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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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macht? die ausdauernde Tapferkeit, die
keine Gefahren scheuet, der Unschuld hülf-
reiche Hand zu bieten? Was hilft das
Alles mir. Die Welt bewundert mich. Jch
laß überall zurück den Ruf eines mächtigen,
großen Mannes; es lodert vielleicht da
oder dort noch auf einem Altar von einem
Opfer, das mir der Aberglaube oder die
Dankbarkeit dargebracht; es erinnert viel-
leicht hier und da ein marmornes Denk-
mal den vorbeistreichenden Wanderer an
eine meiner Großthaten: allein für sich fin-
det der arme Kanzedir keine Ruhe. --
Achtung, Ehrfurcht, Freundschaft versagt
mir kein Sterblicher. Allein Liebe -- Liebe,
diese sanfte beseeligende Empfindung --
ach! diese bin ich nicht vermögend, in einem
sterblichen Wesen aufzuregen.

Wenn ich so auf meiner großen Wan-
derung es oft bemerkte, wie manche Sulta-

macht? die ausdauernde Tapferkeit, die
keine Gefahren ſcheuet, der Unſchuld huͤlf-
reiche Hand zu bieten? Was hilft das
Alles mir. Die Welt bewundert mich. Jch
laß uͤberall zuruͤck den Ruf eines maͤchtigen,
großen Mannes; es lodert vielleicht da
oder dort noch auf einem Altar von einem
Opfer, das mir der Aberglaube oder die
Dankbarkeit dargebracht; es erinnert viel-
leicht hier und da ein marmornes Denk-
mal den vorbeiſtreichenden Wanderer an
eine meiner Großthaten: allein fuͤr ſich fin-
det der arme Kanzedir keine Ruhe. —
Achtung, Ehrfurcht, Freundſchaft verſagt
mir kein Sterblicher. Allein Liebe — Liebe,
dieſe ſanfte beſeeligende Empfindung —
ach! dieſe bin ich nicht vermoͤgend, in einem
ſterblichen Weſen aufzuregen.

Wenn ich ſo auf meiner großen Wan-
derung es oft bemerkte, wie manche Sulta-

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[220/0224] macht? die ausdauernde Tapferkeit, die keine Gefahren ſcheuet, der Unſchuld huͤlf- reiche Hand zu bieten? Was hilft das Alles mir. Die Welt bewundert mich. Jch laß uͤberall zuruͤck den Ruf eines maͤchtigen, großen Mannes; es lodert vielleicht da oder dort noch auf einem Altar von einem Opfer, das mir der Aberglaube oder die Dankbarkeit dargebracht; es erinnert viel- leicht hier und da ein marmornes Denk- mal den vorbeiſtreichenden Wanderer an eine meiner Großthaten: allein fuͤr ſich fin- det der arme Kanzedir keine Ruhe. — Achtung, Ehrfurcht, Freundſchaft verſagt mir kein Sterblicher. Allein Liebe — Liebe, dieſe ſanfte beſeeligende Empfindung — ach! dieſe bin ich nicht vermoͤgend, in einem ſterblichen Weſen aufzuregen. Wenn ich ſo auf meiner großen Wan- derung es oft bemerkte, wie manche Sulta-

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/224>, abgerufen am 21.11.2024.