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Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715.

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bey seinem Leben. Daher heist es so offt in Heil. Schrifft! So wahr ich lebe s. w. GOTT heist aber auch derJes. XLIX, 19. Ez. XVIII, 20. lebendige GOtt / weil alles was da lebet und Odem hat solches von Ihm hat / insonderheit wir Menschen. Was unser natürliches Leben betrifft / müssen wir ja sagen: In ihm leben / weben / und sind wir. InAct. XVII, 28. Eph. II, 5. Absicht des geistlichen Lebens heist es: Da wir todt waren in Sünden / hat uns GOtt sammt Christo lebendig gemacht; Auch das ewige Leben giebtJoh. X, 28. JEsus den Schaafen seiner Heerde. Nun so ist es denn dieser lebendige GOtt dessen David begehret. Faul stinckendes Wasser würde es dem dürstigen Hirsch nicht thun; dem durstigen David auch nichts / was nicht lebendige Krafft mit sich führete. Wie er denn wol eher zu dem lieben GOTT gesagt / bey dir ist die lebendigePs. XXXVI, 10. Quelle / so setzet er alles zurück was nicht GOTT ist / und verlanget durch dessen Gnade / durch dessen kräfftigen Trost aufs neue belebet zu werden.

Wir sehen aber nun noch mit wenigen an; Wie David seine Gottes-Begierde zu erkennen giebet: Mit deutlichen Worten: Er spricht: Wenn werde ich dahin kommen / daß ich GOttes Angesicht schaue. Man siehet bald aus dieser Frage / daß Davids GOttes-Begierde gar sehnlich gewesen / daß ihm die Zeit sehr lange gedaucht / ehe er sein vorgesetztes Ziel erreichet; Sie ist aber nichts anders als ein Wundsch zu GOtt zu kommen / und bey GOtt zu seyn. Was er denn vorhin so ausgedrücket: Meine Seele schreyet zu GOtt wie ein Hirsch nach frischem Wasser / meine Seele dürstet nach GOtt; ist eben das was er nun in diesen Wundsch fasset; Ach ich wündsche hertzlich GOttes Angesicht zu schauen. Nicht ohne ist

bey seinem Leben. Daher heist es so offt in Heil. Schrifft! So wahr ich lebe s. w. GOTT heist aber auch derJes. XLIX, 19. Ez. XVIII, 20. lebendige GOtt / weil alles was da lebet und Odem hat solches von Ihm hat / insonderheit wir Menschen. Was unser natürliches Leben betrifft / müssen wir ja sagen: In ihm leben / weben / und sind wir. InAct. XVII, 28. Eph. II, 5. Absicht des geistlichen Lebens heist es: Da wir todt waren in Sünden / hat uns GOtt sammt Christo lebendig gemacht; Auch das ewige Leben giebtJoh. X, 28. JEsus den Schaafen seiner Heerde. Nun so ist es denn dieser lebendige GOtt dessen David begehret. Faul stinckendes Wasser würde es dem dürstigen Hirsch nicht thun; dem durstigen David auch nichts / was nicht lebendige Krafft mit sich führete. Wie er denn wol eher zu dem lieben GOTT gesagt / bey dir ist die lebendigePs. XXXVI, 10. Quelle / so setzet er alles zurück was nicht GOTT ist / und verlanget durch dessen Gnade / durch dessen kräfftigen Trost aufs neue belebet zu werden.

Wir sehen aber nun noch mit wenigen an; Wie David seine Gottes-Begierde zu erkennen giebet: Mit deutlichen Worten: Er spricht: Wenn werde ich dahin kommen / daß ich GOttes Angesicht schaue. Man siehet bald aus dieser Frage / daß Davids GOttes-Begierde gar sehnlich gewesen / daß ihm die Zeit sehr lange gedaucht / ehe er sein vorgesetztes Ziel erreichet; Sie ist aber nichts anders als ein Wundsch zu GOtt zu kommen / und bey GOtt zu seyn. Was er denn vorhin so ausgedrücket: Meine Seele schreyet zu GOtt wie ein Hirsch nach frischem Wasser / meine Seele dürstet nach GOtt; ist eben das was er nun in diesen Wundsch fasset; Ach ich wündsche hertzlich GOttes Angesicht zu schauen. Nicht ohne ist

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[15/0021] bey seinem Leben. Daher heist es so offt in Heil. Schrifft! So wahr ich lebe s. w. GOTT heist aber auch der lebendige GOtt / weil alles was da lebet und Odem hat solches von Ihm hat / insonderheit wir Menschen. Was unser natürliches Leben betrifft / müssen wir ja sagen: In ihm leben / weben / und sind wir. In Absicht des geistlichen Lebens heist es: Da wir todt waren in Sünden / hat uns GOtt sammt Christo lebendig gemacht; Auch das ewige Leben giebt JEsus den Schaafen seiner Heerde. Nun so ist es denn dieser lebendige GOtt dessen David begehret. Faul stinckendes Wasser würde es dem dürstigen Hirsch nicht thun; dem durstigen David auch nichts / was nicht lebendige Krafft mit sich führete. Wie er denn wol eher zu dem lieben GOTT gesagt / bey dir ist die lebendige Quelle / so setzet er alles zurück was nicht GOTT ist / und verlanget durch dessen Gnade / durch dessen kräfftigen Trost aufs neue belebet zu werden. Jes. XLIX, 19. Ez. XVIII, 20. Act. XVII, 28. Eph. II, 5. Joh. X, 28. Ps. XXXVI, 10. Wir sehen aber nun noch mit wenigen an; Wie David seine Gottes-Begierde zu erkennen giebet: Mit deutlichen Worten: Er spricht: Wenn werde ich dahin kommen / daß ich GOttes Angesicht schaue. Man siehet bald aus dieser Frage / daß Davids GOttes-Begierde gar sehnlich gewesen / daß ihm die Zeit sehr lange gedaucht / ehe er sein vorgesetztes Ziel erreichet; Sie ist aber nichts anders als ein Wundsch zu GOtt zu kommen / und bey GOtt zu seyn. Was er denn vorhin so ausgedrücket: Meine Seele schreyet zu GOtt wie ein Hirsch nach frischem Wasser / meine Seele dürstet nach GOtt; ist eben das was er nun in diesen Wundsch fasset; Ach ich wündsche hertzlich GOttes Angesicht zu schauen. Nicht ohne ist

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/21>, abgerufen am 28.04.2024.