te, daß der Staat und die Fürsten die Sache Privatpersonen überließen, dies dem bisheri¬ gen, schon oben angemerkten, und mit Bei¬ spielen belegten Gange der deutschen Entwik¬ lung und Bildung gemäß seyn, und dieser bis ans Ende sich gleich bleiben würde. Auch in diesem Falle würde der Staat zu seiner Zeit nachfolgen, fürs erste wie ein Einzelner, der den auf seinen Theil fallenden Beitrag eben auch leisten will, bis er sich etwa später be¬ sinnt, daß er kein Theil, sondern das Ganze sey, und daß das Ganze zu besorgen er so Pflicht als Recht habe. Von Stund an fallen alle selbstständige Bemühungen der Privatper¬ sonen weg, und unterordnen sich dem allgemei¬ nen Plane des Staats.
Sollte die Angelegenheit diesen Gang neh¬ men, so wird es mit der beabsichtigten Verbes¬ serung unsers Geschlechts freilich nur lang¬ sam, und ohne eine sichere und feste Ueber¬ sicht und mögliche Berechnung des Ganzen, vorwärts schreiten. Aber lasse man sich ja da¬ durch nicht abhalten, einen Anfang zu machen! Es liegt in der Natur der Sache selbst, daß sie niemals untergehen könne, sondern, nur ein¬
te, daß der Staat und die Fuͤrſten die Sache Privatperſonen uͤberließen, dies dem bisheri¬ gen, ſchon oben angemerkten, und mit Bei¬ ſpielen belegten Gange der deutſchen Entwik¬ lung und Bildung gemaͤß ſeyn, und dieſer bis ans Ende ſich gleich bleiben wuͤrde. Auch in dieſem Falle wuͤrde der Staat zu ſeiner Zeit nachfolgen, fuͤrs erſte wie ein Einzelner, der den auf ſeinen Theil fallenden Beitrag eben auch leiſten will, bis er ſich etwa ſpaͤter be¬ ſinnt, daß er kein Theil, ſondern das Ganze ſey, und daß das Ganze zu beſorgen er ſo Pflicht als Recht habe. Von Stund an fallen alle ſelbſtſtaͤndige Bemuͤhungen der Privatper¬ ſonen weg, und unterordnen ſich dem allgemei¬ nen Plane des Staats.
Sollte die Angelegenheit dieſen Gang neh¬ men, ſo wird es mit der beabſichtigten Verbeſ¬ ſerung unſers Geſchlechts freilich nur lang¬ ſam, und ohne eine ſichere und feſte Ueber¬ ſicht und moͤgliche Berechnung des Ganzen, vorwaͤrts ſchreiten. Aber laſſe man ſich ja da¬ durch nicht abhalten, einen Anfang zu machen! Es liegt in der Natur der Sache ſelbſt, daß ſie niemals untergehen koͤnne, ſondern, nur ein¬
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[372/0378]
te, daß der Staat und die Fuͤrſten die Sache
Privatperſonen uͤberließen, dies dem bisheri¬
gen, ſchon oben angemerkten, und mit Bei¬
ſpielen belegten Gange der deutſchen Entwik¬
lung und Bildung gemaͤß ſeyn, und dieſer bis
ans Ende ſich gleich bleiben wuͤrde. Auch in
dieſem Falle wuͤrde der Staat zu ſeiner Zeit
nachfolgen, fuͤrs erſte wie ein Einzelner, der
den auf ſeinen Theil fallenden Beitrag eben
auch leiſten will, bis er ſich etwa ſpaͤter be¬
ſinnt, daß er kein Theil, ſondern das Ganze
ſey, und daß das Ganze zu beſorgen er ſo
Pflicht als Recht habe. Von Stund an fallen
alle ſelbſtſtaͤndige Bemuͤhungen der Privatper¬
ſonen weg, und unterordnen ſich dem allgemei¬
nen Plane des Staats.
Sollte die Angelegenheit dieſen Gang neh¬
men, ſo wird es mit der beabſichtigten Verbeſ¬
ſerung unſers Geſchlechts freilich nur lang¬
ſam, und ohne eine ſichere und feſte Ueber¬
ſicht und moͤgliche Berechnung des Ganzen,
vorwaͤrts ſchreiten. Aber laſſe man ſich ja da¬
durch nicht abhalten, einen Anfang zu machen!
Es liegt in der Natur der Sache ſelbſt, daß ſie
niemals untergehen koͤnne, ſondern, nur ein¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/378>, abgerufen am 25.11.2024.
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