So sehr Takeddin durch jenes Aben- theuer mit dem Säbel und durch dieses Traumgesicht auf wunderbare Ereignisse vorbereitet war: so überraschend war ihm alles, was ihm am Flusse begegnete. Aber jetzt wurde es ganz still umher, und der Wanderer wollte, da die Dämmerung schon anzubrechen begann, den nächsten Weg nach Balsora zurückkehren, dessen Mi- narets, noch ziemlich weit entfernt, in schim- mernder Pracht sich erhoben. Jn Betrach- tungen über die Wunder, die er gesehen, gänzlich verloren, ging er noch einige hun- dert Schritte am Ufer hinunter, bis an ein kleines Cedernwäldchen, um welches der nächste Weg nach der Stadt herumbog. Doch es lag eine so drückende Schwüle auf der weiten Ebene, daß sich der ermüdete Wanderer gern den erfrischenden Schatten überließ, welche das kühle Wäldchen ihm
So ſehr Takeddin durch jenes Aben- theuer mit dem Saͤbel und durch dieſes Traumgeſicht auf wunderbare Ereigniſſe vorbereitet war: ſo uͤberraſchend war ihm alles, was ihm am Fluſſe begegnete. Aber jetzt wurde es ganz ſtill umher, und der Wanderer wollte, da die Daͤmmerung ſchon anzubrechen begann, den naͤchſten Weg nach Balſora zuruͤckkehren, deſſen Mi- narets, noch ziemlich weit entfernt, in ſchim- mernder Pracht ſich erhoben. Jn Betrach- tungen uͤber die Wunder, die er geſehen, gaͤnzlich verloren, ging er noch einige hun- dert Schritte am Ufer hinunter, bis an ein kleines Cedernwaͤldchen, um welches der naͤchſte Weg nach der Stadt herumbog. Doch es lag eine ſo druͤckende Schwuͤle auf der weiten Ebene, daß ſich der ermuͤdete Wanderer gern den erfriſchenden Schatten uͤberließ, welche das kuͤhle Waͤldchen ihm
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0147"n="143"/><p>So ſehr Takeddin durch jenes Aben-<lb/>
theuer mit dem Saͤbel und durch dieſes<lb/>
Traumgeſicht auf wunderbare Ereigniſſe<lb/>
vorbereitet war: ſo uͤberraſchend war ihm<lb/>
alles, was ihm am Fluſſe begegnete. Aber<lb/>
jetzt wurde es ganz ſtill umher, und der<lb/>
Wanderer wollte, da die Daͤmmerung ſchon<lb/>
anzubrechen begann, den naͤchſten Weg<lb/>
nach <hirendition="#g">Balſora</hi> zuruͤckkehren, deſſen Mi-<lb/>
narets, noch ziemlich weit entfernt, in ſchim-<lb/>
mernder Pracht ſich erhoben. Jn Betrach-<lb/>
tungen uͤber die Wunder, die er geſehen,<lb/>
gaͤnzlich verloren, ging er noch einige hun-<lb/>
dert Schritte am Ufer hinunter, bis an ein<lb/>
kleines Cedernwaͤldchen, um welches der<lb/>
naͤchſte Weg nach der Stadt herumbog.<lb/>
Doch es lag eine ſo druͤckende Schwuͤle auf<lb/>
der weiten Ebene, daß ſich der ermuͤdete<lb/>
Wanderer gern den erfriſchenden Schatten<lb/>
uͤberließ, welche das kuͤhle Waͤldchen ihm<lb/></p></div></body></text></TEI>
[143/0147]
So ſehr Takeddin durch jenes Aben-
theuer mit dem Saͤbel und durch dieſes
Traumgeſicht auf wunderbare Ereigniſſe
vorbereitet war: ſo uͤberraſchend war ihm
alles, was ihm am Fluſſe begegnete. Aber
jetzt wurde es ganz ſtill umher, und der
Wanderer wollte, da die Daͤmmerung ſchon
anzubrechen begann, den naͤchſten Weg
nach Balſora zuruͤckkehren, deſſen Mi-
narets, noch ziemlich weit entfernt, in ſchim-
mernder Pracht ſich erhoben. Jn Betrach-
tungen uͤber die Wunder, die er geſehen,
gaͤnzlich verloren, ging er noch einige hun-
dert Schritte am Ufer hinunter, bis an ein
kleines Cedernwaͤldchen, um welches der
naͤchſte Weg nach der Stadt herumbog.
Doch es lag eine ſo druͤckende Schwuͤle auf
der weiten Ebene, daß ſich der ermuͤdete
Wanderer gern den erfriſchenden Schatten
uͤberließ, welche das kuͤhle Waͤldchen ihm
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/147>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.