Ausser dem, in der Arbeitsrichtung auftretenden Widerstand W1, wirkt auf die Schneide ein Druck W2, Fig. 8, winkelrecht zur Schnittrichtung, welcher von dem vorübergehenden Zurückdrängen der Schnittfläche her- rührt. Wegen des Druckes, welchen der Span auf die Brust der Schneide ausübt, ist ein gewisser Druck gegen den Rücken der Schneide nöthig, um ein Durchbiegen der Schneide gegen das Werkstück, das sogenannte "Haken" zu verhüten. Dieser Zweck würde zwar erreicht, wenn die beiden Drücke sich gegenseitig aufhöben. Das lässt sich jedoch durch Wahl der Ansatzwinkelgrösse nicht mit Sicherheit erreichen, weshalb man, um jeden- falls das Haken zu vermeiden, den Ansatzwinkel i kleiner macht und hier- durch einen Ueberschuss des Druckes gegen den Schneidrücken erzielt. Nach den bisher vorliegenden wenigen Beobachtungsergebnissen scheint 1) es zweckmässig zu sein, sich auf eine Grösse W2 dieses Ueberschusses ge- fasst zu machen, welche ebenso gross ist als W1, also für die Berechnung der Abmessungen für die Maschine zu setzen:
[Formel 1]
. . . . . . . (4) Ist der Span verhältnissmässig dünn und breit, Fig. 3, 4, 5 und 6, so wird man W2 als winkelrecht gegen die Breitseite gerichtet annehmen, sind da-
[Abbildung]
Fig. 9.
gegen Dicke und Breite des Spanes nicht so sehr von einander unterschie- den, so ist ein Theil von W2 als gegen die Breitseite, ein anderer als gegen die Schmalseite gerichtet anzunehmen. Bei dem Entwurf einer Werkzeug- maschine weiss man meistens nicht mit Sicherheit, welche Spanart von dem Benutzer gewählt werden wird, weshalb man vorsichtshalber die un- günstigsten Lagen und Werthe für W2 einsetzt.
Während die bisher erörterten, den Dreh- und Hobelsticheln u. s. w. zugehörigen Schneiden bei einem und demselben Schnitt regelmässig Späne gleichen Querschnitts abheben, schneiden die Fräserzähne das Metall in sehr verschiedenen Dicken ab. Der bei e Fig. 9 ansetzende Zahn dreht sich um die Fräseraxe und schreitet gleichzeitig mit dieser gegensätzlich zum Werkstück vor, sodass, wenn der Zahn in f eintrifft, die Fräseraxe von m nach m1 gelangt ist. Hierbei ist eine Metallschicht abgelöst, deren Längenschnitt die Figur e b f i a e darstellt. Die krumme, von der Fräserschneide beschriebene Linie e b f ist nun kein Kreisbogen. In allen wirklich vorkommenden Fällen ist aber die Länge m1m = f i = c a im Ver- hältniss zum Fräserdurchmesser D so klein -- bei weitem kleiner als die Figur angiebt -- dass man für die Berechnung der Spandicke sie als mit dem Halbmesser D/2 beschriebenen Bogen ansehen kann.
Es ist dann die Spandicke x = a b, wenn der Winkel e m b = e ge- setzt wird:
[Formel 2]
a c ist gleich m m1, d. h. dem Zuschiebungswege eines jeden der z Fräser-
1) Zeitschrift d. Vereins deutscher Ingenieure 1897, S. 504.
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Ausser dem, in der Arbeitsrichtung auftretenden Widerstand W1, wirkt auf die Schneide ein Druck W2, Fig. 8, winkelrecht zur Schnittrichtung, welcher von dem vorübergehenden Zurückdrängen der Schnittfläche her- rührt. Wegen des Druckes, welchen der Span auf die Brust der Schneide ausübt, ist ein gewisser Druck gegen den Rücken der Schneide nöthig, um ein Durchbiegen der Schneide gegen das Werkstück, das sogenannte „Haken“ zu verhüten. Dieser Zweck würde zwar erreicht, wenn die beiden Drücke sich gegenseitig aufhöben. Das lässt sich jedoch durch Wahl der Ansatzwinkelgrösse nicht mit Sicherheit erreichen, weshalb man, um jeden- falls das Haken zu vermeiden, den Ansatzwinkel i kleiner macht und hier- durch einen Ueberschuss des Druckes gegen den Schneidrücken erzielt. Nach den bisher vorliegenden wenigen Beobachtungsergebnissen scheint 1) es zweckmässig zu sein, sich auf eine Grösse W2 dieses Ueberschusses ge- fasst zu machen, welche ebenso gross ist als W1, also für die Berechnung der Abmessungen für die Maschine zu setzen:
[Formel 1]
. . . . . . . (4) Ist der Span verhältnissmässig dünn und breit, Fig. 3, 4, 5 und 6, so wird man W2 als winkelrecht gegen die Breitseite gerichtet annehmen, sind da-
[Abbildung]
Fig. 9.
gegen Dicke und Breite des Spanes nicht so sehr von einander unterschie- den, so ist ein Theil von W2 als gegen die Breitseite, ein anderer als gegen die Schmalseite gerichtet anzunehmen. Bei dem Entwurf einer Werkzeug- maschine weiss man meistens nicht mit Sicherheit, welche Spanart von dem Benutzer gewählt werden wird, weshalb man vorsichtshalber die un- günstigsten Lagen und Werthe für W2 einsetzt.
Während die bisher erörterten, den Dreh- und Hobelsticheln u. s. w. zugehörigen Schneiden bei einem und demselben Schnitt regelmässig Späne gleichen Querschnitts abheben, schneiden die Fräserzähne das Metall in sehr verschiedenen Dicken ab. Der bei e Fig. 9 ansetzende Zahn dreht sich um die Fräseraxe und schreitet gleichzeitig mit dieser gegensätzlich zum Werkstück vor, sodass, wenn der Zahn in f eintrifft, die Fräseraxe von m nach m1 gelangt ist. Hierbei ist eine Metallschicht abgelöst, deren Längenschnitt die Figur e b f i a e darstellt. Die krumme, von der Fräserschneide beschriebene Linie e b f ist nun kein Kreisbogen. In allen wirklich vorkommenden Fällen ist aber die Länge m1m = f i = c a im Ver- hältniss zum Fräserdurchmesser D so klein — bei weitem kleiner als die Figur angiebt — dass man für die Berechnung der Spandicke sie als mit dem Halbmesser D/2 beschriebenen Bogen ansehen kann.
Es ist dann die Spandicke x = a b, wenn der Winkel e m b = η ge- setzt wird:
[Formel 2]
a c ist gleich m m1, d. h. dem Zuschiebungswege eines jeden der z Fräser-
1) Zeitschrift d. Vereins deutscher Ingenieure 1897, S. 504.
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[14/0028]
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Ausser dem, in der Arbeitsrichtung auftretenden Widerstand W1, wirkt
auf die Schneide ein Druck W2, Fig. 8, winkelrecht zur Schnittrichtung,
welcher von dem vorübergehenden Zurückdrängen der Schnittfläche her-
rührt. Wegen des Druckes, welchen der Span auf die Brust der Schneide
ausübt, ist ein gewisser Druck gegen den Rücken der Schneide nöthig,
um ein Durchbiegen der Schneide gegen das Werkstück, das sogenannte
„Haken“ zu verhüten. Dieser Zweck würde zwar erreicht, wenn die beiden
Drücke sich gegenseitig aufhöben. Das lässt sich jedoch durch Wahl der
Ansatzwinkelgrösse nicht mit Sicherheit erreichen, weshalb man, um jeden-
falls das Haken zu vermeiden, den Ansatzwinkel i kleiner macht und hier-
durch einen Ueberschuss des Druckes gegen den Schneidrücken erzielt.
Nach den bisher vorliegenden wenigen Beobachtungsergebnissen scheint 1)
es zweckmässig zu sein, sich auf eine Grösse W2 dieses Ueberschusses ge-
fasst zu machen, welche ebenso gross ist als W1, also für die Berechnung
der Abmessungen für die Maschine zu setzen:
[FORMEL] . . . . . . . (4)
Ist der Span verhältnissmässig dünn und breit, Fig. 3, 4, 5 und 6, so wird
man W2 als winkelrecht gegen die Breitseite gerichtet annehmen, sind da-
[Abbildung Fig. 9.]
gegen Dicke und Breite des Spanes
nicht so sehr von einander unterschie-
den, so ist ein Theil von W2 als gegen
die Breitseite, ein anderer als gegen
die Schmalseite gerichtet anzunehmen.
Bei dem Entwurf einer Werkzeug-
maschine weiss man meistens nicht
mit Sicherheit, welche Spanart von
dem Benutzer gewählt werden wird,
weshalb man vorsichtshalber die un-
günstigsten Lagen und Werthe für
W2 einsetzt.
Während die bisher erörterten,
den Dreh- und Hobelsticheln u. s. w.
zugehörigen Schneiden bei einem und demselben Schnitt regelmässig Späne
gleichen Querschnitts abheben, schneiden die Fräserzähne das Metall in
sehr verschiedenen Dicken ab. Der bei e Fig. 9 ansetzende Zahn dreht
sich um die Fräseraxe und schreitet gleichzeitig mit dieser gegensätzlich
zum Werkstück vor, sodass, wenn der Zahn in f eintrifft, die Fräseraxe
von m nach m1 gelangt ist. Hierbei ist eine Metallschicht abgelöst,
deren Längenschnitt die Figur e b f i a e darstellt. Die krumme, von der
Fräserschneide beschriebene Linie e b f ist nun kein Kreisbogen. In allen
wirklich vorkommenden Fällen ist aber die Länge m1 m = f i = c a im Ver-
hältniss zum Fräserdurchmesser D so klein — bei weitem kleiner als die
Figur angiebt — dass man für die Berechnung der Spandicke sie als mit
dem Halbmesser D/2 beschriebenen Bogen ansehen kann.
Es ist dann die Spandicke x = a b, wenn der Winkel e m b = η ge-
setzt wird:
[FORMEL] a c ist gleich m m1, d. h. dem Zuschiebungswege eines jeden der z Fräser-
1) Zeitschrift d. Vereins deutscher Ingenieure 1897, S. 504.
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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