zwar in obiger Weise berechnet, aber den zweiten Theil, die Reibungs- widerstände, im ganzen schätzt. Diese Schätzung setzt nun grosse Er- fahrung voraus; man kann ihre Unsicherheit durch Berechnen der haupt- sächlichsten Reibungswiderstände mindern.
Für die meisten Fälle ist dieses Rechnungsverfahren durchsichtig genug, so dass weitere Erläuterungen seiner Anwendung entbehrt werden können. Bei den Tischhobelmaschinen mit Zahnstangen- oder Schrauben-Antrieb und in geringerem Grade bei diesen verwandten Maschinen treten jedoch neben den leicht erkennbaren auch Reibungswiderstände auf, die beträchtlich sind, aber doch leicht übersehen werden. Es sind das die Reibungswiderstände, welche am Hubwechsel die lebendige Kraft des bewegten Schlittens ver- nichten müssen. Zu dem hierfür erforderlichen Arbeitsbedarf gesellt sich der- jenige für das Hervorbringen der neuen Geschwindigkeit (vergl. S. 187). Um die Bedeutung dieser Arbeitsgrössen zu beleuchten, erinnere ich daran, dass die Treibriemen oder Reibkupplungen bei dem Hubwechsel gleiten, und bemerke, dass zur Zeit des Hubwechsels dieser Maschinen der Arbeits- aufwand zuweilen auf das Dreifache des für mittleren Vollbetrieb Erforder- lichen sich steigert. Es möge hier eingeschaltet werden, dass dieser Umstand für elektrischen Antrieb von hervorragender Bedeutung ist: will man nicht unverhältnissmässig grosse Motoren verwenden, so ist die Einschaltung wirkungsvoller Schwungräder unbedingt nöthig.
Die beim Hubwechsel auftretenden Arbeitsverluste hängen von dem Gewicht der bewegten Theile und den Geschwindigkeiten derselben ab; sie sind an sich leicht zu berechnen. Will man sie aber auf die Zeiteinhet beziehen, will man den grössten sekundlichen Arbeitsverbrauch wissen, so ist erforderlich, zunächst festzustellen, innerhalb welcher Zeit der Hub- wechsel erfolgt. Dazu gehören meistens umständliche Rechnungen; jeden- falls muss man die Art des Hubwechsels und die für ihn zu verwendenden Mittel genau kennen.
Angaben, welche das Antriebserforderniss der Werkzeugmaschinen in runden Zahlen ausdrücken, sind werthlos, weil es von zahlreichen Einzel- umständen abhängig ist, die bei den einzelnen Maschinen selbst der gleichen Gattung nicht in gleichem Verhältniss auftreten.
Als brauchbar, wenn auch nicht als ganz einwandfrei, sind folgende beiden Rechnungsverfahren zu bezeichnen.
J. Hart 1) setzt die Zahl N der zum Betrieb erforderlichen Pferdekräfte:
[Formel 1]
. . . . . (92)
Es bezeichnet in dieser Gleichung: k die Reissfestigkeit des zu zer- spanenden Metalles, b und d Breite und Dicke der abzunehmenden Schicht und v die sekundliche Schnittgeschwindigkeit rechtwinklig zu dem Quer- schnitt b · d. Ferner ist a eine Werthziffer, welche angiebt, um wie viel mal der Schnittwiderstand grösser ist als die Reissfestigkeit; es hat also a k dieselbe Bedeutung wie der Werth K, Gl. 1, S. 13. Endlich soll die Werthziffer m das Verhältniss der Summe der Reibungswiderstände zu dem eigentlichen Arbeitswiderstand ausdrücken.
1) Die Werkzeugmaschinen für den Maschinenbau. 2. Auflage, Heidelberg 1874, S. 58 u. f.
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
zwar in obiger Weise berechnet, aber den zweiten Theil, die Reibungs- widerstände, im ganzen schätzt. Diese Schätzung setzt nun grosse Er- fahrung voraus; man kann ihre Unsicherheit durch Berechnen der haupt- sächlichsten Reibungswiderstände mindern.
Für die meisten Fälle ist dieses Rechnungsverfahren durchsichtig genug, so dass weitere Erläuterungen seiner Anwendung entbehrt werden können. Bei den Tischhobelmaschinen mit Zahnstangen- oder Schrauben-Antrieb und in geringerem Grade bei diesen verwandten Maschinen treten jedoch neben den leicht erkennbaren auch Reibungswiderstände auf, die beträchtlich sind, aber doch leicht übersehen werden. Es sind das die Reibungswiderstände, welche am Hubwechsel die lebendige Kraft des bewegten Schlittens ver- nichten müssen. Zu dem hierfür erforderlichen Arbeitsbedarf gesellt sich der- jenige für das Hervorbringen der neuen Geschwindigkeit (vergl. S. 187). Um die Bedeutung dieser Arbeitsgrössen zu beleuchten, erinnere ich daran, dass die Treibriemen oder Reibkupplungen bei dem Hubwechsel gleiten, und bemerke, dass zur Zeit des Hubwechsels dieser Maschinen der Arbeits- aufwand zuweilen auf das Dreifache des für mittleren Vollbetrieb Erforder- lichen sich steigert. Es möge hier eingeschaltet werden, dass dieser Umstand für elektrischen Antrieb von hervorragender Bedeutung ist: will man nicht unverhältnissmässig grosse Motoren verwenden, so ist die Einschaltung wirkungsvoller Schwungräder unbedingt nöthig.
Die beim Hubwechsel auftretenden Arbeitsverluste hängen von dem Gewicht der bewegten Theile und den Geschwindigkeiten derselben ab; sie sind an sich leicht zu berechnen. Will man sie aber auf die Zeiteinhet beziehen, will man den grössten sekundlichen Arbeitsverbrauch wissen, so ist erforderlich, zunächst festzustellen, innerhalb welcher Zeit der Hub- wechsel erfolgt. Dazu gehören meistens umständliche Rechnungen; jeden- falls muss man die Art des Hubwechsels und die für ihn zu verwendenden Mittel genau kennen.
Angaben, welche das Antriebserforderniss der Werkzeugmaschinen in runden Zahlen ausdrücken, sind werthlos, weil es von zahlreichen Einzel- umständen abhängig ist, die bei den einzelnen Maschinen selbst der gleichen Gattung nicht in gleichem Verhältniss auftreten.
Als brauchbar, wenn auch nicht als ganz einwandfrei, sind folgende beiden Rechnungsverfahren zu bezeichnen.
J. Hart 1) setzt die Zahl N der zum Betrieb erforderlichen Pferdekräfte:
[Formel 1]
. . . . . (92)
Es bezeichnet in dieser Gleichung: k die Reissfestigkeit des zu zer- spanenden Metalles, b und d Breite und Dicke der abzunehmenden Schicht und v die sekundliche Schnittgeschwindigkeit rechtwinklig zu dem Quer- schnitt b · d. Ferner ist α eine Werthziffer, welche angiebt, um wie viel mal der Schnittwiderstand grösser ist als die Reissfestigkeit; es hat also α k dieselbe Bedeutung wie der Werth K, Gl. 1, S. 13. Endlich soll die Werthziffer m das Verhältniss der Summe der Reibungswiderstände zu dem eigentlichen Arbeitswiderstand ausdrücken.
1) Die Werkzeugmaschinen für den Maschinenbau. 2. Auflage, Heidelberg 1874, S. 58 u. f.
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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
zwar in obiger Weise berechnet, aber den zweiten Theil, die Reibungs-
widerstände, im ganzen schätzt. Diese Schätzung setzt nun grosse Er-
fahrung voraus; man kann ihre Unsicherheit durch Berechnen der haupt-
sächlichsten Reibungswiderstände mindern.
Für die meisten Fälle ist dieses Rechnungsverfahren durchsichtig genug,
so dass weitere Erläuterungen seiner Anwendung entbehrt werden können.
Bei den Tischhobelmaschinen mit Zahnstangen- oder Schrauben-Antrieb und
in geringerem Grade bei diesen verwandten Maschinen treten jedoch neben
den leicht erkennbaren auch Reibungswiderstände auf, die beträchtlich sind,
aber doch leicht übersehen werden. Es sind das die Reibungswiderstände,
welche am Hubwechsel die lebendige Kraft des bewegten Schlittens ver-
nichten müssen. Zu dem hierfür erforderlichen Arbeitsbedarf gesellt sich der-
jenige für das Hervorbringen der neuen Geschwindigkeit (vergl. S. 187).
Um die Bedeutung dieser Arbeitsgrössen zu beleuchten, erinnere ich daran,
dass die Treibriemen oder Reibkupplungen bei dem Hubwechsel gleiten,
und bemerke, dass zur Zeit des Hubwechsels dieser Maschinen der Arbeits-
aufwand zuweilen auf das Dreifache des für mittleren Vollbetrieb Erforder-
lichen sich steigert. Es möge hier eingeschaltet werden, dass dieser Umstand
für elektrischen Antrieb von hervorragender Bedeutung ist: will man nicht
unverhältnissmässig grosse Motoren verwenden, so ist die Einschaltung
wirkungsvoller Schwungräder unbedingt nöthig.
Die beim Hubwechsel auftretenden Arbeitsverluste hängen von dem
Gewicht der bewegten Theile und den Geschwindigkeiten derselben ab;
sie sind an sich leicht zu berechnen. Will man sie aber auf die Zeiteinhet
beziehen, will man den grössten sekundlichen Arbeitsverbrauch wissen, so
ist erforderlich, zunächst festzustellen, innerhalb welcher Zeit der Hub-
wechsel erfolgt. Dazu gehören meistens umständliche Rechnungen; jeden-
falls muss man die Art des Hubwechsels und die für ihn zu verwendenden
Mittel genau kennen.
Angaben, welche das Antriebserforderniss der Werkzeugmaschinen in
runden Zahlen ausdrücken, sind werthlos, weil es von zahlreichen Einzel-
umständen abhängig ist, die bei den einzelnen Maschinen selbst der gleichen
Gattung nicht in gleichem Verhältniss auftreten.
Als brauchbar, wenn auch nicht als ganz einwandfrei, sind folgende
beiden Rechnungsverfahren zu bezeichnen.
J. Hart 1) setzt die Zahl N der zum Betrieb erforderlichen Pferdekräfte:
[FORMEL] . . . . . (92)
Es bezeichnet in dieser Gleichung: k die Reissfestigkeit des zu zer-
spanenden Metalles, b und d Breite und Dicke der abzunehmenden Schicht
und v die sekundliche Schnittgeschwindigkeit rechtwinklig zu dem Quer-
schnitt b · d. Ferner ist α eine Werthziffer, welche angiebt, um wie viel
mal der Schnittwiderstand grösser ist als die Reissfestigkeit; es hat also
α k dieselbe Bedeutung wie der Werth K, Gl. 1, S. 13. Endlich soll die
Werthziffer m das Verhältniss der Summe der Reibungswiderstände zu dem
eigentlichen Arbeitswiderstand ausdrücken.
1) Die Werkzeugmaschinen für den Maschinenbau. 2. Auflage, Heidelberg 1874,
S. 58 u. f.
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/498>, abgerufen am 22.11.2024.
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