nin einem Sklaven die herzlichsten Ge- fühle weihete, nach denen ich, der aus Für- stenblut Entsprossene, vergebens schmachte, da wurmte es in mir. Jch konnte mich lange, lange deshalb beruhigen, ich ertrug mein Schicksal geduldig und standhaft. Aber -- seitdem ich Abenza gesehen, seit- dem ihre großen schwarzen Augen mich getroffen, glimmt ein Feuer in mir, das keine Geduld, keine Selbstüberwindung zu bändigen vermag. Nein! die Flamme, die Abenza in mir angefacht, werde ich nur in ihrem Besitz oder mit meinem Untergange verlöschen sehen.
O känntest Du, Tantchen, Abenza! Es würde Dir äußerst kränkend sein, nicht im Besitz der Kraft Dich zu sehen, Deinen Neffen in einer leidlichern Gestalt erschei- nen lassen zu können. Betrachte mich, sieh mein Äußeres, diese blinzenden Augen, die-
nin einem Sklaven die herzlichſten Ge- fuͤhle weihete, nach denen ich, der aus Fuͤr- ſtenblut Entſproſſene, vergebens ſchmachte, da wurmte es in mir. Jch konnte mich lange, lange deshalb beruhigen, ich ertrug mein Schickſal geduldig und ſtandhaft. Aber — ſeitdem ich Abenza geſehen, ſeit- dem ihre großen ſchwarzen Augen mich getroffen, glimmt ein Feuer in mir, das keine Geduld, keine Selbſtuͤberwindung zu baͤndigen vermag. Nein! die Flamme, die Abenza in mir angefacht, werde ich nur in ihrem Beſitz oder mit meinem Untergange verloͤſchen ſehen.
O kaͤnnteſt Du, Tantchen, Abenza! Es wuͤrde Dir aͤußerſt kraͤnkend ſein, nicht im Beſitz der Kraft Dich zu ſehen, Deinen Neffen in einer leidlichern Geſtalt erſchei- nen laſſen zu koͤnnen. Betrachte mich, ſieh mein Äußeres, dieſe blinzenden Augen, die-
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nin einem Sklaven die herzlichſten Ge-
fuͤhle weihete, nach denen ich, der aus Fuͤr-
ſtenblut Entſproſſene, vergebens ſchmachte,
da wurmte es in mir. Jch konnte mich
lange, lange deshalb beruhigen, ich ertrug
mein Schickſal geduldig und ſtandhaft.
Aber — ſeitdem ich Abenza geſehen, ſeit-
dem ihre großen ſchwarzen Augen mich
getroffen, glimmt ein Feuer in mir, das
keine Geduld, keine Selbſtuͤberwindung zu
baͤndigen vermag. Nein! die Flamme, die
Abenza in mir angefacht, werde ich nur in
ihrem Beſitz oder mit meinem Untergange
verloͤſchen ſehen.
O kaͤnnteſt Du, Tantchen, Abenza! Es
wuͤrde Dir aͤußerſt kraͤnkend ſein, nicht im
Beſitz der Kraft Dich zu ſehen, Deinen
Neffen in einer leidlichern Geſtalt erſchei-
nen laſſen zu koͤnnen. Betrachte mich, ſieh
mein Äußeres, dieſe blinzenden Augen, die-
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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/225>, abgerufen am 21.11.2024.
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