nung, daß sie ihm hier denselben Dienst leisten werde, wie bei der Stahlpforte; aber sie glitt kraftlos an der Fläche herab, und als er unmuthig zuletzt auf die kristal- lenen Wände loshieb, prallten die Schläge mit einer solchen Heftigkeit zurück, daß sein Arm gelähmt an seiner Seite heruntersanck.
Entschlossen, in der Nähe des Thurmes die entscheidende Stunde zu erwarten, suchte er eine Stelle, wo er gemächlich ruhen, und den unglücklichen Gegenstand seiner Theilnahme und seiner Liebe bequem be- trachten konnte. Während dessen warf er seine Blicke wieder auf das obere Gemach des Thurmes, und sah, wie der häßliche Zwerg die Jungfrau unablässig verhinderte, auf den schönen Wanderer herabzuschauen; wie er mit dem Spiegel heranrückte, und ihr denselben nahe vor die Augen hielt; wie er mit einem Lächeln, das zu Grinzen
nung, daß ſie ihm hier denſelben Dienſt leiſten werde, wie bei der Stahlpforte; aber ſie glitt kraftlos an der Flaͤche herab, und als er unmuthig zuletzt auf die kriſtal- lenen Waͤnde loshieb, prallten die Schlaͤge mit einer ſolchen Heftigkeit zuruͤck, daß ſein Arm gelaͤhmt an ſeiner Seite herunterſanck.
Entſchloſſen, in der Naͤhe des Thurmes die entſcheidende Stunde zu erwarten, ſuchte er eine Stelle, wo er gemaͤchlich ruhen, und den ungluͤcklichen Gegenſtand ſeiner Theilnahme und ſeiner Liebe bequem be- trachten konnte. Waͤhrend deſſen warf er ſeine Blicke wieder auf das obere Gemach des Thurmes, und ſah, wie der haͤßliche Zwerg die Jungfrau unablaͤſſig verhinderte, auf den ſchoͤnen Wanderer herabzuſchauen; wie er mit dem Spiegel heranruͤckte, und ihr denſelben nahe vor die Augen hielt; wie er mit einem Laͤcheln, das zu Grinzen
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nung, daß ſie ihm hier denſelben Dienſt
leiſten werde, wie bei der Stahlpforte;
aber ſie glitt kraftlos an der Flaͤche herab,
und als er unmuthig zuletzt auf die kriſtal-
lenen Waͤnde loshieb, prallten die Schlaͤge
mit einer ſolchen Heftigkeit zuruͤck, daß ſein
Arm gelaͤhmt an ſeiner Seite herunterſanck.
Entſchloſſen, in der Naͤhe des Thurmes
die entſcheidende Stunde zu erwarten, ſuchte
er eine Stelle, wo er gemaͤchlich ruhen,
und den ungluͤcklichen Gegenſtand ſeiner
Theilnahme und ſeiner Liebe bequem be-
trachten konnte. Waͤhrend deſſen warf er
ſeine Blicke wieder auf das obere Gemach
des Thurmes, und ſah, wie der haͤßliche
Zwerg die Jungfrau unablaͤſſig verhinderte,
auf den ſchoͤnen Wanderer herabzuſchauen;
wie er mit dem Spiegel heranruͤckte, und
ihr denſelben nahe vor die Augen hielt;
wie er mit einem Laͤcheln, das zu Grinzen
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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/189>, abgerufen am 16.02.2025.
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