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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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Jener begeisterte Ausruf: welch' ein erhabe¬
nes Genie, welch' eine tiefe Weisheit, welch'
ein umfassender Plan! -- was sagt er denn
nun zulezt aus, wenn man ihn recht ins Auge
faßt? Er sagt aus, daß das Genie so groß sey,
daß auch wir es vollkommen begreifen, die
Weisheit so tief, daß auch wir sie durchschauen,
der Plan so umfassend, daß auch wir ihn voll¬
ständig nachzubilden vermögen. Er sagt dem¬
nach aus, daß der Gelobte ohngefähr von dem¬
selben Maaße der Größe sey, wie der Lobende,
jedoch nicht ganz, indem ja der lezte den ersten
vollkommen versteht, und übersieht, und sonach
über demselben steht, und, falls er sich nur
recht anstrengte, wohl noch etwas größeres lei¬
sten könnte. Man muß eine sehr gute Mei¬
nung von sich selbst haben, wenn man glaubt,
daß man also auf eine gefällige Weise seinen
Hof machen könne; und der Gelobte muß eine
sehr geringe von sich haben, wenn er solche
Huldigungen mit Wohlgefallen aufnimmt.

Nein, biedere, ernste, gesezte, deutsche Män¬
ner und Landsleute, fern bleibe ein solcher Un¬

Jener begeiſterte Ausruf: welch' ein erhabe¬
nes Genie, welch' eine tiefe Weisheit, welch'
ein umfaſſender Plan! — was ſagt er denn
nun zulezt aus, wenn man ihn recht ins Auge
faßt? Er ſagt aus, daß das Genie ſo groß ſey,
daß auch wir es vollkommen begreifen, die
Weisheit ſo tief, daß auch wir ſie durchſchauen,
der Plan ſo umfaſſend, daß auch wir ihn voll¬
ſtaͤndig nachzubilden vermoͤgen. Er ſagt dem¬
nach aus, daß der Gelobte ohngefaͤhr von dem¬
ſelben Maaße der Groͤße ſey, wie der Lobende,
jedoch nicht ganz, indem ja der lezte den erſten
vollkommen verſteht, und uͤberſieht, und ſonach
uͤber demſelben ſteht, und, falls er ſich nur
recht anſtrengte, wohl noch etwas groͤßeres lei¬
ſten koͤnnte. Man muß eine ſehr gute Mei¬
nung von ſich ſelbſt haben, wenn man glaubt,
daß man alſo auf eine gefaͤllige Weiſe ſeinen
Hof machen koͤnne; und der Gelobte muß eine
ſehr geringe von ſich haben, wenn er ſolche
Huldigungen mit Wohlgefallen aufnimmt.

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ner und Landsleute, fern bleibe ein ſolcher Un¬

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[448/0454] Jener begeiſterte Ausruf: welch' ein erhabe¬ nes Genie, welch' eine tiefe Weisheit, welch' ein umfaſſender Plan! — was ſagt er denn nun zulezt aus, wenn man ihn recht ins Auge faßt? Er ſagt aus, daß das Genie ſo groß ſey, daß auch wir es vollkommen begreifen, die Weisheit ſo tief, daß auch wir ſie durchſchauen, der Plan ſo umfaſſend, daß auch wir ihn voll¬ ſtaͤndig nachzubilden vermoͤgen. Er ſagt dem¬ nach aus, daß der Gelobte ohngefaͤhr von dem¬ ſelben Maaße der Groͤße ſey, wie der Lobende, jedoch nicht ganz, indem ja der lezte den erſten vollkommen verſteht, und uͤberſieht, und ſonach uͤber demſelben ſteht, und, falls er ſich nur recht anſtrengte, wohl noch etwas groͤßeres lei¬ ſten koͤnnte. Man muß eine ſehr gute Mei¬ nung von ſich ſelbſt haben, wenn man glaubt, daß man alſo auf eine gefaͤllige Weiſe ſeinen Hof machen koͤnne; und der Gelobte muß eine ſehr geringe von ſich haben, wenn er ſolche Huldigungen mit Wohlgefallen aufnimmt. Nein, biedere, ernſte, geſezte, deutſche Maͤn¬ ner und Landsleute, fern bleibe ein ſolcher Un¬

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/454>, abgerufen am 23.11.2024.