Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
rung, gegen welche der Stössel sich in ganzer Breite legt, nur 0,017 kg,
der oberen Führung dagegen 0,037 kg.

Liegt die Hauptschneide des Stichels an der Seite -- womit zu rechnen
ist -- so wird die Bestimmung der Flächendrücke weniger einfach. In
der Bildfläche von Fig. 457 fällt W2 hinweg, wodurch die Richtung von
Po und Pu sich umkehrt. Die Grösse dieser beiden Kräfte wird, so lange
man mit dem vorliegenden Beispiel rechnet, viel kleiner. W2 wirkt in
einer zur Bildfläche der Fig. 459 gleichlaufenden Fläche und verursacht
auf die Seitenflächen der Führungen die Drücke Qu und Qo, indem:
W2 . l1 = Qo . l2 . . . . . . . . (70)
Qu = Qo + W2 . . . . . . . . (71)

und danach wird:
[Formel 1] . . . . . . . (72)
[Formel 2] . . . . . . . . (73)

oder nach dem Beispiel: W2 = 400 kg; l1 = 700 mm; l2 = 700 mm; Qu =
800 kg; Qo = 400 kg. Die Schmalflächen der Führungen sind 40 mm breit,
also die Drücke auf 1 qmm derselben unten 0,1 kg, oben 0,05 kg.

W2 versucht endlich noch den Stössel um seine Längsaxe zu drehen,
sie wirkt, nach Fig. 460 an einem 140 mm langen Hebelarm, während den
widerstehenden, 20 mm breiten Leisten der Hebelarm [Formel 3] = 180 mm
zur Verfügung steht. Der Druck gegen diese Leisten beträgt sonach
[Formel 4] = 311 kg, die sich auf 2 . 20 mm . 200 mm = 8000 qmm vertheilen,
also 0,039 kg für 1 qmm Flächendruck liefern, welcher für die untere
Leiste dem von W1 herrührenden, hier nicht berechneten hinzuzuzählen
sein würde.

Es würde Unbequemlichkeiten verursachen, wenn die Mitte der
Schnittlänge immer in gleichem Abstande von den Führungen sich befinden
müsste. Die Lage der zu bearbeitenden Flächen gegenüber derjenigen
des Werkstückes, welche sich auf die Aufspannplatte stützt, erfordert
zuweilen das Arbeiten des Stichels in grösserer, zuweilen in geringerer
Entfernung von der Aufspannplatte. Da die Höhenlage der Kurbelwelle,
(oder der den Stössel bethätigenden Schleife, Fig. 418) sich nicht bequem
ändern lässt, so macht man den Zapfen c, Fig. 457, an welchen die Lenk-
stange greift, am Stössel einstellbar. Die linksseitige Verlängerung dieses
Zapfens steckt zu diesem Zweck in einem Schlitz des Stössels. Ein breiter,
plattenartiger Bund des Zapfens legt sich gegen die eine, die Unterleg-
scheibe einer Mutter auf die andere Seite des Stössels. Das Festhalten des
Zapfens c findet durch Reibung des genannten Bundes am Stössel statt.

Man macht diesen Bund zuweilen rund und giebt ihm keine grossen
Abmessungen. Alsdann ist der Zapfen nebst seiner Verlängerung als doppel-
armiger Hebel aufzufassen, dessen Stützpunkt in der Gleitfläche des Bundes
liegt. Es muss dann die Reibung erheblich grösser sein als der Lenk-
stangendruck. Macht man dagegen den Bund lang, wie in Fig. 457 an-
gegeben, so dass nicht das geringste Kippen in Frage kommen kann, so

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
rung, gegen welche der Stössel sich in ganzer Breite legt, nur 0,017 kg,
der oberen Führung dagegen 0,037 kg.

Liegt die Hauptschneide des Stichels an der Seite — womit zu rechnen
ist — so wird die Bestimmung der Flächendrücke weniger einfach. In
der Bildfläche von Fig. 457 fällt W2 hinweg, wodurch die Richtung von
Po und Pu sich umkehrt. Die Grösse dieser beiden Kräfte wird, so lange
man mit dem vorliegenden Beispiel rechnet, viel kleiner. W2 wirkt in
einer zur Bildfläche der Fig. 459 gleichlaufenden Fläche und verursacht
auf die Seitenflächen der Führungen die Drücke Qu und Qo, indem:
W2 . l1 = Qo . l2 . . . . . . . . (70)
Qu = Qo + W2 . . . . . . . . (71)

und danach wird:
[Formel 1] . . . . . . . (72)
[Formel 2] . . . . . . . . (73)

oder nach dem Beispiel: W2 = 400 kg; l1 = 700 mm; l2 = 700 mm; Qu =
800 kg; Qo = 400 kg. Die Schmalflächen der Führungen sind 40 mm breit,
also die Drücke auf 1 qmm derselben unten 0,1 kg, oben 0,05 kg.

W2 versucht endlich noch den Stössel um seine Längsaxe zu drehen,
sie wirkt, nach Fig. 460 an einem 140 mm langen Hebelarm, während den
widerstehenden, 20 mm breiten Leisten der Hebelarm [Formel 3] = 180 mm
zur Verfügung steht. Der Druck gegen diese Leisten beträgt sonach
[Formel 4] = 311 kg, die sich auf 2 . 20 mm . 200 mm = 8000 qmm vertheilen,
also 0,039 kg für 1 qmm Flächendruck liefern, welcher für die untere
Leiste dem von W1 herrührenden, hier nicht berechneten hinzuzuzählen
sein würde.

Es würde Unbequemlichkeiten verursachen, wenn die Mitte der
Schnittlänge immer in gleichem Abstande von den Führungen sich befinden
müsste. Die Lage der zu bearbeitenden Flächen gegenüber derjenigen
des Werkstückes, welche sich auf die Aufspannplatte stützt, erfordert
zuweilen das Arbeiten des Stichels in grösserer, zuweilen in geringerer
Entfernung von der Aufspannplatte. Da die Höhenlage der Kurbelwelle,
(oder der den Stössel bethätigenden Schleife, Fig. 418) sich nicht bequem
ändern lässt, so macht man den Zapfen c, Fig. 457, an welchen die Lenk-
stange greift, am Stössel einstellbar. Die linksseitige Verlängerung dieses
Zapfens steckt zu diesem Zweck in einem Schlitz des Stössels. Ein breiter,
plattenartiger Bund des Zapfens legt sich gegen die eine, die Unterleg-
scheibe einer Mutter auf die andere Seite des Stössels. Das Festhalten des
Zapfens c findet durch Reibung des genannten Bundes am Stössel statt.

Man macht diesen Bund zuweilen rund und giebt ihm keine grossen
Abmessungen. Alsdann ist der Zapfen nebst seiner Verlängerung als doppel-
armiger Hebel aufzufassen, dessen Stützpunkt in der Gleitfläche des Bundes
liegt. Es muss dann die Reibung erheblich grösser sein als der Lenk-
stangendruck. Macht man dagegen den Bund lang, wie in Fig. 457 an-
gegeben, so dass nicht das geringste Kippen in Frage kommen kann, so

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" n="229"/><fw place="top" type="header">I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.</fw><lb/>
rung, gegen welche der Stössel sich in ganzer Breite legt, nur 0,017 kg,<lb/>
der oberen Führung dagegen 0,037 kg.</p><lb/>
          <p>Liegt die Hauptschneide des Stichels an der Seite &#x2014; womit zu rechnen<lb/>
ist &#x2014; so wird die Bestimmung der Flächendrücke weniger einfach. In<lb/>
der Bildfläche von Fig. 457 fällt <hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">2</hi> hinweg, wodurch die Richtung von<lb/><hi rendition="#i">P<hi rendition="#sub">o</hi></hi> und <hi rendition="#i">P<hi rendition="#sub">u</hi></hi> sich umkehrt. Die Grösse dieser beiden Kräfte wird, so lange<lb/>
man mit dem vorliegenden Beispiel rechnet, viel kleiner. <hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">2</hi> wirkt in<lb/>
einer zur Bildfläche der Fig. 459 gleichlaufenden Fläche und verursacht<lb/>
auf die Seitenflächen der Führungen die Drücke <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">u</hi></hi> und <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">o</hi></hi>, indem:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">2</hi> . <hi rendition="#i">l</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">o</hi></hi> . <hi rendition="#i">l</hi><hi rendition="#sub">2</hi> . . . . . . . . (70)<lb/><hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">u</hi></hi> = <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">o</hi></hi> + <hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">2</hi> . . . . . . . . (71)</hi><lb/>
und danach wird:<lb/><hi rendition="#et"><formula/> . . . . . . . (72)<lb/><formula/> . . . . . . . . (73)</hi><lb/>
oder nach dem Beispiel: <hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">2</hi> = 400 kg; <hi rendition="#i">l</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = 700 mm; <hi rendition="#i">l</hi><hi rendition="#sub">2</hi> = 700 mm; <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">u</hi></hi> =<lb/>
800 kg; <hi rendition="#i">Q<hi rendition="#sub">o</hi></hi> = 400 kg. Die Schmalflächen der Führungen sind 40 mm breit,<lb/>
also die Drücke auf 1 qmm derselben unten 0,1 kg, oben 0,05 kg.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">2</hi> versucht endlich noch den Stössel um seine Längsaxe zu drehen,<lb/>
sie wirkt, nach Fig. 460 an einem 140 mm langen Hebelarm, während den<lb/>
widerstehenden, 20 mm breiten Leisten der Hebelarm <formula/> = 180 mm<lb/>
zur Verfügung steht. Der Druck gegen diese Leisten beträgt sonach<lb/><formula/> = 311 kg, die sich auf 2 . 20 mm . 200 mm = 8000 qmm vertheilen,<lb/>
also 0,039 kg für 1 qmm Flächendruck liefern, welcher für die untere<lb/>
Leiste dem von <hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">1</hi> herrührenden, hier nicht berechneten hinzuzuzählen<lb/>
sein würde.</p><lb/>
          <p>Es würde Unbequemlichkeiten verursachen, wenn die Mitte der<lb/>
Schnittlänge immer in gleichem Abstande von den Führungen sich befinden<lb/>
müsste. Die Lage der zu bearbeitenden Flächen gegenüber derjenigen<lb/>
des Werkstückes, welche sich auf die Aufspannplatte stützt, erfordert<lb/>
zuweilen das Arbeiten des Stichels in grösserer, zuweilen in geringerer<lb/>
Entfernung von der Aufspannplatte. Da die Höhenlage der Kurbelwelle,<lb/>
(oder der den Stössel bethätigenden Schleife, Fig. 418) sich nicht bequem<lb/>
ändern lässt, so macht man den Zapfen <hi rendition="#i">c</hi>, Fig. 457, an welchen die Lenk-<lb/>
stange greift, am Stössel einstellbar. Die linksseitige Verlängerung dieses<lb/>
Zapfens steckt zu diesem Zweck in einem Schlitz des Stössels. Ein breiter,<lb/>
plattenartiger Bund des Zapfens legt sich gegen die eine, die Unterleg-<lb/>
scheibe einer Mutter auf die andere Seite des Stössels. Das Festhalten des<lb/>
Zapfens <hi rendition="#i">c</hi> findet durch Reibung des genannten Bundes am Stössel statt.</p><lb/>
          <p>Man macht diesen Bund zuweilen rund und giebt ihm keine grossen<lb/>
Abmessungen. Alsdann ist der Zapfen nebst seiner Verlängerung als doppel-<lb/>
armiger Hebel aufzufassen, dessen Stützpunkt in der Gleitfläche des Bundes<lb/>
liegt. Es muss dann die Reibung erheblich grösser sein als der Lenk-<lb/>
stangendruck. Macht man dagegen den Bund lang, wie in Fig. 457 an-<lb/>
gegeben, so dass nicht das geringste Kippen in Frage kommen kann, so<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0243] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. rung, gegen welche der Stössel sich in ganzer Breite legt, nur 0,017 kg, der oberen Führung dagegen 0,037 kg. Liegt die Hauptschneide des Stichels an der Seite — womit zu rechnen ist — so wird die Bestimmung der Flächendrücke weniger einfach. In der Bildfläche von Fig. 457 fällt W2 hinweg, wodurch die Richtung von Po und Pu sich umkehrt. Die Grösse dieser beiden Kräfte wird, so lange man mit dem vorliegenden Beispiel rechnet, viel kleiner. W2 wirkt in einer zur Bildfläche der Fig. 459 gleichlaufenden Fläche und verursacht auf die Seitenflächen der Führungen die Drücke Qu und Qo, indem: W2 . l1 = Qo . l2 . . . . . . . . (70) Qu = Qo + W2 . . . . . . . . (71) und danach wird: [FORMEL] . . . . . . . (72) [FORMEL] . . . . . . . . (73) oder nach dem Beispiel: W2 = 400 kg; l1 = 700 mm; l2 = 700 mm; Qu = 800 kg; Qo = 400 kg. Die Schmalflächen der Führungen sind 40 mm breit, also die Drücke auf 1 qmm derselben unten 0,1 kg, oben 0,05 kg. W2 versucht endlich noch den Stössel um seine Längsaxe zu drehen, sie wirkt, nach Fig. 460 an einem 140 mm langen Hebelarm, während den widerstehenden, 20 mm breiten Leisten der Hebelarm [FORMEL] = 180 mm zur Verfügung steht. Der Druck gegen diese Leisten beträgt sonach [FORMEL] = 311 kg, die sich auf 2 . 20 mm . 200 mm = 8000 qmm vertheilen, also 0,039 kg für 1 qmm Flächendruck liefern, welcher für die untere Leiste dem von W1 herrührenden, hier nicht berechneten hinzuzuzählen sein würde. Es würde Unbequemlichkeiten verursachen, wenn die Mitte der Schnittlänge immer in gleichem Abstande von den Führungen sich befinden müsste. Die Lage der zu bearbeitenden Flächen gegenüber derjenigen des Werkstückes, welche sich auf die Aufspannplatte stützt, erfordert zuweilen das Arbeiten des Stichels in grösserer, zuweilen in geringerer Entfernung von der Aufspannplatte. Da die Höhenlage der Kurbelwelle, (oder der den Stössel bethätigenden Schleife, Fig. 418) sich nicht bequem ändern lässt, so macht man den Zapfen c, Fig. 457, an welchen die Lenk- stange greift, am Stössel einstellbar. Die linksseitige Verlängerung dieses Zapfens steckt zu diesem Zweck in einem Schlitz des Stössels. Ein breiter, plattenartiger Bund des Zapfens legt sich gegen die eine, die Unterleg- scheibe einer Mutter auf die andere Seite des Stössels. Das Festhalten des Zapfens c findet durch Reibung des genannten Bundes am Stössel statt. Man macht diesen Bund zuweilen rund und giebt ihm keine grossen Abmessungen. Alsdann ist der Zapfen nebst seiner Verlängerung als doppel- armiger Hebel aufzufassen, dessen Stützpunkt in der Gleitfläche des Bundes liegt. Es muss dann die Reibung erheblich grösser sein als der Lenk- stangendruck. Macht man dagegen den Bund lang, wie in Fig. 457 an- gegeben, so dass nicht das geringste Kippen in Frage kommen kann, so

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/243
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/243>, abgerufen am 23.11.2024.