten weſentlichen Theile derſelben, der buͤrgerlichen und religioͤſen Erziehung. Was hier¬ uͤber im allgemeinen zu ſagen dermalen Noth thut, iſt in unſrer zweiten, und dritten Rede ſchon beigebracht, und wir haben in dieſer Ruͤkſicht nichts hinzuzuſetzen. Eine beſtimmte Anwei¬ ſung zur Kunſt dieſer Erziehung zu geben iſt, — immer wie ſich verſteht in Berathung und Ruͤk¬ ſprache mit der Peſtalozziſchen eigentlichen Er¬ ziehungskunſt — die Sache derſelben Philo¬ ſophie, die eine deutſche National-Erziehung uͤberhaupt in Vorſchlag bringt; und dieſe Phi¬ loſophie wird, wenn nur erſt das Beduͤrfniß einer ſolchen Anweiſung durch vollendete Aus¬ uͤbung des erſten Theils eintritt, nicht ſaͤumen, dieſelbe zu liefern. Wie es moͤglich ſeyn werde, daß jedweder Zoͤgling, auch aus dem niedrig¬ ſten Stande gebohren, indem der Stand der Geburt wahrhaftig keinen Unterſchied in den Anlagen macht, den Unterricht uͤber dieſe Ge¬ genſtaͤnde, der allerdings, wenn man ſo will,
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und es iſt zu hoffen, daß, wenn die Nation
Begierde nach dieſer Loͤſung bezeugen ſollte,
dieſelbe ſich finden werde. Dieſer ganze Theil
der Erziehung iſt nur Mittel und Voruͤbung zu
dem zweiten weſentlichen Theile derſelben, der
buͤrgerlichen und religioͤſen Erziehung. Was hier¬
uͤber im allgemeinen zu ſagen dermalen Noth
thut, iſt in unſrer zweiten, und dritten Rede ſchon
beigebracht, und wir haben in dieſer Ruͤkſicht
nichts hinzuzuſetzen. Eine beſtimmte Anwei¬
ſung zur Kunſt dieſer Erziehung zu geben iſt, —
immer wie ſich verſteht in Berathung und Ruͤk¬
ſprache mit der Peſtalozziſchen eigentlichen Er¬
ziehungskunſt — die Sache derſelben Philo¬
ſophie, die eine deutſche National-Erziehung
uͤberhaupt in Vorſchlag bringt; und dieſe Phi¬
loſophie wird, wenn nur erſt das Beduͤrfniß
einer ſolchen Anweiſung durch vollendete Aus¬
uͤbung des erſten Theils eintritt, nicht ſaͤumen,
dieſelbe zu liefern. Wie es moͤglich ſeyn werde,
daß jedweder Zoͤgling, auch aus dem niedrig¬
ſten Stande gebohren, indem der Stand der
Geburt wahrhaftig keinen Unterſchied in den
Anlagen macht, den Unterricht uͤber dieſe Ge¬
genſtaͤnde, der allerdings, wenn man ſo will,
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/318>, abgerufen am 22.11.2024.
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