Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887.fällt, welche der Seele ein selbstständiges Leben und eine Auf Grund dieser Ausführungen kommen wir nun in fällt, welche der Seele ein ſelbſtſtändiges Leben und eine Auf Grund dieſer Ausführungen kommen wir nun in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="9"/> fällt, welche der Seele ein ſelbſtſtändiges Leben und eine<lb/> den Leib bewegende Thätigkeit zuſchreibt, oder aber daß<lb/> man in der Ausdrucksbewegung eben nicht den Ausdruck<lb/> eines pſychiſchen Produktes, ſondern die Entwickelung eines<lb/> pſychophyſiſchen Vorganges erblickt.</p><lb/> <p>Auf Grund dieſer Ausführungen kommen wir nun in<lb/> Betreff des Bedeutungswerthes, den wir dem in der Sprache<lb/> vorliegenden Erzeugniß unſerer körperlich-geiſtigen Organi¬<lb/> ſation zuzuſchreiben berechtigt ſind, zu folgendem Reſultat:<lb/> wollen wir daran feſthalten, daß der ſprachliche Ausdruck<lb/> irgend ein Wirkliches, was abgeſehen von der ſprachlichen<lb/> Form auf das Recht des Vorhandenſeins Anſpruch habe,<lb/> zu bedeuten und ſomit zum Gegenſtand unſeres Denkens<lb/> und Erkennens zu machen vermöge, ſo können wir das<lb/> nur, wenn wir einestheils auf dem Standpunkte des naiven<lb/> Realismus verharren, d. h. die Wirklichkeit als gegeben<lb/> annehmen, ohne daran zu denken, daß wir ſie doch erſt<lb/> wahrnehmen müſſen, damit ſie gegeben ſei, anderentheils<lb/> Geiſt und Körper als ſelbſtſtändige in einem Subordina¬<lb/> tionsverhältniß zu einander ſtehende Beſtandtheile der<lb/> menſchlichen Natur betrachten. Wenn wir aber Ernſt<lb/> machen mit der Einſicht, daß wir ein Wirkliches immer<lb/> nur als Reſultat eines Vorganges beſitzen können, deſſen<lb/> Schauplatz wir ſelbſt als empfindende, wahrnehmende, vor¬<lb/> ſtellende, denkende Weſen ſind, und wenn wir zugleich auf<lb/> Grund der Einſicht in den Parallelismus geiſtiger und<lb/> körperlicher Vorgänge die Ueberzeugung gewonnen haben,<lb/> daß ein geiſtiges Reſultat und ſein ſinnlich wahrnehmbarer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0021]
fällt, welche der Seele ein ſelbſtſtändiges Leben und eine
den Leib bewegende Thätigkeit zuſchreibt, oder aber daß
man in der Ausdrucksbewegung eben nicht den Ausdruck
eines pſychiſchen Produktes, ſondern die Entwickelung eines
pſychophyſiſchen Vorganges erblickt.
Auf Grund dieſer Ausführungen kommen wir nun in
Betreff des Bedeutungswerthes, den wir dem in der Sprache
vorliegenden Erzeugniß unſerer körperlich-geiſtigen Organi¬
ſation zuzuſchreiben berechtigt ſind, zu folgendem Reſultat:
wollen wir daran feſthalten, daß der ſprachliche Ausdruck
irgend ein Wirkliches, was abgeſehen von der ſprachlichen
Form auf das Recht des Vorhandenſeins Anſpruch habe,
zu bedeuten und ſomit zum Gegenſtand unſeres Denkens
und Erkennens zu machen vermöge, ſo können wir das
nur, wenn wir einestheils auf dem Standpunkte des naiven
Realismus verharren, d. h. die Wirklichkeit als gegeben
annehmen, ohne daran zu denken, daß wir ſie doch erſt
wahrnehmen müſſen, damit ſie gegeben ſei, anderentheils
Geiſt und Körper als ſelbſtſtändige in einem Subordina¬
tionsverhältniß zu einander ſtehende Beſtandtheile der
menſchlichen Natur betrachten. Wenn wir aber Ernſt
machen mit der Einſicht, daß wir ein Wirkliches immer
nur als Reſultat eines Vorganges beſitzen können, deſſen
Schauplatz wir ſelbſt als empfindende, wahrnehmende, vor¬
ſtellende, denkende Weſen ſind, und wenn wir zugleich auf
Grund der Einſicht in den Parallelismus geiſtiger und
körperlicher Vorgänge die Ueberzeugung gewonnen haben,
daß ein geiſtiges Reſultat und ſein ſinnlich wahrnehmbarer
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