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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Webstühle anzuführen. Zur Erzeugung mancher gemusterter Gewebe sind
verschiedene Schussfäden einzutragen. Das kann geschehen, indem der
Weber aus dem bereit gelegten Vorrath von Schützen, welche die verschie-
denen Fäden enthalten, den in Frage kommenden entnimmt und mit der
Hand durch das Fach schiebt oder wirft. Dieses Verfahren ermöglicht die
reichste Mannigfaltigkeit der Fäden und ist deshalb noch heute für die
Gobelinweberei gebräuchlich, erfordert aber einen sehr grossen Zeitaufwand.
Eine kleine Zahl (etwa bis 8) Fäden und zugehörige Schützen lassen sich
in ebenso viel neben oder über einander angebrachte Kasten legen, von
denen durch geeignete Vorrichtungen jedesmal der richtige vor das Fach
gebracht wird, so dass der Faden mit Hilfe des gewöhnlichen Webervogels
oder des Schlagarmes des mechanischen Webstuhls eingetragen werden
kann. Diese Schützenkasten können neben einander in einer Ebene an-
geordnet sein und winkelrecht zu ihrer Längsrichtung geradlinig verschoben
werden (Steiglade oder Schiebelade von Rob. Kay 1760) oder trommel-
[Abbildung] Fig. 591.
[Abbildung] Fig. 592.
förmig zusammengefügt sein, so dass ihr Ort durch Drehen um die gemein-
same Axe wechselt (Revolverlade, Drehlade). Das letztere Verfahren er-
scheint zweckmässiger als das erstere, weil sich an den letzten Schützen-
kasten ohne weiteres der erste anschliesst, während bei der Schiebelade
der Schützenkasten ganz und gar zurückgezogen werden muss, um den
ersten Kasten wieder in die Anfangslage zu bringen. Trotzdem ist für
manche Zwecke die Steig- oder Schiebelade geeigneter als die kreisende Lade.

Der Stahlwechsel der Werkzeugmaschine wird auf gleiche Weise her-
beigeführt, nämlich:

1. durch Verschieben der in einer Ebene neben einander eingespannten
Stähle in gerader Linie, Fig. 591.

2. durch Drehen der trommelförmig zusammengestellten Stähle um
die gemeinsame Axe, Fig. 592.

Es kommt aber noch hinzu:

3. Drehen der sternförmigen Stichelanordnung um die Mitte des Sternes,
Fig. 593.


Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Webstühle anzuführen. Zur Erzeugung mancher gemusterter Gewebe sind
verschiedene Schussfäden einzutragen. Das kann geschehen, indem der
Weber aus dem bereit gelegten Vorrath von Schützen, welche die verschie-
denen Fäden enthalten, den in Frage kommenden entnimmt und mit der
Hand durch das Fach schiebt oder wirft. Dieses Verfahren ermöglicht die
reichste Mannigfaltigkeit der Fäden und ist deshalb noch heute für die
Gobelinweberei gebräuchlich, erfordert aber einen sehr grossen Zeitaufwand.
Eine kleine Zahl (etwa bis 8) Fäden und zugehörige Schützen lassen sich
in ebenso viel neben oder über einander angebrachte Kasten legen, von
denen durch geeignete Vorrichtungen jedesmal der richtige vor das Fach
gebracht wird, so dass der Faden mit Hilfe des gewöhnlichen Webervogels
oder des Schlagarmes des mechanischen Webstuhls eingetragen werden
kann. Diese Schützenkasten können neben einander in einer Ebene an-
geordnet sein und winkelrecht zu ihrer Längsrichtung geradlinig verschoben
werden (Steiglade oder Schiebelade von Rob. Kay 1760) oder trommel-
[Abbildung] Fig. 591.
[Abbildung] Fig. 592.
förmig zusammengefügt sein, so dass ihr Ort durch Drehen um die gemein-
same Axe wechselt (Revolverlade, Drehlade). Das letztere Verfahren er-
scheint zweckmässiger als das erstere, weil sich an den letzten Schützen-
kasten ohne weiteres der erste anschliesst, während bei der Schiebelade
der Schützenkasten ganz und gar zurückgezogen werden muss, um den
ersten Kasten wieder in die Anfangslage zu bringen. Trotzdem ist für
manche Zwecke die Steig- oder Schiebelade geeigneter als die kreisende Lade.

Der Stahlwechsel der Werkzeugmaschine wird auf gleiche Weise her-
beigeführt, nämlich:

1. durch Verschieben der in einer Ebene neben einander eingespannten
Stähle in gerader Linie, Fig. 591.

2. durch Drehen der trommelförmig zusammengestellten Stähle um
die gemeinsame Axe, Fig. 592.

Es kommt aber noch hinzu:

3. Drehen der sternförmigen Stichelanordnung um die Mitte des Sternes,
Fig. 593.


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[308/0322] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. Webstühle anzuführen. Zur Erzeugung mancher gemusterter Gewebe sind verschiedene Schussfäden einzutragen. Das kann geschehen, indem der Weber aus dem bereit gelegten Vorrath von Schützen, welche die verschie- denen Fäden enthalten, den in Frage kommenden entnimmt und mit der Hand durch das Fach schiebt oder wirft. Dieses Verfahren ermöglicht die reichste Mannigfaltigkeit der Fäden und ist deshalb noch heute für die Gobelinweberei gebräuchlich, erfordert aber einen sehr grossen Zeitaufwand. Eine kleine Zahl (etwa bis 8) Fäden und zugehörige Schützen lassen sich in ebenso viel neben oder über einander angebrachte Kasten legen, von denen durch geeignete Vorrichtungen jedesmal der richtige vor das Fach gebracht wird, so dass der Faden mit Hilfe des gewöhnlichen Webervogels oder des Schlagarmes des mechanischen Webstuhls eingetragen werden kann. Diese Schützenkasten können neben einander in einer Ebene an- geordnet sein und winkelrecht zu ihrer Längsrichtung geradlinig verschoben werden (Steiglade oder Schiebelade von Rob. Kay 1760) oder trommel- [Abbildung Fig. 591.] [Abbildung Fig. 592.] förmig zusammengefügt sein, so dass ihr Ort durch Drehen um die gemein- same Axe wechselt (Revolverlade, Drehlade). Das letztere Verfahren er- scheint zweckmässiger als das erstere, weil sich an den letzten Schützen- kasten ohne weiteres der erste anschliesst, während bei der Schiebelade der Schützenkasten ganz und gar zurückgezogen werden muss, um den ersten Kasten wieder in die Anfangslage zu bringen. Trotzdem ist für manche Zwecke die Steig- oder Schiebelade geeigneter als die kreisende Lade. Der Stahlwechsel der Werkzeugmaschine wird auf gleiche Weise her- beigeführt, nämlich: 1. durch Verschieben der in einer Ebene neben einander eingespannten Stähle in gerader Linie, Fig. 591. 2. durch Drehen der trommelförmig zusammengestellten Stähle um die gemeinsame Axe, Fig. 592. Es kommt aber noch hinzu: 3. Drehen der sternförmigen Stichelanordnung um die Mitte des Sternes, Fig. 593.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/322>, abgerufen am 21.11.2024.