Diese Gründlichkeit, Ernst und Gewicht unsrer Denkweise wird, wenn wir sie einmal besitzen, auch hervorbrechen in unserm Leben. Besiegt sind wir; ob wir nun zugleich auch ver¬ achtet, und mit Recht verachtet seyn wollen, ob wir zu allem andern Verluste auch noch die Ehre verlieren wollen, das wird noch immer von uns abhängen. Der Kampf mit den Waf¬ fen ist beschlossen; es erbebt sich, so wir es wollen, der neue Kampf der Grundsätze, der Sitten, des Charakters.
Geben wir unsern Gästen ein Bild treuer Anhänglichkeit an Vaterland und Freunde, un¬ bestechlicher Rechtschaffenheit, und Pflichtliebe, aller bürgerlichen, und häuslichen Tugenden, als freundliches Gastgeschenk mit in ihre Hei¬ math, zu der sie doch wohl endlich einmal zu¬ rükkehren werden. Hüten wir uns, sie zur Verachtung gegen uns einzuladen; durch nichts aber würden wir es sicherer, als wenn wir sie entweder übermäßig fürchteten, oder unsre Weise dazuseyn aufzugeben, und in der ihri¬ gen ihnen ähnlich zu werden strebten. Fern zwar sey von uns die Ungebühr, daß der Ein¬
Dieſe Gruͤndlichkeit, Ernſt und Gewicht unſrer Denkweiſe wird, wenn wir ſie einmal beſitzen, auch hervorbrechen in unſerm Leben. Beſiegt ſind wir; ob wir nun zugleich auch ver¬ achtet, und mit Recht verachtet ſeyn wollen, ob wir zu allem andern Verluſte auch noch die Ehre verlieren wollen, das wird noch immer von uns abhaͤngen. Der Kampf mit den Waf¬ fen iſt beſchloſſen; es erbebt ſich, ſo wir es wollen, der neue Kampf der Grundſaͤtze, der Sitten, des Charakters.
Geben wir unſern Gaͤſten ein Bild treuer Anhaͤnglichkeit an Vaterland und Freunde, un¬ beſtechlicher Rechtſchaffenheit, und Pflichtliebe, aller buͤrgerlichen, und haͤuslichen Tugenden, als freundliches Gaſtgeſchenk mit in ihre Hei¬ math, zu der ſie doch wohl endlich einmal zu¬ ruͤkkehren werden. Huͤten wir uns, ſie zur Verachtung gegen uns einzuladen; durch nichts aber wuͤrden wir es ſicherer, als wenn wir ſie entweder uͤbermaͤßig fuͤrchteten, oder unſre Weiſe dazuſeyn aufzugeben, und in der ihri¬ gen ihnen aͤhnlich zu werden ſtrebten. Fern zwar ſey von uns die Ungebuͤhr, daß der Ein¬
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Dieſe Gruͤndlichkeit, Ernſt und Gewicht
unſrer Denkweiſe wird, wenn wir ſie einmal
beſitzen, auch hervorbrechen in unſerm Leben.
Beſiegt ſind wir; ob wir nun zugleich auch ver¬
achtet, und mit Recht verachtet ſeyn wollen,
ob wir zu allem andern Verluſte auch noch die
Ehre verlieren wollen, das wird noch immer
von uns abhaͤngen. Der Kampf mit den Waf¬
fen iſt beſchloſſen; es erbebt ſich, ſo wir es
wollen, der neue Kampf der Grundſaͤtze, der
Sitten, des Charakters.
Geben wir unſern Gaͤſten ein Bild treuer
Anhaͤnglichkeit an Vaterland und Freunde, un¬
beſtechlicher Rechtſchaffenheit, und Pflichtliebe,
aller buͤrgerlichen, und haͤuslichen Tugenden,
als freundliches Gaſtgeſchenk mit in ihre Hei¬
math, zu der ſie doch wohl endlich einmal zu¬
ruͤkkehren werden. Huͤten wir uns, ſie zur
Verachtung gegen uns einzuladen; durch nichts
aber wuͤrden wir es ſicherer, als wenn wir ſie
entweder uͤbermaͤßig fuͤrchteten, oder unſre
Weiſe dazuſeyn aufzugeben, und in der ihri¬
gen ihnen aͤhnlich zu werden ſtrebten. Fern
zwar ſey von uns die Ungebuͤhr, daß der Ein¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/435>, abgerufen am 22.11.2024.
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