fruchttragenden Bäumen, in der fröhlichsten Abwechselung, bedeckt; von erfrischenden Quellen durchschnitten, die sich bald durch dichtes Gebüsch schlichen, bald zwischen grünen Ufern hin rieselten, und in der Mitte einen kleinen See füllten, dessen Ufer mit Mirthen, Rosen, und anderm nie- drigen Gesträuche eingefaßt war. Fröhliche Mädchen sprangen ihm beim Eintritte ent- gegen, und nöthigten ihn, mit freundlicher Zudringlichkeit, aus den Körbchen, die sie am Arme trugen, die köstlichsten Früchte auszusuchen, während schöne Knaben in eine kühle Laube ihn führten, wo reichge- putzte Sklaven ihm Rosenwasser zum Wa- schen darboten, und die Tische mit den fein- sten Früchten und Backwerken, mit köstli- chem Scherbet, und feurigem Schiraswein besetzt waren. Aber eingedenk seines Schwu- res berührte Takeddin nichts; obgleich ihm
fruchttragenden Baͤumen, in der froͤhlichſten Abwechſelung, bedeckt; von erfriſchenden Quellen durchſchnitten, die ſich bald durch dichtes Gebuͤſch ſchlichen, bald zwiſchen gruͤnen Ufern hin rieſelten, und in der Mitte einen kleinen See fuͤllten, deſſen Ufer mit Mirthen, Roſen, und anderm nie- drigen Geſtraͤuche eingefaßt war. Froͤhliche Maͤdchen ſprangen ihm beim Eintritte ent- gegen, und noͤthigten ihn, mit freundlicher Zudringlichkeit, aus den Koͤrbchen, die ſie am Arme trugen, die koͤſtlichſten Fruͤchte auszuſuchen, waͤhrend ſchoͤne Knaben in eine kuͤhle Laube ihn fuͤhrten, wo reichge- putzte Sklaven ihm Roſenwaſſer zum Wa- ſchen darboten, und die Tiſche mit den fein- ſten Fruͤchten und Backwerken, mit koͤſtli- chem Scherbet, und feurigem Schiraswein beſetzt waren. Aber eingedenk ſeines Schwu- res beruͤhrte Takeddin nichts; obgleich ihm
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fruchttragenden Baͤumen, in der froͤhlichſten
Abwechſelung, bedeckt; von erfriſchenden
Quellen durchſchnitten, die ſich bald durch
dichtes Gebuͤſch ſchlichen, bald zwiſchen
gruͤnen Ufern hin rieſelten, und in der
Mitte einen kleinen See fuͤllten, deſſen
Ufer mit Mirthen, Roſen, und anderm nie-
drigen Geſtraͤuche eingefaßt war. Froͤhliche
Maͤdchen ſprangen ihm beim Eintritte ent-
gegen, und noͤthigten ihn, mit freundlicher
Zudringlichkeit, aus den Koͤrbchen, die ſie
am Arme trugen, die koͤſtlichſten Fruͤchte
auszuſuchen, waͤhrend ſchoͤne Knaben in
eine kuͤhle Laube ihn fuͤhrten, wo reichge-
putzte Sklaven ihm Roſenwaſſer zum Wa-
ſchen darboten, und die Tiſche mit den fein-
ſten Fruͤchten und Backwerken, mit koͤſtli-
chem Scherbet, und feurigem Schiraswein
beſetzt waren. Aber eingedenk ſeines Schwu-
res beruͤhrte Takeddin nichts; obgleich ihm
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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/192>, abgerufen am 21.11.2024.
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