zelne die Einzelnen herausfordere, und reize; übrigens aber wird es die sicherste Maaßregel seyn, allenthalben Unsern Weg also fortzuge¬ hen, als ob wir mit uns selber allein wären, und durchaus kein Verhältniß anzuknüpfen, das uns die Nothwendigkeit nicht schlechthin auflegt; Und das sicherste Mittel hierzu wird seyn, daß jeder sich mit dem begnüge, was die alten vaterländischen Verhältnisse ihm zu leisten vermögen, die gemeinschaftliche Last nach sei¬ nen Kräften mit trage, jede Begünstigung aber durch das Ausland für eine entehrende Schmach halte. Leider ist es beinahe allge¬ meine europäische, und so auch deutsche Sitte geworden, daß man im Falle der Wahl lieber sich wegwerfen, denn als das erscheinen wolle, was man imponirend nennt, und es dürfte viel¬ leicht das ganze Lehrgebäude der angenomme¬ nen guten Lebensart auf die Einheit jenes Grundsatzes sich zurückführen lassen. Möchten wir Deutsche bei der gegenwärtigen Veran¬ lassung lieber gegen diese Lebensart, denn ge¬ gen etwas höheres verstoßen! Möchten wir, obwohl dies ein solcher Verstoß seyn dürfte,
zelne die Einzelnen herausfordere, und reize; uͤbrigens aber wird es die ſicherſte Maaßregel ſeyn, allenthalben Unſern Weg alſo fortzuge¬ hen, als ob wir mit uns ſelber allein waͤren, und durchaus kein Verhaͤltniß anzuknuͤpfen, das uns die Nothwendigkeit nicht ſchlechthin auflegt; Und das ſicherſte Mittel hierzu wird ſeyn, daß jeder ſich mit dem begnuͤge, was die alten vaterlaͤndiſchen Verhaͤltniſſe ihm zu leiſten vermoͤgen, die gemeinſchaftliche Laſt nach ſei¬ nen Kraͤften mit trage, jede Beguͤnſtigung aber durch das Ausland fuͤr eine entehrende Schmach halte. Leider iſt es beinahe allge¬ meine europaͤiſche, und ſo auch deutſche Sitte geworden, daß man im Falle der Wahl lieber ſich wegwerfen, denn als das erſcheinen wolle, was man imponirend nennt, und es duͤrfte viel¬ leicht das ganze Lehrgebaͤude der angenomme¬ nen guten Lebensart auf die Einheit jenes Grundſatzes ſich zuruͤckfuͤhren laſſen. Moͤchten wir Deutſche bei der gegenwaͤrtigen Veran¬ laſſung lieber gegen dieſe Lebensart, denn ge¬ gen etwas hoͤheres verſtoßen! Moͤchten wir, obwohl dies ein ſolcher Verſtoß ſeyn duͤrfte,
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zelne die Einzelnen herausfordere, und reize;
uͤbrigens aber wird es die ſicherſte Maaßregel
ſeyn, allenthalben Unſern Weg alſo fortzuge¬
hen, als ob wir mit uns ſelber allein waͤren,
und durchaus kein Verhaͤltniß anzuknuͤpfen,
das uns die Nothwendigkeit nicht ſchlechthin
auflegt; Und das ſicherſte Mittel hierzu wird
ſeyn, daß jeder ſich mit dem begnuͤge, was die
alten vaterlaͤndiſchen Verhaͤltniſſe ihm zu leiſten
vermoͤgen, die gemeinſchaftliche Laſt nach ſei¬
nen Kraͤften mit trage, jede Beguͤnſtigung
aber durch das Ausland fuͤr eine entehrende
Schmach halte. Leider iſt es beinahe allge¬
meine europaͤiſche, und ſo auch deutſche Sitte
geworden, daß man im Falle der Wahl lieber
ſich wegwerfen, denn als das erſcheinen wolle,
was man imponirend nennt, und es duͤrfte viel¬
leicht das ganze Lehrgebaͤude der angenomme¬
nen guten Lebensart auf die Einheit jenes
Grundſatzes ſich zuruͤckfuͤhren laſſen. Moͤchten
wir Deutſche bei der gegenwaͤrtigen Veran¬
laſſung lieber gegen dieſe Lebensart, denn ge¬
gen etwas hoͤheres verſtoßen! Moͤchten wir,
obwohl dies ein ſolcher Verſtoß ſeyn duͤrfte,
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/436>, abgerufen am 22.11.2024.
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