brachten Fragen denke, d. h. wie er bisher darüber gedacht, oder auch nicht gedacht habe. Er soll es bei sich selbst überlegen, und durch¬ denken, so lange bis sein Urtheil fertig ist, und vollkommen klar, und soll sich die nöthige Zeit dazu nehmen, und gehen ihm etwa die gehöri¬ gen Vorkenntnisse, und der ganze Grad der Bildung, der zu einem Urtheile in diesen Ange¬ legenheiten erfordert wird, noch ab, so soll er sich auch dazu die Zeit nehmen, sich dieselben zu erwerben Hat nun einer auf diese Weise sein Urtheil fertig, und klar, so wird nicht ge¬ rade verlangt, daß er es auch öffentlich ab¬ gebe; sollte dasselbe mit dem hier gesagten übereinstimmen, so ist dieses eben schon ge¬ sagt, und es bedarf nicht eines zweiten Sa¬ gens, nur wer etwas anderes, und besseres sagen kann, ist aufgefordert zu reden; dage¬ gen aber soll es jeder in jedem Falle nach seiner Weise und Lage wirklich leben und treiben.
Am allerwenigsten endlich ist es meine Ab¬ sicht gewesen, an diesen Reden unsern deutschen Meistern in Lehre und Schrift eine Schreibe¬ übung vorzulegen, damit sie dieselbe verbes¬ sern, und ich bei dieser Gelegenheit erfahre,
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brachten Fragen denke, d. h. wie er bisher daruͤber gedacht, oder auch nicht gedacht habe. Er ſoll es bei ſich ſelbſt uͤberlegen, und durch¬ denken, ſo lange bis ſein Urtheil fertig iſt, und vollkommen klar, und ſoll ſich die noͤthige Zeit dazu nehmen, und gehen ihm etwa die gehoͤri¬ gen Vorkenntniſſe, und der ganze Grad der Bildung, der zu einem Urtheile in dieſen Ange¬ legenheiten erfordert wird, noch ab, ſo ſoll er ſich auch dazu die Zeit nehmen, ſich dieſelben zu erwerben Hat nun einer auf dieſe Weiſe ſein Urtheil fertig, und klar, ſo wird nicht ge¬ rade verlangt, daß er es auch oͤffentlich ab¬ gebe; ſollte daſſelbe mit dem hier geſagten uͤbereinſtimmen, ſo iſt dieſes eben ſchon ge¬ ſagt, und es bedarf nicht eines zweiten Sa¬ gens, nur wer etwas anderes, und beſſeres ſagen kann, iſt aufgefordert zu reden; dage¬ gen aber ſoll es jeder in jedem Falle nach ſeiner Weiſe und Lage wirklich leben und treiben.
Am allerwenigſten endlich iſt es meine Ab¬ ſicht geweſen, an dieſen Reden unſern deutſchen Meiſtern in Lehre und Schrift eine Schreibe¬ uͤbung vorzulegen, damit ſie dieſelbe verbeſ¬ ſern, und ich bei dieſer Gelegenheit erfahre,
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brachten Fragen denke, d. h. wie er bisher
daruͤber gedacht, oder auch nicht gedacht habe.
Er ſoll es bei ſich ſelbſt uͤberlegen, und durch¬
denken, ſo lange bis ſein Urtheil fertig iſt, und
vollkommen klar, und ſoll ſich die noͤthige Zeit
dazu nehmen, und gehen ihm etwa die gehoͤri¬
gen Vorkenntniſſe, und der ganze Grad der
Bildung, der zu einem Urtheile in dieſen Ange¬
legenheiten erfordert wird, noch ab, ſo ſoll er
ſich auch dazu die Zeit nehmen, ſich dieſelben
zu erwerben Hat nun einer auf dieſe Weiſe
ſein Urtheil fertig, und klar, ſo wird nicht ge¬
rade verlangt, daß er es auch oͤffentlich ab¬
gebe; ſollte daſſelbe mit dem hier geſagten
uͤbereinſtimmen, ſo iſt dieſes eben ſchon ge¬
ſagt, und es bedarf nicht eines zweiten Sa¬
gens, nur wer etwas anderes, und beſſeres
ſagen kann, iſt aufgefordert zu reden; dage¬
gen aber ſoll es jeder in jedem Falle nach ſeiner
Weiſe und Lage wirklich leben und treiben.
Am allerwenigſten endlich iſt es meine Ab¬
ſicht geweſen, an dieſen Reden unſern deutſchen
Meiſtern in Lehre und Schrift eine Schreibe¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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