weiset sie diese Dinge mit gebührender Verach¬ tung von sich weg, und erwartet ihr Urtheil über sich, zunächst von dem eignen Richter in ihrem Innern, und das laute von der richten¬ den Nachwelt. Auch hat mit derselben immer der Zug sich beisammen gefunden, daß sie das dunkle, und räthselhafte Verhängniß ehrt, und scheut, des stets rollenden Rades des Geschiks eingedenk bleibt, und sich nicht groß oder seelig preisen läßt vor ihrem Ende. Also sind jene Lobredner im Widerspruche mit sich selbst, und machen durch die That ihrer Worte den Inhalt derselben zur Lüge. Hielten sie den Gegenstand ihrer vorgegebenen Verehrung wirklich für groß; so würden sie sich bescheiden, daß er über ihren Beifall und ihr Lob erhaben sey, und ihn durch ehrfurchtsvolles Stillschweigen ehren. Indem sie sich ein Geschäft daraus machen, ihn zu lo¬ ben; so zeigen sie dadurch, daß sie ihn in der That für klein und niedrig halten, und für so eitel, daß ihre Lobpreisungen ihm gefallen könn¬ ten, und daß sie dadurch irgend ein Uebel von sich zu wenden, oder irgend ein Gut sich zu ver¬ schaffen vermöchten.
weiſet ſie dieſe Dinge mit gebuͤhrender Verach¬ tung von ſich weg, und erwartet ihr Urtheil uͤber ſich, zunaͤchſt von dem eignen Richter in ihrem Innern, und das laute von der richten¬ den Nachwelt. Auch hat mit derſelben immer der Zug ſich beiſammen gefunden, daß ſie das dunkle, und raͤthſelhafte Verhaͤngniß ehrt, und ſcheut, des ſtets rollenden Rades des Geſchiks eingedenk bleibt, und ſich nicht groß oder ſeelig preiſen laͤßt vor ihrem Ende. Alſo ſind jene Lobredner im Widerſpruche mit ſich ſelbſt, und machen durch die That ihrer Worte den Inhalt derſelben zur Luͤge. Hielten ſie den Gegenſtand ihrer vorgegebenen Verehrung wirklich fuͤr groß; ſo wuͤrden ſie ſich beſcheiden, daß er uͤber ihren Beifall und ihr Lob erhaben ſey, und ihn durch ehrfurchtsvolles Stillſchweigen ehren. Indem ſie ſich ein Geſchaͤft daraus machen, ihn zu lo¬ ben; ſo zeigen ſie dadurch, daß ſie ihn in der That fuͤr klein und niedrig halten, und fuͤr ſo eitel, daß ihre Lobpreiſungen ihm gefallen koͤnn¬ ten, und daß ſie dadurch irgend ein Uebel von ſich zu wenden, oder irgend ein Gut ſich zu ver¬ ſchaffen vermoͤchten.
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weiſet ſie dieſe Dinge mit gebuͤhrender Verach¬
tung von ſich weg, und erwartet ihr Urtheil
uͤber ſich, zunaͤchſt von dem eignen Richter in
ihrem Innern, und das laute von der richten¬
den Nachwelt. Auch hat mit derſelben immer
der Zug ſich beiſammen gefunden, daß ſie das
dunkle, und raͤthſelhafte Verhaͤngniß ehrt, und
ſcheut, des ſtets rollenden Rades des Geſchiks
eingedenk bleibt, und ſich nicht groß oder ſeelig
preiſen laͤßt vor ihrem Ende. Alſo ſind jene
Lobredner im Widerſpruche mit ſich ſelbſt, und
machen durch die That ihrer Worte den Inhalt
derſelben zur Luͤge. Hielten ſie den Gegenſtand
ihrer vorgegebenen Verehrung wirklich fuͤr groß;
ſo wuͤrden ſie ſich beſcheiden, daß er uͤber ihren
Beifall und ihr Lob erhaben ſey, und ihn durch
ehrfurchtsvolles Stillſchweigen ehren. Indem
ſie ſich ein Geſchaͤft daraus machen, ihn zu lo¬
ben; ſo zeigen ſie dadurch, daß ſie ihn in der
That fuͤr klein und niedrig halten, und fuͤr ſo
eitel, daß ihre Lobpreiſungen ihm gefallen koͤnn¬
ten, und daß ſie dadurch irgend ein Uebel von
ſich zu wenden, oder irgend ein Gut ſich zu ver¬
ſchaffen vermoͤchten.
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/453>, abgerufen am 22.11.2024.
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