bens Regung und Bewegung hätte diese neue Erziehung der bisherigen hinzu zu fügen, und wie die bisherige höchstens etwas am Menschen, so hatte diese den Menschen selbst zu bilden, und ihre Bildung keinesweges, wie bisher, zu einem Besitzthume, sondern vielmehr zu einem per¬ sönlichen Bestandtheile des Zöglings zu ma¬ chen.
Ferner wurde bisher diese also beschränkte Bildung nur an die sehr geringe Minderzahl der eben daher gebildet genannten Stände ge¬ bracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher das gemeine Wesen recht eigentlich ruht, das Volk, wurde von der Erziehungskunst fast ganz vernachläßigt, und dem blinden Ohnge¬ fähr übergeben. Wir wollen durch die neue Erziehung die Deutschen zu einer Gesamtheit bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern getrieben und belebt sey durch dieselbe Eine An¬ gelegenheit; so wir aber etwa hierbei abermals einen gebildeten Stand, der etwa durch den neu entwikelten Antrieb der sittlichen Billigung belebt würde, absondern wollten von einem ungebildeten, so würde dieser lezte, da Hoff¬
bens Regung und Bewegung haͤtte dieſe neue Erziehung der bisherigen hinzu zu fuͤgen, und wie die bisherige hoͤchſtens etwas am Menſchen, ſo hatte dieſe den Menſchen ſelbſt zu bilden, und ihre Bildung keinesweges, wie bisher, zu einem Beſitzthume, ſondern vielmehr zu einem per¬ ſoͤnlichen Beſtandtheile des Zoͤglings zu ma¬ chen.
Ferner wurde bisher dieſe alſo beſchraͤnkte Bildung nur an die ſehr geringe Minderzahl der eben daher gebildet genannten Staͤnde ge¬ bracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher das gemeine Weſen recht eigentlich ruht, das Volk, wurde von der Erziehungskunſt faſt ganz vernachlaͤßigt, und dem blinden Ohnge¬ faͤhr uͤbergeben. Wir wollen durch die neue Erziehung die Deutſchen zu einer Geſamtheit bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern getrieben und belebt ſey durch dieſelbe Eine An¬ gelegenheit; ſo wir aber etwa hierbei abermals einen gebildeten Stand, der etwa durch den neu entwikelten Antrieb der ſittlichen Billigung belebt wuͤrde, abſondern wollten von einem ungebildeten, ſo wuͤrde dieſer lezte, da Hoff¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0047"n="41"/>
bens Regung und Bewegung haͤtte dieſe neue<lb/>
Erziehung der bisherigen hinzu zu fuͤgen, und wie<lb/>
die bisherige hoͤchſtens etwas am Menſchen, ſo<lb/>
hatte dieſe den Menſchen ſelbſt zu bilden, und<lb/>
ihre Bildung keinesweges, wie bisher, zu einem<lb/>
Beſitzthume, ſondern vielmehr zu einem per¬<lb/>ſoͤnlichen Beſtandtheile des Zoͤglings zu ma¬<lb/>
chen.</p><lb/><p>Ferner wurde bisher dieſe alſo beſchraͤnkte<lb/>
Bildung nur an die ſehr geringe Minderzahl<lb/>
der eben daher gebildet genannten Staͤnde ge¬<lb/>
bracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher<lb/>
das gemeine Weſen recht eigentlich ruht, das<lb/>
Volk, wurde von der Erziehungskunſt faſt<lb/>
ganz vernachlaͤßigt, und dem blinden Ohnge¬<lb/>
faͤhr uͤbergeben. Wir wollen durch die neue<lb/>
Erziehung die Deutſchen zu einer Geſamtheit<lb/>
bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern<lb/>
getrieben und belebt ſey durch dieſelbe Eine An¬<lb/>
gelegenheit; ſo wir aber etwa hierbei abermals<lb/>
einen gebildeten Stand, der etwa durch den<lb/>
neu entwikelten Antrieb der ſittlichen Billigung<lb/>
belebt wuͤrde, abſondern wollten von einem<lb/>
ungebildeten, ſo wuͤrde dieſer lezte, da Hoff¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[41/0047]
bens Regung und Bewegung haͤtte dieſe neue
Erziehung der bisherigen hinzu zu fuͤgen, und wie
die bisherige hoͤchſtens etwas am Menſchen, ſo
hatte dieſe den Menſchen ſelbſt zu bilden, und
ihre Bildung keinesweges, wie bisher, zu einem
Beſitzthume, ſondern vielmehr zu einem per¬
ſoͤnlichen Beſtandtheile des Zoͤglings zu ma¬
chen.
Ferner wurde bisher dieſe alſo beſchraͤnkte
Bildung nur an die ſehr geringe Minderzahl
der eben daher gebildet genannten Staͤnde ge¬
bracht, die große Mehrzahl aber, auf welcher
das gemeine Weſen recht eigentlich ruht, das
Volk, wurde von der Erziehungskunſt faſt
ganz vernachlaͤßigt, und dem blinden Ohnge¬
faͤhr uͤbergeben. Wir wollen durch die neue
Erziehung die Deutſchen zu einer Geſamtheit
bilden, die in allen ihren einzelnen Gliedern
getrieben und belebt ſey durch dieſelbe Eine An¬
gelegenheit; ſo wir aber etwa hierbei abermals
einen gebildeten Stand, der etwa durch den
neu entwikelten Antrieb der ſittlichen Billigung
belebt wuͤrde, abſondern wollten von einem
ungebildeten, ſo wuͤrde dieſer lezte, da Hoff¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/47>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.