fläche mal den Dampfüberdruck für die Flächeneinheit, und bei Oberdampf drückt das Produkt aus oberer Kolbenfläche und dem Dampfüberdruck diejenige Kraft aus, welche beim oberen Hubwechsel in der Richtung nach oben auf das Gestell wirkt. Diese Beträge können überschritten werden: bei Reibhämmern durch zu starkes Anziehen des Hubriemens, bezw. über- mässiges Andrücken der Reibrollen, bei Dampfhämmern durch Kompression des Dampfes unter oder über dem Kolben. Diese Ueberschreitungen sind nicht allgemein zu bestimmen; man wird sie durch schätzungsweise Zu- schläge zu den erst angegebenen Werthen berücksichtigen können. Es ist die Grösse dieser Kräfte nun nicht zur Berechnung der Gestellabmessungen auf Grund der Festigkeit zu benutzen, sondern höchstens auf Grund des elastischen Widerstandes der Gestelltheile. Wegen des raschen Wechsels der Beanspruchung entstehen Schwingungen des Gestelles. Letzteres ist so anzuordnen und zu bemessen, dass diese Schwingungen nur wenig Schaden verursachen können. Lothrechte Schwingungen sind unschädlich, so weit sie die Festigkeit des Gestelles nicht gefährden. Hieraus folgt, dass das thorartige Gestell weit besser sich eignet als das C-förmige, da letzteres pendelnde Schwingungen, das sogenannte Nicken, herbeiführt. Man be- nutzt deshalb das C-förmige Gestell nur für kleinere Hämmer, und giebt ihm eine möglichst kleine Ausladung.
Die Beanspruchung des Hammergestells, welche von der Führung des Bärs herrührt, ist eine sehr verschiedene, je nach Benutzung des Hammers und dem Zustande der Führung (S. 571). Rechnerisches Verfolgen der auftretenden Kräfte ist so gut wie ausgeschlossen, weil keine bestimmten Vordersätze zu geben sind. Es ist hier das praktische Gefühl allein herr- schend. Dasselbe gilt, wenn die Führung allein durch Stopfbüchse und Dampfstiefel stattfindet.1)
Für die Wahl der Gestellart ist die geforderte Zugänglichkeit mit ent- scheidend. Hat der Hammer regelmässig mit Gesenken begrenzter Grösse zu arbeiten, so genügt die Zugänglichkeit eines schmalen thorartigen Ge- stelles (Fig. 1009, S. 555). Sind lange Gegenstände zu schmieden, so ist das C-förmige Gestell bequemer; man neigt dann meistens die schmale, lange Hammerbahn um 45° gegen die Mittelebene des Gestelles, bringt auch wohl in letzterem, gegenüber dem Amboss, eine grosse Oeffnung an. Bei sper- rigen Werkstücken verdient wieder das thorartige Gestell vorgezogen zu werden, oder kommt allein in Frage, indem auch bei grosser Weite zwischen den Ständern nennenswerthes Pendeln des Hammerwegs nicht vorkommen kann. Es wird für sperrige Werkstücke die Gestellform, welche Fig. 1031, S. 569 dargestellt, mit Vorliebe verwendet, weil sie beliebig grosse Weiten zwischen den zum Tragen des Querbalkens dienenden Pfeilern gestattet.
III. Schmiedepressen.
Wegen der Massenwirkungen, die von dem aufschlagenden Hammer ausgehen, und welche trotz weitgehender Vorsichtsmassregeln auf die Werk- zeugmaschine nicht allein, sondern auch auf deren Umgebung zerstörend wirken, wählt man in neuerer Zeit mehr und mehr eine andere Kraftüber-
1) Morrison, Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1865, S. 622, mit Abb. Sellers, Dingl. polyt. Journ. 1874, Bd. 212, S. 382, mit Abb.
III. Theil. Schmiedemaschinen.
fläche mal den Dampfüberdruck für die Flächeneinheit, und bei Oberdampf drückt das Produkt aus oberer Kolbenfläche und dem Dampfüberdruck diejenige Kraft aus, welche beim oberen Hubwechsel in der Richtung nach oben auf das Gestell wirkt. Diese Beträge können überschritten werden: bei Reibhämmern durch zu starkes Anziehen des Hubriemens, bezw. über- mässiges Andrücken der Reibrollen, bei Dampfhämmern durch Kompression des Dampfes unter oder über dem Kolben. Diese Ueberschreitungen sind nicht allgemein zu bestimmen; man wird sie durch schätzungsweise Zu- schläge zu den erst angegebenen Werthen berücksichtigen können. Es ist die Grösse dieser Kräfte nun nicht zur Berechnung der Gestellabmessungen auf Grund der Festigkeit zu benutzen, sondern höchstens auf Grund des elastischen Widerstandes der Gestelltheile. Wegen des raschen Wechsels der Beanspruchung entstehen Schwingungen des Gestelles. Letzteres ist so anzuordnen und zu bemessen, dass diese Schwingungen nur wenig Schaden verursachen können. Lothrechte Schwingungen sind unschädlich, so weit sie die Festigkeit des Gestelles nicht gefährden. Hieraus folgt, dass das thorartige Gestell weit besser sich eignet als das C-förmige, da letzteres pendelnde Schwingungen, das sogenannte Nicken, herbeiführt. Man be- nutzt deshalb das C-förmige Gestell nur für kleinere Hämmer, und giebt ihm eine möglichst kleine Ausladung.
Die Beanspruchung des Hammergestells, welche von der Führung des Bärs herrührt, ist eine sehr verschiedene, je nach Benutzung des Hammers und dem Zustande der Führung (S. 571). Rechnerisches Verfolgen der auftretenden Kräfte ist so gut wie ausgeschlossen, weil keine bestimmten Vordersätze zu geben sind. Es ist hier das praktische Gefühl allein herr- schend. Dasselbe gilt, wenn die Führung allein durch Stopfbüchse und Dampfstiefel stattfindet.1)
Für die Wahl der Gestellart ist die geforderte Zugänglichkeit mit ent- scheidend. Hat der Hammer regelmässig mit Gesenken begrenzter Grösse zu arbeiten, so genügt die Zugänglichkeit eines schmalen thorartigen Ge- stelles (Fig. 1009, S. 555). Sind lange Gegenstände zu schmieden, so ist das C-förmige Gestell bequemer; man neigt dann meistens die schmale, lange Hammerbahn um 45° gegen die Mittelebene des Gestelles, bringt auch wohl in letzterem, gegenüber dem Amboss, eine grosse Oeffnung an. Bei sper- rigen Werkstücken verdient wieder das thorartige Gestell vorgezogen zu werden, oder kommt allein in Frage, indem auch bei grosser Weite zwischen den Ständern nennenswerthes Pendeln des Hammerwegs nicht vorkommen kann. Es wird für sperrige Werkstücke die Gestellform, welche Fig. 1031, S. 569 dargestellt, mit Vorliebe verwendet, weil sie beliebig grosse Weiten zwischen den zum Tragen des Querbalkens dienenden Pfeilern gestattet.
III. Schmiedepressen.
Wegen der Massenwirkungen, die von dem aufschlagenden Hammer ausgehen, und welche trotz weitgehender Vorsichtsmassregeln auf die Werk- zeugmaschine nicht allein, sondern auch auf deren Umgebung zerstörend wirken, wählt man in neuerer Zeit mehr und mehr eine andere Kraftüber-
1) Morrison, Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1865, S. 622, mit Abb. Sellers, Dingl. polyt. Journ. 1874, Bd. 212, S. 382, mit Abb.
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[605/0623]
III. Theil. Schmiedemaschinen.
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drückt das Produkt aus oberer Kolbenfläche und dem Dampfüberdruck
diejenige Kraft aus, welche beim oberen Hubwechsel in der Richtung nach
oben auf das Gestell wirkt. Diese Beträge können überschritten werden:
bei Reibhämmern durch zu starkes Anziehen des Hubriemens, bezw. über-
mässiges Andrücken der Reibrollen, bei Dampfhämmern durch Kompression
des Dampfes unter oder über dem Kolben. Diese Ueberschreitungen sind
nicht allgemein zu bestimmen; man wird sie durch schätzungsweise Zu-
schläge zu den erst angegebenen Werthen berücksichtigen können. Es ist
die Grösse dieser Kräfte nun nicht zur Berechnung der Gestellabmessungen
auf Grund der Festigkeit zu benutzen, sondern höchstens auf Grund des
elastischen Widerstandes der Gestelltheile. Wegen des raschen Wechsels
der Beanspruchung entstehen Schwingungen des Gestelles. Letzteres ist so
anzuordnen und zu bemessen, dass diese Schwingungen nur wenig Schaden
verursachen können. Lothrechte Schwingungen sind unschädlich, so weit
sie die Festigkeit des Gestelles nicht gefährden. Hieraus folgt, dass das
thorartige Gestell weit besser sich eignet als das C-förmige, da letzteres
pendelnde Schwingungen, das sogenannte Nicken, herbeiführt. Man be-
nutzt deshalb das C-förmige Gestell nur für kleinere Hämmer, und giebt
ihm eine möglichst kleine Ausladung.
Die Beanspruchung des Hammergestells, welche von der Führung des
Bärs herrührt, ist eine sehr verschiedene, je nach Benutzung des Hammers
und dem Zustande der Führung (S. 571). Rechnerisches Verfolgen der
auftretenden Kräfte ist so gut wie ausgeschlossen, weil keine bestimmten
Vordersätze zu geben sind. Es ist hier das praktische Gefühl allein herr-
schend. Dasselbe gilt, wenn die Führung allein durch Stopfbüchse und
Dampfstiefel stattfindet. 1)
Für die Wahl der Gestellart ist die geforderte Zugänglichkeit mit ent-
scheidend. Hat der Hammer regelmässig mit Gesenken begrenzter Grösse
zu arbeiten, so genügt die Zugänglichkeit eines schmalen thorartigen Ge-
stelles (Fig. 1009, S. 555). Sind lange Gegenstände zu schmieden, so ist das
C-förmige Gestell bequemer; man neigt dann meistens die schmale, lange
Hammerbahn um 45° gegen die Mittelebene des Gestelles, bringt auch wohl
in letzterem, gegenüber dem Amboss, eine grosse Oeffnung an. Bei sper-
rigen Werkstücken verdient wieder das thorartige Gestell vorgezogen zu
werden, oder kommt allein in Frage, indem auch bei grosser Weite zwischen
den Ständern nennenswerthes Pendeln des Hammerwegs nicht vorkommen
kann. Es wird für sperrige Werkstücke die Gestellform, welche Fig. 1031,
S. 569 dargestellt, mit Vorliebe verwendet, weil sie beliebig grosse Weiten
zwischen den zum Tragen des Querbalkens dienenden Pfeilern gestattet.
III. Schmiedepressen.
Wegen der Massenwirkungen, die von dem aufschlagenden Hammer
ausgehen, und welche trotz weitgehender Vorsichtsmassregeln auf die Werk-
zeugmaschine nicht allein, sondern auch auf deren Umgebung zerstörend
wirken, wählt man in neuerer Zeit mehr und mehr eine andere Kraftüber-
1) Morrison, Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1865, S. 622, mit Abb. Sellers,
Dingl. polyt. Journ. 1874, Bd. 212, S. 382, mit Abb.
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/623>, abgerufen am 26.06.2024.
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