die allertiefste Metaphysik enthält, und die Ausbeute der abgezogensten Spekulation ist, und welche zu fassen dermalen sogar Ge¬ lehrten und selbst spekulirenden Köpfen so unmöglich fällt, fassen, und sogar leicht fassen werde; darüber ermüde man sich nur vor¬ läufig nicht im Hin- und Herzweifeln: wenn man nur in Absicht der ersten Schritte folgen will, so wird dies späterhin die Erfahrung leh¬ ren. Nur darum, weil unsre Zeit überhaupt in der Welt der leeren Begriffe gefesselt, und an keiner Stelle in die Welt der wahrhaftigen Realität, und Anschauung hineingekommen ist, ist es ihr nicht anzumuthen, daß sie gerade bei der allerhöchsten und geistigsten Anschauung, und nachdem sie schon über alles Maaß klug ist, das Anschauen anfange. Ihr muß die Philosophie anmuthen ihre bisherige Welt auf¬ zugeben, und eine ganz andere sich zu verschaf¬ fen, und es ist kein Wunder, wenn eine solche Anmuthung ohne Erfolg bleibt. Der Zögling unsrer Erziehung aber ist gleich von Anbeginn an einheimisch geworden in der Welt der An¬ schauung, und hat niemals eine andere gese¬ hen; er soll seine Welt nicht verändern, son¬
die allertiefſte Metaphyſik enthaͤlt, und die Ausbeute der abgezogenſten Spekulation iſt, und welche zu faſſen dermalen ſogar Ge¬ lehrten und ſelbſt ſpekulirenden Koͤpfen ſo unmoͤglich faͤllt, faſſen, und ſogar leicht faſſen werde; daruͤber ermuͤde man ſich nur vor¬ laͤufig nicht im Hin- und Herzweifeln: wenn man nur in Abſicht der erſten Schritte folgen will, ſo wird dies ſpaͤterhin die Erfahrung leh¬ ren. Nur darum, weil unſre Zeit uͤberhaupt in der Welt der leeren Begriffe gefeſſelt, und an keiner Stelle in die Welt der wahrhaftigen Realitaͤt, und Anſchauung hineingekommen iſt, iſt es ihr nicht anzumuthen, daß ſie gerade bei der allerhoͤchſten und geiſtigſten Anſchauung, und nachdem ſie ſchon uͤber alles Maaß klug iſt, das Anſchauen anfange. Ihr muß die Philoſophie anmuthen ihre bisherige Welt auf¬ zugeben, und eine ganz andere ſich zu verſchaf¬ fen, und es iſt kein Wunder, wenn eine ſolche Anmuthung ohne Erfolg bleibt. Der Zoͤgling unſrer Erziehung aber iſt gleich von Anbeginn an einheimiſch geworden in der Welt der An¬ ſchauung, und hat niemals eine andere geſe¬ hen; er ſoll ſeine Welt nicht veraͤndern, ſon¬
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die allertiefſte Metaphyſik enthaͤlt, und die
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und welche zu faſſen dermalen ſogar Ge¬
lehrten und ſelbſt ſpekulirenden Koͤpfen ſo
unmoͤglich faͤllt, faſſen, und ſogar leicht faſſen
werde; daruͤber ermuͤde man ſich nur vor¬
laͤufig nicht im Hin- und Herzweifeln: wenn
man nur in Abſicht der erſten Schritte folgen
will, ſo wird dies ſpaͤterhin die Erfahrung leh¬
ren. Nur darum, weil unſre Zeit uͤberhaupt
in der Welt der leeren Begriffe gefeſſelt, und
an keiner Stelle in die Welt der wahrhaftigen
Realitaͤt, und Anſchauung hineingekommen iſt,
iſt es ihr nicht anzumuthen, daß ſie gerade bei
der allerhoͤchſten und geiſtigſten Anſchauung,
und nachdem ſie ſchon uͤber alles Maaß klug
iſt, das Anſchauen anfange. Ihr muß die
Philoſophie anmuthen ihre bisherige Welt auf¬
zugeben, und eine ganz andere ſich zu verſchaf¬
fen, und es iſt kein Wunder, wenn eine ſolche
Anmuthung ohne Erfolg bleibt. Der Zoͤgling
unſrer Erziehung aber iſt gleich von Anbeginn
an einheimiſch geworden in der Welt der An¬
ſchauung, und hat niemals eine andere geſe¬
hen; er ſoll ſeine Welt nicht veraͤndern, ſon¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/319>, abgerufen am 22.11.2024.
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