Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

und ob Sie gleich nicht vollkommen zu seyn in dieser Welt erhalten könte / wolte Sie doch gerne vollkommener werden; Es war Ihr nicht gnug / daß Sie fromm / Sie wolte gerne frömmer seyn / nicht gnug / daß sie sanfftmühtig / Sie wolte gern sanfftmühtiger werden / nicht gnug daß Sie aufrichtig / Sie wünschte immer aufrichtiger zuseyn / ja wie ein Strohm im fliessen seinen Zufluß / so wolten alle Ihre Tugenden durch stätige Außübung ihren Wachsthum haben. Und die treue Liebe / womit Sie Ihrem Ehgatten zugethan / feyerte niemahls / sondern war nur allezeit damit geschäfftig / daß derselbe bey Seiner vielen Unruhe möchte Feyer- und Ruhe-Stunden finden. So ists denn wol freylich keinen Tag bey Ihr Feyertag gewesen! niemahls aber hat Sie weniger Feyer und Ruhe gefunden / als wenn Sie von Ihrer ordentlichen Arbeit feyren und im unruhigen Krancken-Bette rnhen müssen / und sonderlich die letzte Zeit / da diese wolgeplagte Creutzträgerinne so viel schlafflose Nächte / so viel Schmertzen / doch mit der grössesten Gedult / erdulden müssen. War es denn wol nicht Zeit / daß Ihre Feyertage angingen und aus den vielen Weinnachten Weyhenachten würden; die ordentliche Zeit derselben war zuweit hinausgesetzet / darum musten sie verrücket / und durch einen Seel. Tod anticipiret werden. Traun mit denselben fing in Ihrer Seelen die rechte Christ-Feyer an / da sie aufgelöset wurde / und zu Christo kam. O seelige Weynachten! In welchen Sie Ihren JEsum nicht mehr in Stall und in der Krippen / sondern im Himmel und zur Rechten GOttes siehet. O fröliche Weynachten! da Ihr Weynacht-Geschenck ein weisses Kleid und ein

und ob Sie gleich nicht vollkommen zu seyn in dieser Welt erhalten könte / wolte Sie doch gerne vollkommener werden; Es war Ihr nicht gnug / daß Sie fromm / Sie wolte gerne frömmer seyn / nicht gnug / daß sie sanfftmühtig / Sie wolte gern sanfftmühtiger werden / nicht gnug daß Sie aufrichtig / Sie wünschte immer aufrichtiger zuseyn / ja wie ein Strohm im fliessen seinen Zufluß / so wolten alle Ihre Tugenden durch stätige Außübung ihren Wachsthum haben. Und die treue Liebe / womit Sie Ihrem Ehgatten zugethan / feyerte niemahls / sondern war nur allezeit damit geschäfftig / daß derselbe bey Seiner vielen Unruhe möchte Feyer- und Ruhe-Stunden finden. So ists denn wol freylich keinen Tag bey Ihr Feyertag gewesen! niemahls aber hat Sie weniger Feyer und Ruhe gefunden / als wenn Sie von Ihrer ordentlichen Arbeit feyren und im unruhigen Krancken-Bette rnhen müssen / und sonderlich die letzte Zeit / da diese wolgeplagte Creutzträgerinne so viel schlafflose Nächte / so viel Schmertzen / doch mit der grössesten Gedult / erdulden müssen. War es denn wol nicht Zeit / daß Ihre Feyertage angingen und aus den vielen Weinnachten Weyhenachten würden; die ordentliche Zeit derselben war zuweit hinausgesetzet / darum musten sie verrücket / und durch einen Seel. Tod anticipiret werden. Traun mit denselben fing in Ihrer Seelen die rechte Christ-Feyer an / da sie aufgelöset wurde / und zu Christo kam. O seelige Weynachten! In welchen Sie Ihren JEsum nicht mehr in Stall und in der Krippen / sondern im Him̃el und zur Rechten GOttes siehet. O fröliche Weynachten! da Ihr Weynacht-Geschenck ein weisses Kleid und ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0183" n="177"/>
und ob Sie gleich nicht vollkommen zu
                     seyn in dieser Welt erhalten könte / wolte Sie doch gerne vollkommener werden;
                     Es war Ihr nicht gnug / daß Sie fromm / Sie wolte gerne frömmer seyn / nicht
                     gnug / daß sie sanfftmühtig / Sie wolte gern sanfftmühtiger werden / nicht gnug
                     daß Sie aufrichtig / Sie wünschte immer aufrichtiger zuseyn / ja wie ein Strohm
                     im fliessen seinen Zufluß / so wolten alle Ihre Tugenden durch stätige Außübung
                     ihren Wachsthum haben. Und die treue Liebe / womit Sie Ihrem Ehgatten zugethan /
                     feyerte niemahls / sondern war nur allezeit damit geschäfftig / daß derselbe bey
                     Seiner vielen Unruhe möchte Feyer- und Ruhe-Stunden finden. So ists denn wol
                     freylich keinen Tag bey Ihr Feyertag gewesen! niemahls aber hat Sie weniger
                     Feyer und Ruhe gefunden / als wenn Sie von Ihrer ordentlichen Arbeit feyren und
                     im unruhigen Krancken-Bette rnhen müssen / und sonderlich die letzte Zeit / da
                     diese wolgeplagte Creutzträgerinne so viel schlafflose Nächte / so viel
                     Schmertzen / doch mit der grössesten Gedult / erdulden müssen. War es denn wol
                     nicht Zeit / daß Ihre Feyertage angingen und aus den vielen Weinnachten
                     Weyhenachten würden; die ordentliche Zeit derselben war zuweit hinausgesetzet /
                     darum musten sie verrücket / und durch einen Seel. Tod anticipiret werden. Traun
                     mit denselben fing in Ihrer Seelen die rechte Christ-Feyer an / da sie
                     aufgelöset wurde / und zu Christo kam. O seelige Weynachten! In welchen Sie
                     Ihren JEsum nicht mehr in Stall und in der Krippen / sondern im Him&#x0303;el und zur Rechten GOttes siehet. O fröliche Weynachten! da Ihr
                     Weynacht-Geschenck ein weisses Kleid und ein
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0183] und ob Sie gleich nicht vollkommen zu seyn in dieser Welt erhalten könte / wolte Sie doch gerne vollkommener werden; Es war Ihr nicht gnug / daß Sie fromm / Sie wolte gerne frömmer seyn / nicht gnug / daß sie sanfftmühtig / Sie wolte gern sanfftmühtiger werden / nicht gnug daß Sie aufrichtig / Sie wünschte immer aufrichtiger zuseyn / ja wie ein Strohm im fliessen seinen Zufluß / so wolten alle Ihre Tugenden durch stätige Außübung ihren Wachsthum haben. Und die treue Liebe / womit Sie Ihrem Ehgatten zugethan / feyerte niemahls / sondern war nur allezeit damit geschäfftig / daß derselbe bey Seiner vielen Unruhe möchte Feyer- und Ruhe-Stunden finden. So ists denn wol freylich keinen Tag bey Ihr Feyertag gewesen! niemahls aber hat Sie weniger Feyer und Ruhe gefunden / als wenn Sie von Ihrer ordentlichen Arbeit feyren und im unruhigen Krancken-Bette rnhen müssen / und sonderlich die letzte Zeit / da diese wolgeplagte Creutzträgerinne so viel schlafflose Nächte / so viel Schmertzen / doch mit der grössesten Gedult / erdulden müssen. War es denn wol nicht Zeit / daß Ihre Feyertage angingen und aus den vielen Weinnachten Weyhenachten würden; die ordentliche Zeit derselben war zuweit hinausgesetzet / darum musten sie verrücket / und durch einen Seel. Tod anticipiret werden. Traun mit denselben fing in Ihrer Seelen die rechte Christ-Feyer an / da sie aufgelöset wurde / und zu Christo kam. O seelige Weynachten! In welchen Sie Ihren JEsum nicht mehr in Stall und in der Krippen / sondern im Him̃el und zur Rechten GOttes siehet. O fröliche Weynachten! da Ihr Weynacht-Geschenck ein weisses Kleid und ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/183
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/183>, abgerufen am 26.11.2024.