Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887.und gegliederte Aufbau der zum Lichte der Erkenntniß Wir sind gewöhnt, mit Worten umzugehen, wir haben und gegliederte Aufbau der zum Lichte der Erkenntniß Wir ſind gewöhnt, mit Worten umzugehen, wir haben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="13"/> und gegliederte Aufbau der zum Lichte der Erkenntniß<lb/> erhobenen Wirklichkeit möglich wird, ſollte er ſich darüber<lb/> klar ſein, daß er in dem Wort nicht einen Ausdruck, ſon¬<lb/> dern ein Erzeugniß ſeines inneren Lebens beſitzt. Indem<lb/> ſich die unendlichen Vorgänge pſychophyſiſcher Natur, die<lb/> das Empfindungs- und Gefühlsleben, die Wahrnehmungs-<lb/> und Vorſtellungswelt des Menſchen und ſomit ſein Wirk¬<lb/> lichkeitsbewußtſein bilden, zum ſprachlichen Ausdruck ent¬<lb/> wickeln, unterliegt der bisherige Inhalt ſeines Bewußtſeins<lb/> einer Verwandlung; im Wort erhält ſein Bewußtſein einen<lb/> neuen Inhalt. In demſelben Augenblicke, in welchem der<lb/> Menſch ſich der Wirklichkeit, die ihm in jenen reichen aber<lb/> flüchtigen unbeſtimmten und unvollendeten Bewußtſeins¬<lb/> zuſtänden gegeben iſt, in der ſprachlichen Form zu be¬<lb/> mächtigen meint, entſchwindet ihm das, was er erfaſſen<lb/> möchte, und er ſieht ſich einer Wirklichkeit gegenüber, die<lb/> eine ganz andere neue Form gewonnen hat. Nicht ein<lb/> Ausdruck für ein Sein liegt in der Sprache vor, ſondern<lb/> eine Form des Seins.</p><lb/> <p>Wir ſind gewöhnt, mit Worten umzugehen, wir haben<lb/> in den Worten das bereite Mittel, uns aus dem dunkeln<lb/> und wogenden Elemente unſerer inneren Bewußtſeinsvor¬<lb/> gänge gleichſam auf feſtes Land zu retten. Zugleich wiſſen<lb/> wir, daß alle unſere ſinnlich-ſeeliſchen Fähigkeiten, all unſer<lb/> Fühlen, Empfinden, Wahrnehmen, Vorſtellen betheiligt iſt<lb/> an der Bereitung des Wortes, der Sprache. Müſſen wir<lb/> nicht ſagen, daß es das geſammte Sein, das Sein ſchlecht¬<lb/> hin iſt, welches in die Form der Sprache eingeht, welches<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0025]
und gegliederte Aufbau der zum Lichte der Erkenntniß
erhobenen Wirklichkeit möglich wird, ſollte er ſich darüber
klar ſein, daß er in dem Wort nicht einen Ausdruck, ſon¬
dern ein Erzeugniß ſeines inneren Lebens beſitzt. Indem
ſich die unendlichen Vorgänge pſychophyſiſcher Natur, die
das Empfindungs- und Gefühlsleben, die Wahrnehmungs-
und Vorſtellungswelt des Menſchen und ſomit ſein Wirk¬
lichkeitsbewußtſein bilden, zum ſprachlichen Ausdruck ent¬
wickeln, unterliegt der bisherige Inhalt ſeines Bewußtſeins
einer Verwandlung; im Wort erhält ſein Bewußtſein einen
neuen Inhalt. In demſelben Augenblicke, in welchem der
Menſch ſich der Wirklichkeit, die ihm in jenen reichen aber
flüchtigen unbeſtimmten und unvollendeten Bewußtſeins¬
zuſtänden gegeben iſt, in der ſprachlichen Form zu be¬
mächtigen meint, entſchwindet ihm das, was er erfaſſen
möchte, und er ſieht ſich einer Wirklichkeit gegenüber, die
eine ganz andere neue Form gewonnen hat. Nicht ein
Ausdruck für ein Sein liegt in der Sprache vor, ſondern
eine Form des Seins.
Wir ſind gewöhnt, mit Worten umzugehen, wir haben
in den Worten das bereite Mittel, uns aus dem dunkeln
und wogenden Elemente unſerer inneren Bewußtſeinsvor¬
gänge gleichſam auf feſtes Land zu retten. Zugleich wiſſen
wir, daß alle unſere ſinnlich-ſeeliſchen Fähigkeiten, all unſer
Fühlen, Empfinden, Wahrnehmen, Vorſtellen betheiligt iſt
an der Bereitung des Wortes, der Sprache. Müſſen wir
nicht ſagen, daß es das geſammte Sein, das Sein ſchlecht¬
hin iſt, welches in die Form der Sprache eingeht, welches
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