[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.
Klarheit zu geben, und probierte es jetzt aus allen Kräften. Da er aber den König noch immer nicht gewahr wurde und so eben ein paar Bau- erknaben in den Tempel laufen sah, be- schloß er wieder hinunter zu steigen. Die lustigen Vögel hatten sich die Nachlässig- keit des Tempeldieners, der heute voller geschäftigen Angst alle Thüren offen lies, zu Nutze gemacht, und wollten nun zum Spas auch einmal das Orakel befragen. Aber der Gott, oder vielmehr -- wel- ches ja einerley ist -- sein Gesalbter, donnerte sie mit Hülfe der frischen Eier dermaßen nieder: daß sie sinnlos zu Boden stürzten, und sich, zu seiner innigsten Freude, erst nach einer halben Stunde wieder er- hohlten. Kaum hatte man sie an die Seite ge- schaft; als der König erschien und sich mit
Klarheit zu geben, und probierte es jetzt aus allen Kraͤften. Da er aber den Koͤnig noch immer nicht gewahr wurde und ſo eben ein paar Bau- erknaben in den Tempel laufen ſah, be- ſchloß er wieder hinunter zu ſteigen. Die luſtigen Voͤgel hatten ſich die Nachlaͤſſig- keit des Tempeldieners, der heute voller geſchaͤftigen Angſt alle Thuͤren offen lies, zu Nutze gemacht, und wollten nun zum Spas auch einmal das Orakel befragen. Aber der Gott, oder vielmehr — wel- ches ja einerley iſt — ſein Geſalbter, donnerte ſie mit Huͤlfe der friſchen Eier dermaßen nieder: daß ſie ſinnlos zu Boden ſtuͤrzten, und ſich, zu ſeiner innigſten Freude, erſt nach einer halben Stunde wieder er- hohlten. Kaum hatte man ſie an die Seite ge- ſchaft; als der Koͤnig erſchien und ſich mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <p><pb facs="#f0118" n="114"/> Klarheit zu geben, und probierte es jetzt<lb/> aus allen Kraͤften.</p><lb/> <p>Da er aber den Koͤnig noch immer nicht<lb/> gewahr wurde und ſo eben ein paar Bau-<lb/> erknaben in den Tempel laufen ſah, be-<lb/> ſchloß er wieder hinunter zu ſteigen. Die<lb/> luſtigen Voͤgel hatten ſich die Nachlaͤſſig-<lb/> keit des Tempeldieners, der heute voller<lb/> geſchaͤftigen Angſt alle Thuͤren offen lies,<lb/> zu Nutze gemacht, und wollten nun zum<lb/> Spas auch einmal das Orakel befragen.</p><lb/> <p>Aber der Gott, oder vielmehr — wel-<lb/> ches ja einerley iſt — <hi rendition="#g">ſein Geſalbter</hi>,<lb/> donnerte ſie mit Huͤlfe der friſchen Eier<lb/> dermaßen nieder: daß ſie ſinnlos zu Boden<lb/> ſtuͤrzten, und ſich, zu ſeiner innigſten Freude,<lb/> erſt nach einer halben Stunde wieder er-<lb/> hohlten.</p><lb/> <p>Kaum hatte man ſie an die Seite ge-<lb/> ſchaft; als der Koͤnig erſchien und ſich mit<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [114/0118]
Klarheit zu geben, und probierte es jetzt
aus allen Kraͤften.
Da er aber den Koͤnig noch immer nicht
gewahr wurde und ſo eben ein paar Bau-
erknaben in den Tempel laufen ſah, be-
ſchloß er wieder hinunter zu ſteigen. Die
luſtigen Voͤgel hatten ſich die Nachlaͤſſig-
keit des Tempeldieners, der heute voller
geſchaͤftigen Angſt alle Thuͤren offen lies,
zu Nutze gemacht, und wollten nun zum
Spas auch einmal das Orakel befragen.
Aber der Gott, oder vielmehr — wel-
ches ja einerley iſt — ſein Geſalbter,
donnerte ſie mit Huͤlfe der friſchen Eier
dermaßen nieder: daß ſie ſinnlos zu Boden
ſtuͤrzten, und ſich, zu ſeiner innigſten Freude,
erſt nach einer halben Stunde wieder er-
hohlten.
Kaum hatte man ſie an die Seite ge-
ſchaft; als der Koͤnig erſchien und ſich mit
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Zitationshilfe: | [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/118>, abgerufen am 16.02.2025. |