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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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Menge von Eltern den ihrigen den Unterricht
angedeihen ließen, weil sie dabei zugleich, wie
bei keinem andern Gewerbe, den Unterhalt
fanden; so laßt es uns, nothgedrungen, um¬
kehren, und Brod geben, denen, denen kein
anderer es giebt, damit sie mit dem Brode zu¬
gleich auch Geistesbildung annehmen. Be¬
füchten wir nicht, daß die Armseeligkeit, und
die Verwilderung ihres vorigen Zustandes un¬
serer Absicht hinderlich seyn werde! Reißen wir
sie nur plözlich und gänzlich heraus aus dem¬
selben, und bringen sie in eine durchaus neue
Welt; lassen wir nichts an ihnen, das sie an das
alte erinnern könnte, so werden sie ihrer selbst
vergessen, und dastehen, als neue so eben erst
erschaffene Wesen. Daß in diese frische und
reine Tafel nur das Gute eingegraben werde,
dafür muß unser Unterrichtsgang bürgen, und
unsre Hausordnung. Es wird ein für alle
Nachwelt warnendes Zeugniß seyn, über unsre
Zeit, wenn gerade diejenigen, die sie ausgesto¬
ßen hat, durch diese Ausstoßung allein das
Vorrecht erhalten, ein besseres Geschlecht an¬
zuheben ; wenn diese den Kindern derer, die
mit ihnen nicht zusammen seyn mochten, die

Menge von Eltern den ihrigen den Unterricht
angedeihen ließen, weil ſie dabei zugleich, wie
bei keinem andern Gewerbe, den Unterhalt
fanden; ſo laßt es uns, nothgedrungen, um¬
kehren, und Brod geben, denen, denen kein
anderer es giebt, damit ſie mit dem Brode zu¬
gleich auch Geiſtesbildung annehmen. Be¬
fuͤchten wir nicht, daß die Armſeeligkeit, und
die Verwilderung ihres vorigen Zuſtandes un¬
ſerer Abſicht hinderlich ſeyn werde! Reißen wir
ſie nur ploͤzlich und gaͤnzlich heraus aus dem¬
ſelben, und bringen ſie in eine durchaus neue
Welt; laſſen wir nichts an ihnen, das ſie an das
alte erinnern koͤnnte, ſo werden ſie ihrer ſelbſt
vergeſſen, und daſtehen, als neue ſo eben erſt
erſchaffene Weſen. Daß in dieſe friſche und
reine Tafel nur das Gute eingegraben werde,
dafuͤr muß unſer Unterrichtsgang buͤrgen, und
unſre Hausordnung. Es wird ein fuͤr alle
Nachwelt warnendes Zeugniß ſeyn, uͤber unſre
Zeit, wenn gerade diejenigen, die ſie ausgeſto¬
ßen hat, durch dieſe Ausſtoßung allein das
Vorrecht erhalten, ein beſſeres Geſchlecht an¬
zuheben ; wenn dieſe den Kindern derer, die
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[374/0380] Menge von Eltern den ihrigen den Unterricht angedeihen ließen, weil ſie dabei zugleich, wie bei keinem andern Gewerbe, den Unterhalt fanden; ſo laßt es uns, nothgedrungen, um¬ kehren, und Brod geben, denen, denen kein anderer es giebt, damit ſie mit dem Brode zu¬ gleich auch Geiſtesbildung annehmen. Be¬ fuͤchten wir nicht, daß die Armſeeligkeit, und die Verwilderung ihres vorigen Zuſtandes un¬ ſerer Abſicht hinderlich ſeyn werde! Reißen wir ſie nur ploͤzlich und gaͤnzlich heraus aus dem¬ ſelben, und bringen ſie in eine durchaus neue Welt; laſſen wir nichts an ihnen, das ſie an das alte erinnern koͤnnte, ſo werden ſie ihrer ſelbſt vergeſſen, und daſtehen, als neue ſo eben erſt erſchaffene Weſen. Daß in dieſe friſche und reine Tafel nur das Gute eingegraben werde, dafuͤr muß unſer Unterrichtsgang buͤrgen, und unſre Hausordnung. Es wird ein fuͤr alle Nachwelt warnendes Zeugniß ſeyn, uͤber unſre Zeit, wenn gerade diejenigen, die ſie ausgeſto¬ ßen hat, durch dieſe Ausſtoßung allein das Vorrecht erhalten, ein beſſeres Geſchlecht an¬ zuheben ; wenn dieſe den Kindern derer, die mit ihnen nicht zuſammen ſeyn mochten, die

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/380>, abgerufen am 24.11.2024.