[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802. Der Leibarzt. Richtig! richtig Jhro Gnaden! Aber eine Seelenkrankheit, die ihren Grund im Körper hat, und bey der man also zunächst auf den Körper wirken muß. Der König. Ach wollte sie nur heu- rathen! Jn vier Wochen wäre sie kurirt. Der Leibarzt. Eine sehr gewagte Sache! -- Man hat Beispiele: daß, ohne vorhergegangene Reinigungskur, die Krank- heit nach der Ehe gefährlich geworden ist. -- Der König. Nun ja! ich habe auch nichts gegen das Reinigen; wenn sie sich nur dann zum Heyrathen versteht! -- "Wie wäre es? -- fiel die Oberhofmei- sterinn ein -- wenn Jhro Majestät sich entschlössen, einmal das benachbarte Ora- kel zu befragen? -- Es ist nur sechs Mei- len von hier, und der Oberpriester, als ein Mann von Geist, und Erfahrung bekannt." Der Leibarzt. Richtig! richtig Jhro Gnaden! Aber eine Seelenkrankheit, die ihren Grund im Koͤrper hat, und bey der man alſo zunaͤchſt auf den Koͤrper wirken muß. Der Koͤnig. Ach wollte ſie nur heu- rathen! Jn vier Wochen waͤre ſie kurirt. Der Leibarzt. Eine ſehr gewagte Sache! — Man hat Beiſpiele: daß, ohne vorhergegangene Reinigungskur, die Krank- heit nach der Ehe gefaͤhrlich geworden iſt. — Der Koͤnig. Nun ja! ich habe auch nichts gegen das Reinigen; wenn ſie ſich nur dann zum Heyrathen verſteht! — »Wie waͤre es? — fiel die Oberhofmei- ſterinn ein — wenn Jhro Majeſtaͤt ſich entſchloͤſſen, einmal das benachbarte Ora- kel zu befragen? — Es iſt nur ſechs Mei- len von hier, und der Oberprieſter, als ein Mann von Geiſt, und Erfahrung bekannt.« <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0111" n="107"/> <sp who="#ARZT"> <speaker><hi rendition="#g">Der Leibarzt</hi>.</speaker> <p>Richtig! richtig Jhro<lb/> Gnaden! Aber eine Seelenkrankheit, die<lb/> ihren Grund im Koͤrper hat, und bey der<lb/> man alſo zunaͤchſt auf den Koͤrper wirken<lb/> muß.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOEN"> <speaker><hi rendition="#g">Der Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Ach wollte ſie nur heu-<lb/> rathen! Jn vier Wochen waͤre ſie kurirt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ARZT"> <speaker><hi rendition="#g">Der Leibarzt</hi>.</speaker> <p>Eine ſehr gewagte<lb/> Sache! — Man hat Beiſpiele: daß, ohne<lb/> vorhergegangene Reinigungskur, die Krank-<lb/> heit nach der Ehe gefaͤhrlich geworden iſt. —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOEN"> <speaker><hi rendition="#g">Der Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Nun ja! ich habe auch<lb/> nichts gegen das Reinigen; wenn ſie ſich<lb/> nur dann zum Heyrathen verſteht! —</p><lb/> <p>»Wie waͤre es? — fiel die Oberhofmei-<lb/> ſterinn ein — wenn Jhro Majeſtaͤt ſich<lb/> entſchloͤſſen, einmal das benachbarte Ora-<lb/> kel zu befragen? — Es iſt nur ſechs Mei-<lb/> len von hier, und der Oberprieſter, als ein<lb/> Mann von Geiſt, und Erfahrung bekannt.«</p><lb/> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [107/0111]
Der Leibarzt. Richtig! richtig Jhro
Gnaden! Aber eine Seelenkrankheit, die
ihren Grund im Koͤrper hat, und bey der
man alſo zunaͤchſt auf den Koͤrper wirken
muß.
Der Koͤnig. Ach wollte ſie nur heu-
rathen! Jn vier Wochen waͤre ſie kurirt.
Der Leibarzt. Eine ſehr gewagte
Sache! — Man hat Beiſpiele: daß, ohne
vorhergegangene Reinigungskur, die Krank-
heit nach der Ehe gefaͤhrlich geworden iſt. —
Der Koͤnig. Nun ja! ich habe auch
nichts gegen das Reinigen; wenn ſie ſich
nur dann zum Heyrathen verſteht! —
»Wie waͤre es? — fiel die Oberhofmei-
ſterinn ein — wenn Jhro Majeſtaͤt ſich
entſchloͤſſen, einmal das benachbarte Ora-
kel zu befragen? — Es iſt nur ſechs Mei-
len von hier, und der Oberprieſter, als ein
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Zitationshilfe: | [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/111>, abgerufen am 16.02.2025. |