Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.habe damit wollen zu erkennen geben: Wie müde / wie überdrüssig Er des unvollkommenen sündlichen Wesens dieser Welt gewesen. Denn Pauli Wunsch und sein Wunsch kam aus einerley Hertzen. Er hatte so wol als Paulus JEsum angezogen in der heiligen Tauffe / JEsus wohnete durch den Glauben in Seinem Hertzen; So war der Geist zwar durch die inwohnende mit-wirckende Krafft JEsu willig zum Guten / aber das Fleisch war schwach / und das Gesetz in den Gliedern / der angebohrne Wiederwille zum Guten / die zwar beherschte aber noch nicht gedämpffte Sünde regte sich / setzte sich dem guten Vorsatz entgegen / daß Er immer mit sich zu streiten hatte. Wenn denn das Aergerniß / wenn die Exempel / wenn die Gelegenheit zu sündigen dazu kam / so muste der Kampff hefftiger werden; Was Wunder / daß denn einem unverzagten Muht eines Fürsten / der so wol als die Durchleuchtigsten Herrn Brüder im Felde / nicht nur zu treffen / sondern auch zu siegen wünschte / solchen Sieg aber nicht zu erhalten in dieser Sterblichkeit vermogte / dabey nicht wol zu Muhte gewesen? Was Wunder / daß Er sich mit Paulo vor einen elenden Menschen gehalten? Was Wunder / daß Er gewünschet dieses Elendes loß zu seyn. Ist doch warhafftig viel! Ein Printz von einem Durchlauchtigsten Hause / Ein Herr / den jederman wegen seiner sonderbahren Gaben / fürnehmlich wegen einer recht sonderlichen Piete aestimiret / Der in der Welt irrdische Glückseeligkeiten vor andern haben können / giebt sich doch vor einen elenden Menschen aus. Ach ja die Eitelkeit dieser Welt war dem theuren Fürsten nur gar zu wol bekannt / Er wuste gar zu wol / daß die Hohen in der Welt Götter / aber doch wie Menschen sterben müsten / daß unter den gefallenen Schnee auch bißweilen Gestalten der Cronen gefunden werden / die aber so wol als die gemeinen Flocken zu Wasser werden; Er erkannte wol mit jenem gelehrten Manne / daß unser Leben wie das Schacht-Spiel / auf welchen die vornehmsten Steine ihren Vorzug haben / so lange das Spiel wäret / aber nach geendeten Spiel werden sie über einander geworffen; Darumsahe dann das Durchlauchtigste Hertz weiter / und hindurch durch die Eitelkeit / Er wolte ein habe damit wollen zu erkennen geben: Wie müde / wie überdrüssig Er des unvollkommenen sündlichen Wesens dieser Welt gewesen. Denn Pauli Wunsch und sein Wunsch kam aus einerley Hertzen. Er hatte so wol als Paulus JEsum angezogen in der heiligen Tauffe / JEsus wohnete durch den Glauben in Seinem Hertzen; So war der Geist zwar durch die inwohnende mit-wirckende Krafft JEsu willig zum Guten / aber das Fleisch war schwach / und das Gesetz in den Gliedern / der angebohrne Wiederwille zum Guten / die zwar beherschte aber noch nicht gedämpffte Sünde regte sich / setzte sich dem guten Vorsatz entgegen / daß Er immer mit sich zu streiten hatte. Wenn denn das Aergerniß / wenn die Exempel / wenn die Gelegenheit zu sündigen dazu kam / so muste der Kampff hefftiger werden; Was Wunder / daß denn einem unverzagten Muht eines Fürsten / der so wol als die Durchleuchtigsten Herrn Brüder im Felde / nicht nur zu treffen / sondern auch zu siegen wünschte / solchen Sieg aber nicht zu erhalten in dieser Sterblichkeit vermogte / dabey nicht wol zu Muhte gewesen? Was Wunder / daß Er sich mit Paulo vor einen elenden Menschen gehalten? Was Wunder / daß Er gewünschet dieses Elendes loß zu seyn. Ist doch warhafftig viel! Ein Printz von einem Durchlauchtigsten Hause / Ein Herr / den jederman wegen seiner sonderbahren Gaben / fürnehmlich wegen einer recht sonderlichen Pieté aestimiret / Der in der Welt irrdische Glückseeligkeiten vor andern haben können / giebt sich doch vor einen elenden Menschen aus. Ach ja die Eitelkeit dieser Welt war dem theuren Fürsten nur gar zu wol bekannt / Er wuste gar zu wol / daß die Hohen in der Welt Götter / aber doch wie Menschen sterben müsten / daß unter den gefallenen Schnee auch bißweilen Gestalten der Cronen gefunden werden / die aber so wol als die gemeinen Flocken zu Wasser werden; Er erkannte wol mit jenem gelehrten Manne / daß unser Leben wie das Schacht-Spiel / auf welchen die vornehmsten Steine ihren Vorzug haben / so lange das Spiel wäret / aber nach geendeten Spiel werden sie über einander geworffen; Darumsahe dann das Durchlauchtigste Hertz weiter / und hindurch durch die Eitelkeit / Er wolte ein <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0024" n="20"/> habe damit wollen zu erkennen geben: Wie müde / wie überdrüssig Er des unvollkommenen sündlichen Wesens dieser Welt gewesen. Denn Pauli Wunsch und sein Wunsch kam aus einerley Hertzen. Er hatte so wol als Paulus JEsum angezogen in der heiligen Tauffe / JEsus wohnete durch den Glauben in Seinem Hertzen; So war der Geist zwar durch die inwohnende mit-wirckende Krafft JEsu willig zum Guten / aber das Fleisch war schwach / und das Gesetz in den Gliedern / der angebohrne Wiederwille zum Guten / die zwar beherschte aber noch nicht gedämpffte Sünde regte sich / setzte sich dem guten Vorsatz entgegen / daß Er immer mit sich zu streiten hatte. Wenn denn das Aergerniß / wenn die Exempel / wenn die Gelegenheit zu sündigen dazu kam / so muste der Kampff hefftiger werden; Was Wunder / daß denn einem unverzagten Muht eines Fürsten / der so wol als die Durchleuchtigsten Herrn Brüder im Felde / nicht nur zu treffen / sondern auch zu siegen wünschte / solchen Sieg aber nicht zu erhalten in dieser Sterblichkeit vermogte / dabey nicht wol zu Muhte gewesen? Was Wunder / daß Er sich mit Paulo vor einen elenden Menschen gehalten? Was Wunder / daß Er gewünschet dieses Elendes loß zu seyn.</p> <p>Ist doch warhafftig viel! Ein Printz von einem Durchlauchtigsten Hause / Ein Herr / den jederman wegen seiner sonderbahren Gaben / fürnehmlich wegen einer recht sonderlichen Pieté aestimiret / Der in der Welt irrdische Glückseeligkeiten vor andern haben können / giebt sich doch vor einen elenden Menschen aus. Ach ja die Eitelkeit dieser Welt war dem theuren Fürsten nur gar zu wol bekannt / Er wuste gar zu wol / daß die Hohen in der Welt Götter / aber doch wie Menschen sterben müsten / daß unter den gefallenen Schnee auch bißweilen Gestalten der Cronen gefunden werden / die aber so wol als die gemeinen Flocken zu Wasser werden; Er erkannte wol mit jenem gelehrten Manne / daß unser Leben wie das Schacht-Spiel / auf welchen die vornehmsten Steine ihren Vorzug haben / so lange das Spiel wäret / aber nach geendeten Spiel werden sie über einander geworffen; Darumsahe dann das Durchlauchtigste Hertz weiter / und hindurch durch die Eitelkeit / Er wolte ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0024]
habe damit wollen zu erkennen geben: Wie müde / wie überdrüssig Er des unvollkommenen sündlichen Wesens dieser Welt gewesen. Denn Pauli Wunsch und sein Wunsch kam aus einerley Hertzen. Er hatte so wol als Paulus JEsum angezogen in der heiligen Tauffe / JEsus wohnete durch den Glauben in Seinem Hertzen; So war der Geist zwar durch die inwohnende mit-wirckende Krafft JEsu willig zum Guten / aber das Fleisch war schwach / und das Gesetz in den Gliedern / der angebohrne Wiederwille zum Guten / die zwar beherschte aber noch nicht gedämpffte Sünde regte sich / setzte sich dem guten Vorsatz entgegen / daß Er immer mit sich zu streiten hatte. Wenn denn das Aergerniß / wenn die Exempel / wenn die Gelegenheit zu sündigen dazu kam / so muste der Kampff hefftiger werden; Was Wunder / daß denn einem unverzagten Muht eines Fürsten / der so wol als die Durchleuchtigsten Herrn Brüder im Felde / nicht nur zu treffen / sondern auch zu siegen wünschte / solchen Sieg aber nicht zu erhalten in dieser Sterblichkeit vermogte / dabey nicht wol zu Muhte gewesen? Was Wunder / daß Er sich mit Paulo vor einen elenden Menschen gehalten? Was Wunder / daß Er gewünschet dieses Elendes loß zu seyn.
Ist doch warhafftig viel! Ein Printz von einem Durchlauchtigsten Hause / Ein Herr / den jederman wegen seiner sonderbahren Gaben / fürnehmlich wegen einer recht sonderlichen Pieté aestimiret / Der in der Welt irrdische Glückseeligkeiten vor andern haben können / giebt sich doch vor einen elenden Menschen aus. Ach ja die Eitelkeit dieser Welt war dem theuren Fürsten nur gar zu wol bekannt / Er wuste gar zu wol / daß die Hohen in der Welt Götter / aber doch wie Menschen sterben müsten / daß unter den gefallenen Schnee auch bißweilen Gestalten der Cronen gefunden werden / die aber so wol als die gemeinen Flocken zu Wasser werden; Er erkannte wol mit jenem gelehrten Manne / daß unser Leben wie das Schacht-Spiel / auf welchen die vornehmsten Steine ihren Vorzug haben / so lange das Spiel wäret / aber nach geendeten Spiel werden sie über einander geworffen; Darumsahe dann das Durchlauchtigste Hertz weiter / und hindurch durch die Eitelkeit / Er wolte ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |